Ayagawa Chūka Soba liegt nur ein paar Hundert Meter vom Bahnhof Ebisu an der Yamanote-Linie entfernt, ist aber so gut versteckt, dass man eine Weile suchen muss. Obwohl – vor dem unscheinbaren Laden gibt es eigentlich fast immer eine Schlange, so dass man ihn schnell und von weitem erkennt. Dieses Ramen-Restaurant, mit 14 Plätzen gehört es fast schon zu den Größeren, gibt es erst seit Dezember 2020, und es gehört zu einer Firma, die auch in Ueno ein recht erfolgreiches Ramenrestaurant betreibt, doch diese Restaurants ähneln sich kein bisschen, so dass man hier nicht von einer Kette reden kann.
Ayagawa hat sich auf etwas Besonderes spezialisiert, und das steckt auch im vollen Namen des Restaurants – “親鳥 oyadori” – wörtlich “Hühnereltern”. Während die meisten Hühner nach 1, 2 Monaten geschlachtet werden, läßt Ayagawa die Hühner laut eigenen Angaben rund 2 Jahre am leben, was für einen ausgeprägteren Hühnergeschmack sorgen soll. Das findet man relativ selten. Eine weitere Besonderheit steckt ebenfalls im vollen Namen: 手打ち teuchi (gelesen te-uchi). Das bedeutet “handgeschlagen” und bezieht sich auf die kernigen Nudeln, die ganz ohne Maschinen hergestellt werden, und das sieht man den Nudeln auch an. Nachdem man am obligatorischen Ticketautomaten ausgewählt hat, wird man gefragt, ob man 中太麺 chūbutomen, “mitteldicke Nudeln”, oder 極太麺 gokubutomen, “extrem dicke Nudeln” bevorzugt. Letztere brauchen natürlich etwas länger beim Kochen, und sie sind quasi schon so dick wie Udon-Nudeln (und definitiv handgemacht). Wer dickere Nudeln bevorzugt, ist hier einfach mal im Paradies.
Von ein oder zwei saisonalen Spezialitäten abgesehen gibt es hier nur eine Art Ramen, und das ist vernünftig: Die 親鳥中華そば Oyadori Chūka Soba. Die Suppe schmeckt kraftvoll und das darin reichlich enthaltene 鶏油 chiiyu (Hühnerfett) wirkt und hat Tiefgang. Es schmeckt in der Tat etwas kraftvoller als das, was man sonst so als Huhn serviert bekommt. Auch das Chashu, das Fleisch auf den Nudeln, stammt von besagten, leicht betagten Hühnern und ist deshalb etwas dunkler, aber auch etwas zäher. Eine interessante Geschmackserfahrung. Und mit ein bisschen Sprossen und menma, dem leicht fermentierten Bambus, sieht die fertige Schale sehr ansehnlich aus.
Fazit: Die Nudeln sind (so man festere und dickere Nudeln mag) ein Traum, und die Suppe ist geschmacklich nahezu perfekt – kräftig und fettig, aber nicht aufdringlich oder übersättigend. Hier wird man schnell gern zum Stammkunden.