Der Streit um die Besuche japanischer Ministerpräsidenten im Yasukuni-Schrein ist kein neuer (siehe hier und hier) und führt jedes Mal zu heftigen Protesten aus →Südkorea und →China.
Der gegenwärtige Ministerpräsident Abe hat es seit Amtsantritt vermieden, den Schrein zu besuchen. Allerdings steckt er wie auch seine Vorgänger im Dilemma: Geht er hin, gibt es Krach mit den Nachbarn. Geht er nicht hin, bekommt er Ärger mit den durchaus einflussreichen nationalistischen Kreisen in Japan.
Abe muss lange gegrübelt haben, was man da machen könnte. Nun kam heute heraus, dass er zwar selbst nicht gegangen ist, aber besagtem Schrein ein 真榊 (Masakaki, im Shintō heiliger, immergrüner Baum, siehe hier) gestiftet hatte. Sofort kamen Stimmen aus Südkorea, die sich schwer enttäuscht zeigten. Der Protest aus China jedoch war heute verhältnismässig leise. Mal sehen, ob das ein cleverer Schachzug war…
Das Wort des Tages: 奉納する hōnō suru. Etwas einem Schrein widmen. Sieht man sehr oft in Schreinen – meist in Steinlampen geritzt.
Viel wichtiger als die UNTERLASSUNG solcher Gesten wie die Besuche beim Yasukuni-Schrein wäre mal eine TAT wie eine offizielle Entschuldigung und ein Schuldgeständnis der Verbrechen des Zweiten Weltkrieges, wie es auch schon Deutschland getan hat…
Das ist genau so richtig wie es unrealistisch ist… bei der japanischen Aussenpolitik beginnt man ebend, sich auch über die kleinsten Schritte zu freuen. Traurig eigentlich.
Japan und der Zweite Weltkrieg ist so eine Sache. Es ist gar nicht mal so lange her, da hat es auch mehrere Anläufe gebraucht bis Abe mal so am Rande eingestand, dass japanische Soldaten bei der Besatzung Koreas und/oder Chinas Frauen zwangsprostituiert hatten.