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Und die vollsten Bahnlinien von Tokyo sind…

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158 verschiedene Bahnlinien, betrieben von insgesamt 48 verschiedenen Bahngesellschaften. 2,210 Bahnhöfe. Und 40 Millionen mal pro Tag macht es “Beep!”, wenn die Bahnfahrenden ihre Geldkatzen oder Handys über den IC-Kartenleser der Ticketschranken ziehen. Das ist der Nahverkehr im Raum Tokyo.

Da bekommt man schnell schlechte Laune: Rush Hour in Tokyo

Matthias Reichさん(@tabibito_tokyo)が投稿した写真 –


Und alljährlich erscheint eine Liste in Tokyo, der man entnehmen kann, welche Bahnlinien – im Durchschnitt, an einem Wochentag – am vollsten sind. Der Auslastungsgrad lässt sich dabei recht leicht in Prozent angeben – und dafür gibt es vom Verkehrsministerium erlassene, mehr oder weniger feste Definitionen:

Auslastung in % Definition (nach Verkehrsministerium)
100% Man kann entweder sitzen, sich an einer der Halteschlaufen festhalten oder neben der Tür stehen
150% Man kann bequem eine Zeitung aufschlagen und lesen
180% Wenn man sich viel Mühe gibt und faltet, kann man eine Zeitung lesen
200% Man steht dicht an dicht gedrängt, berührt auf allen Seiten Mitreisende und kann nur mit Mühe eine Zeitschrift lesen
250% Wenn sich der Zug neigt, neigt man sich mit. Man kann den Körper nicht mehr bewegen – einschliesslich der Hände.

Ein Blick auf die Top Ten in diesem Jahr ist für Tokyo-Kenner keine wirkliche Überraschung. Die Linien, die ich quasi täglich benutze, liegen auf Platz 6 und 7. Und die Nummer 1 ist keine Unbekannte – die 東西線 Tozai-Linie verbindet schliesslich Urayasu, meinem Wohnort von 2005 bis 2014, mit Tokyo. Es passierte auch in dieser Linie, dass im vergangenen Jahr eine Scheibe wegen Überfüllung zu Bruch ging. Die angegebenen Werte in der Liste unten sind wohlgemerkt Durchschnittswerte, denn die Türen und Waggons, von denen man sofort zu Treppenaufgängen am Bahnsteig gelangt, sind natürlich viel beliebter als die anderen Waggons (zur Erinnerung: Japanische Züge halten zentimetergenau an fest bestimmten Punkten). So sind dann bei einem Schnitt von 200% Teile des Zuges zu 150%, andere hingegen zu 250% überfüllt.

Rang Auslastung in % Spitzenzeit Linie Strecke
9. 178 7:34 – 8:34 JR総武線(快速) JR Sōbu (Rapid) 新小岩 Shinkoiwa → 錦糸町 Kinshichō
9. 178 7:45 – 8:45 千代田線 Chiyoda-Linie (Metro) 町屋 Machiya → 西日暮里 Nishi-Nippori
8. 182 7:39 – 8:39 JR東海道線 JR Tōkaidō 川崎 Kawasaki → 品川 Shinagawa
7. 185 7:50 – 8:50 田園都市線 Den’en Toshi-Linie 池尻大橋 Ikejiri-Ōhashi → 渋谷 Shibuya
6. 189 7:46 – 8:48 小田急小田原線 Odakyū Odawara-Linie 世田谷代田駅 Setagaya Daita → 下北沢 Shimokitazawa
5. 191 7:54 – 8:54 JR中央線(快速) JR Chūō-Linie (Rapid) 中野 Nakano → 新宿 Shinjuku
4. 192 7:34 – 8:34 JR横須賀線 JR Yokosuka-Linie 武蔵小杉 Musashi-Kosugi → 西大井 Nishi-Ōi
3. 197 7:50 – 8:50 JR京浜東北線 JR Keihin-Tōhoku-Linie 上野 Ueno → 御徒町 Okachimachi
2. 199 7:34 – 8:34 JR総武線(緩行) JR Sōbu (Kankō) 錦糸町 Kinshichō → 両国 Ryōgoku
1. 200 7:50 – 8:50 東西線 Tōzai-Linie (Metro) 木場 Kiba – 門前仲町 Monzen-Nakachō

In der Liste gibt es von Jahr zu Jahr keine großartigen Überraschungen, aber auf längere Zeit gesehen schon. Ich kann mich gut daran erinnern, dass Ende der 90er Jahre die 西武池袋線 Seibu-Ikebukuro-Linie jahrelang den Spitzenplatz einnahm, aber dann wurden die 大江戸線 Ōedo-Linie und die 副都心線 Fuku-Toshin-Linie gebaut sowie der Abstand zwischen den Zügen verändert, was für Entlastung sorgte. Dafür rücken nun Linien aus Richtung Kawasaki in die Top Ten vor – Kawasaki hatte Ende der 1990er nämlich rund 1,2 Millionen Einwohner und in diesem Jahr bereits 1,5 Millionen – diese zusätzlichen Einwohner müssen natürlich auch irgendwie zur Arbeit nach Tokyo gelangen, doch eisenbahntechnisch hat sich in der Gegend in den vergangenen 20 Jahren nicht allzu viel getan.

 Wenn man an der richtigen Tür im richtigen Waggon steht und aussteigt, sehen die Schranken so aus

Wenn man an der richtigen Tür im richtigen Waggon steht und aussteigt, sehen die Schranken so aus

30 Sekunden später sieht man die Schranken schon nicht mehr -- dann dauert alles etwas länger
30 Sekunden später sieht man die Schranken schon nicht mehr — dann dauert alles etwas länger

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

6 Kommentare

  1. Ironischer weise selbst mit 200% auslastung ist die tokyoter U-Bahn immer noch zuverlässiger und püncktlicher als deutsche U-Bahnen oder Züge…und zwar meile weiten vorsprung…was echt traurig ist.

  2. Ich nutze taeglich die Keihin-Tohoku bis Shinagawa und habe das Glueck, das ab meinem Bahnhof alle 10 Minuten eine 始発 abfaehrt und ich – sofern ich mich anstelle – bequem sitzen kann.

  3. Ich denke es liegt viel daran von wo aus man startet. Um jeden Tag zur Arbeit zu kommen starte ich von Shinagawa mit der Yamanote-sen und fahre bis nach Nippori.
    Sitzen kann ich immer, weil die meisten direkt in Tamachi oder Hamamatsucho aussteigen.
    Zu Verspaetung kann man auch sagen: Ja, Verspaetung gibt es. Aber die haelt sich wirklich in Genzen. Einerseits muss man bedenken, ja es gibt viel mehr Zuege die Fahren, aber andererseits – wenn eine steht, dann stehen die nachfolgenden auch.
    Mit 3 oder 5 Minuten habe ich mal kein Problem. Wenn es laenger dauert kann man einfach eine andere Linie nehmen … mach das mal in Deutschland :-)

    • Das geht in Deutschland auch, wie z. B. bei der Münchner Stammstrecke im Zentrum, die von allen S-Bahn-Linien bedient wird. ;)
      Man muss immer bedenken, dass der öffentliche Nahverkehr in Deutschland an manchen Orten auch anders aussehen würde, wenn man beim Autokauf nachweisen müsste, dass man über einen privaten Parkplatz verfügt.
      Anders als in deutschen Städten ist z. B. der Individualverkehr in Tokyo vergleichsweise gering und nimmt einen ganz anderen Stellenwert ein.

  4. 2 Jahre Den’en Toshi-Line gestählt. Anschließend in die Ginza morgens um halb neun. Tokai wundert mich ein bißchen, m.E. ging die immer noch. Bin aber immer nur kurz bis Kudanshita gependelt, für ein halbes Jahr. Ich fand es erstaunlich, wie schnell man ein Gefühl dafür entwickelt, wer wohl wann aufstehen wird (sofern man das Glück hatte, in der ersten Reihe vor den Sitzbänken zu stehen).

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