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Das gewaltige Loch von Fukuoka – eine Beinahekatastrophe und Erfolgsgeschichte

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Am 8. November 2016, um 5 Uhr morgens (zum Glück!) geschah es: In Rufweite des Shinkansen-Bahnhofs Hakata, mitten in der Millionenstadt Fukuoka, tat sich binnen Sekunden ein rund 30 Meter breites, fast kreisrundes und 15 Meter tiefes Loch auf. Einfach so. Die Strasse stürzte ein, die Fundamente der anliegenden Gebäude wurden freigelegt und zahlreiche Strom, Wasser, Daten- und andere Leitungen gekappt. Zu jeder anderen Stunde des Tages hätte es bei dem Unfall im sonst sehr verkehrsreichen Zentrum Tote und Verletzte gegeben, aber um 5 Uhr morgens schläft das Land zum Glück am tiefsten. Der plötzliche Einsturz wird mit dem Bau an einer U-Bahnlinie in Verbindung gebracht – und das kennt man ja bereits aus Köln, wo vor fast genau zwei Jahren etwas ähnliches geschah und dabei das Stadtarchiv verwüstete.
Der mit 42 Jahren recht junge Bürgermeister von Fukuoka, Sōichirō Takashima (jung zwar, aber immerhin schon 6 Jahre im Amt) erklärte die Behebung des Problems umgehend zur Chefsache, und machte daraus eine Erfolgsgeschichte: Heute, also genau eine Woche später, ist das Loch komplett verschwunden. Gerade so, als ob es nie dar war:

Gestern noch da, heute schon weg: Das gewaltige Lock von Fukuoka vor 6 Tagen und heute. Quelle: Kyodo
Gestern noch da, heute schon weg: Das gewaltige Lock von Fukuoka vor 6 Tagen und heute. Quelle: Kyodo

Die Aufgabe war nicht leicht, denn es strömte immer mehr Wasser nach, bis das Loch schliesslich zum Teich mutierte. Doch man benutzte eine Technik mit dem Namen 流動化処理土 ryūdōka shorido – „verflüssigte Erdbefestigung“, in Japan auch unter dem Markennamen Ecosoil bekannt. Diese Masse ist quasi wie Beton – nur dass sie auch unter Wasser erhärtet. Das Material wird ansonsten vor allem bei der Stilllegung alter Zechen benutzt.
Da kann man nur sagen: Hut ab. Ein Loch mitten in der Innenstadt, in dieser Grössenordnung, zu schliessen und dabei noch alle anderen Kabel, Rohre usw. wiederherzustellen ist eine reife Leistung. Vielleicht sollte man Takashima mal zum Flughafen BER abbestellen.

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

6 Kommentare

  1. Ich bin neidisch. Als hier ein Wasserrohrbruch war, war die Kreuzung 2 Wochen zu – und das war ein Loch, das einer mit der Schaufel an einem Tag wieder zumachen konnte. Hatte irgendein großes Betonteil für den Gulliunterbau gefehlt.
    Aber das auf dem Bild sieht aus wie eine schlechte Fotomontage lol!
    Gut, dass es so glimpflich angelaufen ist. Falls da ein vollbesetztes Gebäude in sich zusammen gebrochen wäre durch das Loch…

  2. 2009, und die sind immer noch nicht fertig in Köln. Wer die Stadt ein bisschen kennt wundert sich darüber allerdings nicht.
    Das Loch von Fukuoka hat auch hierzulande viel Aufsehen erregt. Mit der blitzartigen Schließung haben die Leute vor Ort wahrscheinlich mehr für das Image von Japan im Ausland getan als 1000 Mangas. ;-)

  3. Das sind keine normalen Erdlöcher. Ich habe genug Animes gesehen, um zu Wissen um was für Erdlöcher es sich hier handelt. Diese Dinge werden zunehmen aber die Regierung wird weiterhin die Wahrheit verschweigen…

  4. Wie in 6 Tagen war das weg??
    Ja aber aber aber… wo bleibt da die Bürokratie?
    Schön: über die Schließung habe ich hier nix gelesen…
    PS: Verrückt das ganze, bin da vor ein paar Jahren mal gewesen und auch lang gelaufen!

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