Vom langjährigen Yokozuna (höchster Titel bei Sumoringern) offensichtlich schon länger geplant, kam die Ankündigung von 白鵬 Hakuhō Ende vergangener Woche dann doch für viele überraschend: Er gab bekannt, seine Karriere für immer zu beenden – nach insgesamt 14 Jahren als Yokozuna und 45 gewonnenen Turnieren (es gibt sechs Turniere pro Jahr). Im Jahr 2000 reiste Monkhbatyn Davaajargal, so sein wahrer Name, im zarten Alter von 15 Jahren und mit gerade mal 62 Kilogramm Körpergewicht nach Japan, um Sumo zu lernen, und aufgrund seiner schmächtigen Statur war es nicht so einfach, einen Lehrmeister zu finden. Den fand er zum Glück dann doch, und das sollte sich auszahlen. Hakuho erreichte schliesslich in den folgenden Jahren eine stattliche Größe von 1,92m und ein passendes Sumoringergewicht. Im Jahr 2004 gelang ihm ein seltenes Kunststück – ein 金星 kinboshi (“Goldstern”) – so wird ein Kampf genannt, bei dem ein maegashira, einer der “unteren” Ränge bei Sumoringern, gegen einen Yokozuna (in dem Fall dem ebenfalls sehr erfolgreichen Landsmann Asashōryū) ein Sieg gewinnt. 2011 gewann er sechs Turniere in Folge, und 2015 gewann er sein 33. großes Turnier – ein Rekord.
Hakuhō bleibt dem Sport weiterhin treu. 2019 erlangte er die japanische Staatsbürgerschaft – die Bedingung dafür, in Japan eine eigene Sumoschule zu gründen. Dort wird er forthin unter dem Ehrennamen Magaki Nachwuchsringer trainieren. Dafür musste er allerdings, und das ist etwas ungewöhnlich, der JSA (Japan Sumo Association) versprechen, sich an die Regeln zu halten. Das geschah wahrscheinlich vor dem Hintergrund, dass man ihm oft wenn nicht zwar Regelstöße, dafür aber ungebührendes Verhalten vorwarf. Techniken wie dem Gegner einfach eine mit der flachen Hand ins Gesicht zu knallen oder das 送り出し okuridashi – den Gegner einfach ins Leere rennen zu lassen – sind zwar per se nicht verboten, werden aber von einem Großmeister nicht gern gesehen.
Sicher wird Hakuhō auch seiner Heimat treu bleiben. Als ich mit einem Mongolen durch die Haupstadt Ulan Baator spazierte, wusste jener ganz genau, welches Gebäude, welche Firma und welches Geschäft diesem und jenem mongolischen Sumoringer gehört. Zurecht sind die Mongolen natürlich stolz auf die Erfolge ihrer Ringer in Japan.
Dass Hakuhō geht ist für den Sport ein herber Verlust, aber natürlich gibt es auch weiterhin starke und spannende Kämpfer. Der Hauptgrund für den Rücktritt war laut Hakuhō sein kaputtes Knie – kein Wunder, bei dem Gewicht und insgesamt 1,187 gewonnenen Kämpfen.
Titelfoto: FourTildes, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Hallo,
ich muss zugeben, Sumo ist etwas was mich an Japan kaum interessiert, na ja Sport ist ohnehin nicht so meins. Allerdings habe ich gehöhrt das die Lebenserwartung der Kämpfer, dank des Gewichts, eher begrenzt ist, was natürlich auch falsch sein kann.
Was mich interessieren würde, währe, wo Sumo herkommt. Jede Kampfsportart hat ja irgendeinen Ursprung aber bei Sumo kann ich mir keinen vorstellen, und Wikipedia hilft leider auch nicht weiter :-)
Angeblich geht ja Sumo auf die Legende des Kampfes von Nomi-no-Sukune gegen Taima-no-Kuehaya zurück. Wer weiß. Aber ich denke mal, dass Ringen die einfachste und älteste Form des Kampfes Mann gegen Mann ist, und das sich aufgrund diverser Legenden die heutige Form des Sumo entwickelt hat. Fakt ist jedenfalls, dass das traditionelle mongolische Ringen dem Sumo recht ähnlich ist. 81 von 88 Wettkämpfen von 2002 bis 2016 wurden von Mongolen gewonnen…
Naja, soweit ich das mitkriege, ist Sumo sehr ritualisiert und in der japanischen Kultur verwurzelt, das schließt dann auch Yaocho 八百長, also zu deutsch „abgesprochenen“ Siege / abgekartete Kämpfe ein. (Klar, es wird ja mit illegalen Wetten hier viel Geld umgesetzt und verdient. Als Sport kann ich Sumo eigentlich nicht mehr sehen, nachdem ich mich vor ein paar Jahren intensiver, damit beschäftigt habe,sondern eher als sowas wie American Wrestling.
Es ist eigentlich die Pflicht eines Yokozuna, abzutreten, wenn er diesen Rang nicht mehr verdient beziehungsweise den Anforderungen nicht mehr gerecht wird … und Hakuho hat oft gefehlt … so dass häufig bei den Turnieren mehrere Yokozuna auf der „Bank“ gesessen haben.