Schaut man sich fernöstliche Aussenpolitik an, so wähnt man sich oftmals im Sandkasten, in dem gnadenlos um Schaufelchen und stille Ecken gerungen wird. Japan liegt ja schon immer mit nahezu allen Nachbarn im Clinch – es geht um mehr oder weniger kleine Inseln. Zu den Streitpartnern gehören Russland, China und Korea. Gerade mit China und Korea eskaliert der Streit mal wieder gerade. Aber die heutige Schlagzeile war schon beinahe wieder amüsant:
"Japan hofft, Korallen rund um einen umstrittenen Aussenposten im Pazifik anzusiedeln"
(Japan Times, Titelseite, 18. Apr. 2006).
Es geht um die winzigen, unbewohnten Okinotori-Inseln. Japan benutzt sie, um so die Seegrenzen ausweiten zu können. Die Chinesen argumentieren: Gilt nicht, dass sind keine Inseln sondern nur ein paar Felsen (na und, ist Helgoland keine Insel!?). So baut man nun also auf Korallen. Ich hoffe, man ist sich bewusst, dass Korallen viele hunderte Jahre brauchen, bis sie ein brauchbares Riff aufbauen. Wenn’s den Polypen denn hilft…
Natülich geht es hier nicht nur um ein paar nackte Felsen. Es geht um handfestere Sachen, nämlich nennenswerte Erdgasreserven in der Nähe. China braucht davon immer mehr, und Japan steht schon lange ganz ohne Rohstoffe da. So also kommt es zum Gezerre, und genau dieses Thema liess zusammen mit einem anderen kritischen Punkt (Yasukuni-Schrein, mehr dazu an anderer Stelle) die Beziehungen mit China auf einen Tiefpunkt sinken. Klar dass da Korallen die einleuchtendste Lösung sind.
Jetzt wurden die Korallen schon so oft erwähnt – da können sie auch zum Wort des Tages werden: 珊瑚 (sango). Beide Schriftzeichen richten sich interessanterweise nach dem Element 王 für Perle / König.
Wie immer gut geschrieben. Lese diese Artikel jeden Tag. Zur Thematik Streit um Eil?nds (kann man das so schreiben)steht auch wieder etwas in deutschen Zeitungen.Mach weiter so. Bis bald. Armin