BlogBierrevolution im Anzug

Bierrevolution im Anzug

-

Seit Dezember 2014 ist es schon im Gespräch: Die Abschaffung der lächerlichen Regeln zur Besteuerung von Bier, beziehungsweise das jahrelang anhaltende Katz- und Mausspiel der Getränkehersteller mit dem Staat zu Lasten der Verbraucher.
Hernach werden 350 Milliliter Bier mit 77 Yen, also rund 55 Cent, besteuert. Das ist viel, und so erfanden die Getränkehersteller den sogenannten Happōshu – ein Getränk mit Biergeschmack, das aufgrund der Nähe zum Bier mit 47 Yen ebenfalls recht hoch besteuert wird. Als nächstes folgte 第3のビール – “Bier dritter Klasse”, das noch weiter davon entfernt ist, den Namen Bier zu verdienen. Jenes wird mit 28 Yen besteuert. Aufgrund dieser albernen Situation griffen also immer mehr Leute zum Bier dritter Klasse, denn bei der Besteuerung ist Bier wirklich ziemlich teuer. Das will man nun ändern, indem man die Steuer für Bier zweiter und dritter Klasse anhebt und – hört, hört! – die Steuer für “echtes” Bier (wobei selbst jenes häufig drittklassig schmeckt) senken will. Im Gespräch sind momentan 55 Yen pro 350 Milliliter. Die Folgen dürften klar sein: Warum soll dann noch jemand zweit- oder drittklassiges Bier trinken? Viele Marken werden entsprechend verschwinden.
Heute stellten die Politiker jedoch fest, dass es da ja auch noch die sogenannten チューハイ Chūhai gibt – billiger Fusel mit Sprudel und irgendwelchen Aromazusatzstoffen mit 1 bis 9% Alkoholgehalt. Auch diese werden mit 28 Yen besteuert. Entsprechend wichen viele Verbraucher auf die Ersatzdröhnung aus. Warum 2 Euro für eine Dose Bier mit nur 5% berappen, wenn man sich schon für einen Euro die gleiche Menge mit 7 oder 9% Alkoholgehalt die Kollegen schön saufen kann?
Das Ende vom Lied wird sein, dass ab 2016 Bier eine kleine Renaissance erleben dürfte. Doch letztendlich handelt es sich nur um eine ganz profane Methode, Steuern zu erhöhen. Sicher, Bier selbst wird etwas billiger. Aber es bleibt für nicht wenige Menschen zu teuer. Und der Rest wird eben einfach mal teurer. Wahrscheinlich werden dann noch mehr zu härteren Sorten greifen, die noch recht milde besteuert werden. Aber vielleicht steigt ja somit wenigstens die Qualität der angebotenen Getränke.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

9 Kommentare

  1. Das sind mal gute Nachrichten. Allerdings drinke ich nur eine Sorte Bier wenn ich in Japan bin; Yebisu! Allerdings muss ich sagen dass ich diese Chu Hi (strong zero mit grapefruit Geschmack) ziemlich gut finde, macht mich das zu einem schlechten Menschen?!

  2. Warum kommt es ueberhaupt dazu ist nicht klar, moechten die Politiker Bier in Japan abschaffen, wobei im Vergleich mit dem deutschen und tschchischen Produkten japanisches Bier wie Wasser schmeckt so wieso???

    • Asahi Super Dry!? Um Gottes Willen… Ich müsste lange nachdenken, um ein deutsches Bier zu finden, dass schlechter ist. Yebisu ja, und dann wäre noch Suntory Premium Malts und durchaus auch Heartland.

  3. Habe nur gelesen Bier wird billiger, was will man mehr. ;)
    Ist diese recht hohe Steuer auch der Grund, warum Importbier so verdammt teuer ist bei euch da? Klar das ich es nciht zu den Preis wie hier in DE bekomme, aber gleich das dreifache finde ich manchmal ein wenig.. herbe.

  4. Happoshu ist so ziemlich das ekeligste, billigste Gesoeff, das sich Bier schimpfen darf. Ich bekomme davon Kopfschmerzen und verzichte deshalb auf die preislich so tollen Nomihodai-Menues.
    Ich hoffe auch dass sich der Preis von richtigem Bier bald etwas nach unten veraendern wird. Es ist fast unbezahlbar jeden Tag sein Feierabendbier zu trinken (mal 2 da ja mein Mann auch trinkt) wenn man fuer einen Kasten Mittelklassebier um die 7000 Yen zahlt und deshalb 2 im Monat braucht. Wucher ist das.
    LG Rin

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Kansai- und andere Dialekte

Vor ein paar Wochen erschien auf Japan Digest ein interessanter Artikel mit dem Titel Warum Kansai- und Kantō-Dialekt so...

Arbeitsministerium veröffentlicht Liste “schwarzer” Firmen

Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales in Japan scheint allmählich ernst zu machen mit seinen Bemühungen, schwarze Schafe...

Auch mal was von anderen Inseln

Die meisten Leser dieses Blogs besuchen den Japan-Almanach sicherlich, da es hier, wer hätte es gedacht, hauptsächlich um Japan...

Nur noch jeder sechste der einst reisefreudigen Japaner besitzt einen Reisepass

Eigentlich waren die Japaner lange Zeit ein sehr reiselustiges Völkchen –– man traf überall auf Japaner, egal ob in...

Weltrekordhalter als längster Todestraktinsasse endlich freigesprochen

Eigentlich ist es unglaublich und einfach nur traurig, dass ich nach 10 Jahren schon wieder einen Artikel über Hakamata...

Lass’ sie rudern | Endlich unter 20 Grad

Zwei Montage in Folge frei — der September hat in Japan durchaus seine erfreulichen Seiten. Und wenn das Wetter...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you