BlogSich mal richtig arm arbeiten

Sich mal richtig arm arbeiten

-

Es gibt Werbespots, bei denen sich mir die Zehennägel kräuseln. In der Regel aus einer der vier verschiedenen Gründe:
1. Schlechte Musik
2. Ideenarmut
3. Kein Bezug zum Produkt/zur Realität
4. Schlechtes Produkt.
Der Werbespot der Shinsei-Bank erfüllt beinahe alle Voraussetzungen, und zwar vorbildhaft. Beworben wird der Service “Lake” – ein “card loan”, also eine Karte, mit der man sich zu gewissen Bedingungen Geld leihen kann. Zur Erinnerung: In Japan gibt es quasi keinen Dispo-Kredit.
Das ist ja schön und gut. Sicher wird das dem einen oder anderen irgendwann mal nützen. Aber der Werbespot ist einfach grausam: Da singt die gute Yū, ihres Zeichens Sängerin und Model, also “Mal wieder den ganzen Tag zu viel Streß auf Arbeit, zu beschäftigt, und wieder zu spät geworden – aber kein Problem!”. Wie jetzt, kein Problem? Na, Lake kann man über das Handy beantragen und sich somit ganz schnell Geld leihen! Wozu? Keine Ahnung. Um mit dem Taxi nach Hause zu fahren? Die Nacht durchzuzechen? Ins Soapland gehen? Wir wissen es nicht.
Was aber daran OK sein soll, dass man zu viel arbeitet, mit schickem Anzug durch die Gegend springt, bis Mitternacht schuftet – und sich dann doch noch Geld leihen muss, weiß ich nicht. Da ist es mir egal, ob Yū “kawaii” ist oder nicht – diese Werbung ist einfach mal furchtbar. Aber was soll’s. Hauptsache Gedudel, das man nicht mehr aus dem Kopf bekommt:

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

14 Kommentare

  1. Sehr schön erfasst, wobei Punkt 3 in der Werbewelt allgemein oft unbeantwortbar bleibt. Da die japanischen Konsumenten handzahm erzogen sind wie wohl nirgendwo sonst, wundert mich die Oberflächlichkeit der Werbungen gar nicht. Dass man trotz Schufterei noch Kredit aufnimmt (und für selbiges kaum Zeit haben soll), dafür in der Bank oder im Rathaus für Lappalien jeweils Stunden verplempert – Realsatire von der besten Seite.
    Mich kräuselt es jeweils wenn die Musik mittendrin abgehackt wird. Kein fade out oder so schneiden dass sie rhythmisch im passenden Moment endet, sondern einfach irgendwo cut. Inhaltlich stosse ich mich nicht mehr dank Abgestumpftheit, aber auf den cut warte ich regelrecht.

  2. 3. Kein Bezug zum Produkt/zur Realität
    Was mir auch schon aufgefallen ist, bei so mancher Werbung in letzter Zeit weiß man gar nicht wofür nun geworben wurde, ohne das Logo zu lesen.
    Im konkreten Fall nerven mich vor allem akustische Aspekte, dass der Kapitalismus nicht immer so toll ist ist nun nichts neues. :-)

  3. Ach so, Yamada Yuu! Ich dachte schon, da würde YOU mitspielen, die hat doch so eine furchtbare, grauenvolle Stimme. Oo
    Aber ja, dieser Spot ist… schlecht.

    • Ja, das ist doch sogar schon niedrig! Bis zur Gesetzesänderung 2006 waren es sogar bis zu 29,2%, und vor guten 10 Jahren noch 36%. Das ist vor allem erstaunlich, da Japan weniger mit Inflation als mit Deflation kämpft.
      Geld bei der Bank parken: Ziemlich genau 0% Zinsen. Geld leihen? 18%! Nicht schlecht, oder?

  4. Ich kann kein Japanisch – aber oh man. Solch eine schlechte Werbung. Cuts irgendwo, wirkt das ganze total gestellt und überhaupt so ganz anders als deutsche Werbespots. Und das ist tatsächlich ein Fernsehwerbespot? Gräßlich.

    • Wobei das eigentlich für diese Art von Werbung spricht. Die deutsche ist genauso gestellt, versucht aber eher dem Konumenten Realität vorzugaukeln.

  5. Noch schlimmer finde ich die augenblickliche Werbung von Intel fuer ihre Ultrabooks: Da spraddeln 3 Typen auf dem Mond rum, 2 im Astronautendress und einer als Tiger? und singen diesen abgrundtief scheusslichen “Urutarabuku”-Song. Aaarrrrgh!
    Wer’s unbedingt sehen will: Gibts auf Youtube (インテルの TV CM 「トラダンス篇」)

  6. JAAA! Der nervt mich auch schon seit langem, grrr! Der Produzent dieses Werbespots gehört ebenfalls auf den Mond geschossen müsste man meinen, aber vielen Leuten scheint’s zu gefallen. Besonders wegen dem “uruTORAbuku” (tora = Tiger), das gleichzeitig die japanische Aussprache für Ultrabook ist. Superwerbung, selten so gelacht (-_-;)
    Wie es schlussendlich zur Kaufentscheidung für ein Ultrabook kommt und nicht für ein Konkurrenzmodell? Na da war doch dieser lustige Tigertanz auf dem Mond…

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Japaner sprechen immer schlechter Englisch. Warum wohl?

Neulich war ich, wie jedes Jahr, auf einer Konferenz, bei der sich hauptsächlich viele hundert Hochschulenglischlehrer, aber auch viele...

Toyako – Ein See wie ein Auge sowie zwei nagelneue Berge

Der Toya-See ist ein wichtiger Bestandteil des Shikotsu-Tōya-Nationalparks im Süden von Hokkaido. Hochinteressant: Ein nagelneuer Vulkan.

Weg mit dem unsinnigen Besteuerungssystem für Zweitverdiener? Bewegung im Parlament

Die Besteuerung von Zweitverdienern ist seit Jahrzehnten ein großes Ding in Japan und hat einen enormen Einfluss auf fast...

Ein verschwundener Zaun und explodierte Eier

Heute trieb es mich also aus mehr oder weniger beruflichen Gründen nach Fuji-Yoshida, beziehungsweise nach Kawaguchiko, einem der 5...

Noboribetsu – der Ort des (niedlichen) Teufels

Hohe Berge, eine lange Pazifikküste und viele heiße Quellen, die mancherorts aus dem Boden sprudeln – sowie einen Berg voller Bären.

Sollte Laufen auf der Rolltreppe verboten werden?

Rund 80'000 Rolltreppen gibt es in ganz Japan (nur am Rande: und fast zehn Mal so viele Aufzüge) –...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you