Katsushika setzt sich aus den Schriftzeichen Pfeilwurzel (Katsu) und Schmuck (shika) zusammen. Es ist allerdings nicht ganz geklärt, wie es zu diesem Namen kam (den Namen gibt es bereits seit Jahrhunderten).
Katsushika-ku liegt in der nordöstlichen Ecke von Tokyo zwischen dem Edogawa-Fluss und dem Arakawa-Fluss – nördlich des Bezirks Edogawa-ku. Im Norden beginnt bereits die Präfektur Saitama, im Osten die Präfektur Chiba. Der Stadtbezirk ist fast vollständig plattes Land — ein Teil liegt sogar unterhalb des Meeresspiegels. Durch den Bezirk fliesst auch noch der Nakagawa und und ein paar weitere, kleinere Flüsse. Die bekanntesten Bahnhöfe in diesem Bezirk sind 亀有 Kameari, 青砥 Aoto und 新小岩 Shin-Koiwa.
Allgemeines
Katsushika-ku gehört, wie es das -ku schon andeutet, zu den 23 zentralen Sonderbezirken der Stadt Tokyo.
Mit knapp 35 Quadratkilometern ist der Bezirk die Nummer 7 der Grösse nach, und mit knapp 450,000 Einwohnern die Nummer 9. Der Bezirk gehört zu den wenigen 23 Sonderbezirken von Tokyo, in denen die Bevölkerungszahlen rückläufig sind. Der Trend scheint sich allerdings in den 2010ern umgekehrt zu haben. Da Wohnraum hier für Tokyoter Verhältnisse relativ günstig ist, gibt es seit ein paar Jahren Zuzüge aus den Präfekturen im Norden, um so näher am Stadtzentrum zu sein. Damit entwickelt sich der Bezirk allmählich zu einer Bettenstadt, in der die Nachtbevölkerung wesentlich höher ist als die Tagesbevölkerung.
Der Bezirk ist von den vielen Flüssen in der Gegend geprägt und im Vergleich zu den meisten anderen Bezirken Tokyos etwas ruhiger und traditioneller. Da es keine international bekannten Sehenswürdigkeiten gibt, liegt man abseits vom Besucherrummel. Auch unter Japanern gilt der Bezirk nicht unbedingt als einer, den man unbedingt gesehen haben sollte.
柴又 Shibamata
In Katsushika gibt es für Besucher nicht allzu viel zu sehen, aber es gibt doch einen Geheimtipp: Das Viertel 柴又 Shibamata rund um den gleichnamigen Bahnhof, unweit des Edogawa-Flusses. Diese Gegend ist auch so ziemlich allen, zumindest etwas älteren Japanern, einen Begriff, und zwar aufgrund einer sehr bekannten japanischen Filmserie mit dem Namen 男はつらいよ Otoko wa Tsurai yo – „Hartes Brot, ein Mann zu sein“. Diese Filmserie besteht aus insgesamt 49 Filmen und hat es damit auch als Film mit den meisten Fortsetzungen ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Der Protagonist ist ein tolpatschiger aber liebenswerter reisender Händler – und Casanova – der zwar überall in Japan herumkommt, aber – man ahnt es schon – in Shibamata zu Hause ist. Der erste Film erschien in den 1960ern, und wenn man sich Shibamata so ansieht, scheint sich seitdem (beziehungsweise seit sehr viel früher) nicht allzu viel geändert zu haben.
Shibamata ist bereits seit dem 8. Jahrhundert bekannt — es wurde erstmals 721 erwähnt und diente lange Zeit als Fährstelle – hier konnten Reisende den Edogawa-Fluss Richtung Matsudo in Chiba überqueren. Die Gegend nordwestlich des Bahnhofs Shibamata an der Keisei-Kanamachi-Linie ist hier besonders interessant: Viele Gebäude sind noch aus Holz, und alles sieht sehr authentisch aus. Shibata und Umgebung gehören erst seit 1932 zu Tokyo und waren nicht Ziel der massiven Bombenangriffe auf Tokyo im April 1945 — so gesehen kann man in Shibata sehen, wie andere Stadtbezirke in Tokyo aussehen würden, wenn sie nicht vollständig durch Brandbomben zerstört worden wären. Aber wie fast überall sieht man auch hier kein geschlossenes Ensemble alter Häuser. Man muss ein bisschen nach den Häusern suchen.
帝釈天 Taishakuten
Shibamata entwickelte sich im 17. Jahrhundert weiter als 門前町 (Monzen-Machi) – eine “Stadt vor den Toren”, und gemeint sind in diesem Fall die Tore des hiesigen Tempels. Der Taishakuten genannte Tempel gehört zu der buddhistischen Nichiren-Sekte und wurde 1629 gegründet. Dieser Tempel besteht aus mehreren Gebäuden, von denen man einige besichtigen kann. Einen kleinen Garten gibt es auch nicht, aber der Zutritt zu selbigem ist verboten. Der Tempel ist auch unter dem Beinamen 彫刻の寺 chōkoku-no-tera (Holzschnitzereien-Tempel) bekannt, und das hat natürlich seinen Grund. Die meisten Schnitzereien mit vorwiegend buddhistischen Motiven sind wesentlich jünger als der Tempel aber nichtsdestotrotz sehenswert.
Und sonst?
Im Osten wird der Bezirk vom breiten Edogawa-Fluss begrenzt. Zwischen dem Fluss und dem Deich gibt es an den meisten Stellen ein paar hundert Meter Raum, und die werden entlang des ganzen Flusses als Park und Sportanlagen genutzt. Auf der Deichkrone verläuft zudem ein Fahrrad- und Fussgängerweg. Auf dem kann man fast ungestört von der Bucht von Tokyo bis zur Präfektur Saitama fahren, und das ist eine sehr angenehme Radtour, die man allen gestressten Hauptstadtbewohnern nur empfehlen kann.
Kleiner Tipp nach 8 Jahren (jetzt erst gelesen): Die Filmserie “Otoko wa Tsurai yo” ist international besser bekannt als “Tora-San”