BlogVermehrte Unfälle mit Leihwagen durch ausländische Touristen?

Vermehrte Unfälle mit Leihwagen durch ausländische Touristen?

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Kurz vor Corona war dies bereits ein Thema, und nun kehrt es zurück: Die Frage, inwieweit ausländische Touristen in Japan eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen, wenn sie mit Leihwagen durch die Gegend fahren. Da man im Jahr 2024 mit deutlich mehr als 30 Millionen Besuchern aus dem Ausland einen Allzeitrekord in Sachen Inbound-Tourismus aufstellen wird, schauen die Medien verstärkt auf das Thema, um dann mit süffisanten Schlagzeilen wie “Ausländer verursachen besonders viele Unfälle im Straßenverkehr” auf Leser- und Zuschauerjagd zu gehen. Neuere Statistiken zum Thema sind allerdings Mangelware, weshalb die Angelegenheit gar nicht so einfach zu klären ist. Bis auf die Tatsache, dass mit steigender Nutzung von Leihwagen durch Ausländer logischerweise auch die Unfallzahlen steigen – doch sind diese Zahlen wirklich so hoch?

Auf dieser Seite hier stieß ich zum Beispiel auf eine Statistik für die Jahre 2014-2018, erstellt vom ITARDA, der allgemeinnützigen Stiftung “Institute for Traffic Accident Research and Data Analysis”. Sie zeigt die Unfallrate verschiedener Gruppen, die sich aus Tourismus/Vergnügungszwecken ein Auto in Japan ausgeliehen haben:

Unfallrate in %
Ausländer mit Touristenvisum 13,8%
Ausländer mit Wohnsitz in Japan 9,7%
Japaner 2,5%

Überraschend ist für mich hier die hohe Unfallrate von in Japan lebenden Ausländern, denn ich habe mir in Japan unzählige Male ein Auto geliehen und kenne auch viele Ausländer, die das gleiche machen – dieser Statistik zufolge müsste also bei jedem zehnten Ausleihvorgang ein Unfall geschehen, was ich für erstaunlich hoch halte, denn ich habe noch von keinem von einem Unfall gehört, geschweige denn selbst einen gebaut. Doch wie es mit Statistiken so ist – der Bericht gibt keine näheren Angaben darüber, wie und wo die Daten erhoben wurden und was als Unfall definiert wird.

Dass ausländische Besucher häufiger verunfallen, dürfte außer Frage stehen, denn in Japan ist in der Tat sehr viel anders im Straßenverkehr: Das Fehlen eines Hauptstraßenschildes zum Beispiel, oder die Tatsache, dass man bei Nebenstraßen gern einfach nur 止まれtomare auf die Straßen pinselt, was die meisten Ausländer natürlich nicht lesen können. Auch die vielen engen Straßen und Gassen und das häufige Fehlen von Bürgersteigen, gepaart mit einer Flut von Kamikaze-Radfahrern, die ohne Rücksicht auf Verluste auf Hauptstraßen hinausschießen, trägt sicherlich zur höheren Unfallstatistik bei. Hinzu kommt natürlich auch noch die Tatsache, dass Linksverkehr ist – eine Tatsache, die zumindest Iren, Engländern, Australiern und Neuseeländern zu gute kommen sollte – wären die Schalthebel am Lenkrad in Japan nicht entgegengesetzt eingestellt.

Ob nun wirklich statistisch gut begründet oder nicht – für in Japan lebende Ausländer bedeutet dies, dass Autovermieter möglicherweise strengere Regeln für Ausländer erlassen (oder gar abwimmeln), egal ob sie nun in Japan schon lange leben oder nicht.

Touristen, die in Japan planen, ein Auto zu mieten, sollten unterdessen gewarnt sein: Zwar sind Dinge wie Blitzer oder Abstandsmesskameras und dergleichen fast nicht existent, doch bei gewissen Unfällen ganz es schnell richtig ernst werden: Wer ein Kind anfährt, wandert zum Beispiel umgehend in den Bau, egal ob schuldig oder nicht (das wird dann später festgestellt, doch im Prinzip ist man in einem solchen Fall von vornherein schuldig).

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. Ich bin sicher auch in der Statistik drin – zwei Unfaelle mit Sachschaden. Beide Male war ich unschuldig – einmal hat mir jemand beim Ausparken die Tuer eingedellt, und einmal ist mir jemand reingerasselt, als ich an einer roten Ampel wartete (der Typ hatte bei schneeglatter Strasse das Handy am Ohr, wie ich im Rueckspiegel erkennen konnte…). Ansonsten fahre ich seit 1978 unfallfrei, mit nur einem einzigen blauen Ticket fuer zu schnelles Fahren… ;-)

  2. Das mit den Unfällen ist so eine Sache. Im März dieses Jahres war mein Einkaufswagen bei einer starken Windböe an ein anderes Auto gerollt, während ich meine Einkäufe verstaute. Ich dachte es sei ein Fall für die Haftpfichtversicherung. War es nicht. Während des Gebrauchs des Kfz ist die Autoversicherung zuständig. Nach etlichen Einsprüchen und der Begründung dass ich doch gar nicht gefahren sei, kam man mir mit 400,- Euro entgegen, wenn wir eine neue Haftpflicht abschließen würden, was kaum teurer ist als die alte Versicherung. Diesmal sind Einkaufswagen mitversichert. Um der Zurückstufung bei der Kfz Versicherung zu entgehen zahlte ich den Schaden selbst, sonst wäre mein hoher Schadensfreiheitsrabatt sehr zusammengeschmolzen.

  3. Man kann’s ja umdrehen… ;-) Wenn ich die Seite mit F5 neu lade, zeigt sich die Aufloesung – On-yomi “shi”, Kun-yomi “ichi” und Uebersetzung “Stadt, Markt”. Das kann nur “市” sein… ;-)

  4. Ich war jetzt schon 5x in Japan, und bin dort noch nie (selbst) Auto gefahren. Das Bahn-System war bisher immer ausreichend. Ein bissl Respekt hab ich ja noch davor. Linksverkehr usw. wär für mich schon nicht ohne.
    In Shibuya (wars glaube?), gabs ja auch 2-Sprachige “Tomare” Schilder, also die roten, dreieckigen (tomare / STOP). Hatte damit gerechnet, dass sich das noch irgendwann ausbreitet. Scheint nicht der Fall zu sein.
    Kamikaze-Radfahrer? Kann man auch in den Niederlanden haben, da muss man nicht bis nach Japan reisen :D

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