Nach acht Jahren ging ein prominenter Rechtsstreit gestern zu Ende – geklagt hatten Fischer entlang der Isahaya-Bucht, einer Nebenbucht der Ariake-See zwischen Nagasaki, Saga und Kumamoto, gegen ein Grossprojekt der Regierung.
Satellitenaufnahme der Bucht (© Google Earth) – klar zu
sehen die neugewonnenen Flächen und die Barriere
Das Projekt als solches kennen wir ja von unserem westlichen Nachbarn: Es ging ums eindeichen und der Neulandgewinnung einer grösseren Bucht, was den Fischern freilich gar nicht gefiel, denn sie fürchten – zu Recht – um ihre Fänge. Vorgeschoben wurde der Klage aber natürlich der Umweltschutz – auch das zu Recht – denn mit der Bepolderung gehen natürlich grosse Flächen an Watt und damit ein besonderes Biotop verloren.
Ariake-See – leider ist die Nebenbucht hier nicht erkennbar
Der Streit Fischer gegen Staat ging durch zahlreiche Instanzen. Die vorletzte Instanz, das Gericht der Präfektur Saga, entschied zugunsten der Kläger und ordnete an, dass die Fluttore für die nächsten 5 Jahre geöffnet werden müssen. Der Staat gab natürlich nicht auf – schliesslich hatte man bereits umgerechnet 2 Milliarden Euro investiert – und zog vor das Gericht der Präfektur Nagasaki. Das erkannte keine Verletzung von Vorschriften bezüglich des Naturschutzes etc. und machte die vorherige Entscheidung nichtig. Damit ist dann Nagasaki also mit Sicherheit ein paar Quadratkilometer grösser geworden.
Leider habe ich es im August verpasst, Photos vom Deich zu machen – bin schliesslich dran vorbeigefahren. Nichtsdestotrotz gibt es ein Photo vom Ariake-Meer, aufgenommen vom Vulkan Unzen. Mehr dazu demnächst auf diesen Seiten.
Das Wort des Tages: 不当判決 – futō hanketsu. Zu deutsch: Unangemessenes (bzw. ungerechtes) Urteil. in Japan ist es bei wichtigeren Fällen üblich, dass Kläger nach der Verhandlung vor dem Gericht ein Papier mit dem Ergebnis ausrollen, um damit ihre Freude bzw. ihre Wut auszudrücken. In diesem Fall wurde dieses Wort präsentiert.
Bei ca. 18.5km² Fläche entspricht dies ca. 108 Euro/m². Günstig oder teuer?
Preise um 100 Euro pro Quadratmeter werden als relativ günstig angesehen – weiss aber nicht, wie die Preise zum Beispiel bei den Einpolderungen im Ijsselmeer lagen – aufgrund der Gegebenheiten war es dort eventuell billiger. In Tokyo sind die Neulandinseln jedenfalls um einiges teurer.
Hm, es geht ja jetzt nicht um m² Preise, es geht doch hier um die Natur. Und da ist es wirklich traurig, dass die Richter gegen die Natur und für den Menschen entschieden haben. Kein Wunder, dass der Klimaschutz bzw. Umweltschutz so heiß diskutiert wird, auch wenn ihn scheinbar keiner unterstützen will…
Wir sind öfters in Kobe und da kann man sehen, dass die dem Meer abgerungenen Flächen noch heute zu erschreckend großen Teilen ungenutzt sind. In diesem Fall mußten m.W. allerdings zumindest keine Biotope weichen.
Es wurden praktisch dem Hafengebiet vorgelagert zwei Inseln aus Felsgestein aus dem Hinterland aufgeschüttet. Kobes regionaler Flughafen ist so errichtet worden.
Die “Port Island” genannte Insel ist zwar locker bebaut, aber die Wohnungspreise sind wohl sehr hoch und trotz Expresszug-Anbindung ist es manchem Einheimischen offenbar “zu abgelegen”. Angesichts Deines Artikels werde ich mal beim kommenden Besuch meine Schwiegerletern ein wenig dazu löchern.