BlogSanriku-Kantō-Erdbeben - Update

Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update

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Die Nachrichten ändern sich von Minute zu Minute, und es ist beim jetzigen Stand der Dinge noch gar nicht abzusehen, was alles passierte und wie gross die Schäden sind.
Trotzdem ein Update erstmal an dieser Stelle, gut 8 Stunden nach dem Hauptbeben:
Gegen 14:50 japanischer Ortszeit bebte im Pazifik vor der Küste der Präfektur Miyagi die Erde. Das Epizentrum lag rund 25 km unter der Oberfläche, die Stärke nach Richter-Skala war 8.8 und damit das schwerste in der jüngeren Zeit gemessene Beben in Japan. Auch im hunderte Kilometer entfernten Tokyo war das Erdbeben sehr kräftig zu spüren.
Schadensbilanz:
– Bis zu 7 m hohe Tsunami-Wellen rollten im Nordosten landeinwärts. Zahlreiche Gebäude in Städten im Norden stürzten ein.
Bisher zählt man 76 Tote (davon 3 in Tokyo und 4 in Chiba), doch es wurde bereits gemeldet, dass 200-300 Leichen durch das
Wasser bei Sendai an Land gespült wurden. Die wahre Opferzahl wird man erst in ein paar Tagen erfahren – sie wird aber um ein Vielfaches höher sein.
– Alle Züge im Norden und rund um Tokyo halten, Flughäfen und Autobahnen werden gesperrt.
– In Tokyo, bei Odaiba, sowie in der Provinz Chiba, entlang der Bucht von Tokyo, sowie auch in Sendai geraten Lager und Raffinerien in Brand. Die Brände halten momentan noch immer unvermindert an, begünstigt durch starken Wind.
– Zumindest ein Kernkraftwerk – in Fukushima – hat Schaden genommen. Womöglich ist dabei auch radioaktives Material ausgetreten. Die Bevölkerung im Umkreis von 3 km wurde bzw. wird evakuiert. Näheres ist nicht bekannt.
– Auch 8 Stunden nach dem Hauptbeben wackelt die Erde alle paar Minuten lang – etliche Nachbeben haben die Stärke 5.5 und mehr.
– Der Schaden im Raum Tokyo ist vor allem entlang der Bucht gross – relativ junges Neuland wurde arg in Mitleidenschaft gezogen.
– Hunderttausende Menschen sitzen in Tokyo fest, da nichts fährt. Taxis sind schwer zu bekommen, und auch wenn man sie bekommt, steht man damit nur im Stau.
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Wegen meiner Familie hatte ich beschlossen, nicht im Büro auszuharren (dort ist es relativ sicher), sondern habe gegen 17:30 zu Fuss den Heimweg angetreten (von Ebisu bis in die Präfektur Chiba). Gute 4 Stunden ohne Pause hat es gedauert, und es waren viele Menschen unterwegs, begleitet von permanenten Sirenen und Hubschraubern. Entlang der Bucht konnte man die Raffinerien von weitem brennen sehen.
Am Bahnhof Maihama angekommen sah ich die ersten wirklichen Schäden – alles am Bahnhofsvorplatz wurde aufgeworfen, verdreht, Brückenteile sackten ab (siehe Photos unten).
In der Gegend hier gibt es momentan kein Wasser und kein Gas, und wir sind nicht sicher, wann es zumindest wieder Wasser geben wird.
Die Geschäfte sind entweder geschlossen oder (siehe ebenfalls Photo unten) nahezu komplett ausverkauft.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

15 Kommentare

  1. Gut, dass es euch gut geht. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt.
    Ich drücke ganz Japan die Daumen, dass sich die Zahl der Opfer in Grenzen hält und die Nachbeben schnellstmöglich aufhören.

  2. Oh Gott das ist so schrecklich. Ich hab davon erst heute Mittag erfahren als ich nichtsahnend das Radio eingeschaltet habe. Ich hoffe Ihnen und Ihrer Familie geht es soweit gut!
    Das schlimmste ist glaube ich wenn man Bekannte oder Verwandte in Japan hat und nicht weiß wie es um sie steht. Auch ich habe eine Freundin in Tokyo die sich noch nicht zurück gemeldet hat.
    Laut Nachrichten sollen von den USA und Deutschland Hilfe zugesagt worden sein. Vor allem was die Behebung des Problems bezügl. der Reaktioren besteht.Vor allem in Fukushima soll es sehr kritisch aussehen…

  3. ich drück euch 4 und allen anderen dort die daumen, dass ihr alles gut übersteht und nix weiter schief läuft. besonders wenn man sich nachrichten zu den reaktoren etc. ansieht.

  4. Danke für die Fotostrecke und der ganz anderen Perspektive als die Luftbilder die man aktuell im Fernsehen sieht. Der Rückweg muss einem ja vorgekommen sein wie der Weltuntergang

  5. Das sind zwar deutlich Spuren, aber all zu arg scheint es ja zumindest in dieser Gegend nicht zu sein. Oder täuschen die Bilder da?
    Ich wollte eigentlich nächste Woche nach Tokyo, ich hoffe der Flug- und Nahverkehr ist dann wieder halbwegs normal.

  6. Die Nachrichten in Deutschland klingen noch unheimlicher.

    Diesen Blog haben wir gerade erst entdeckt und in zwei Nächten komplett durchgelesen (vielen Dank für die vergnüglichen Stunden, ein toller Blog!), deswegen glaube ich mich noch recht gut daran zu erinnern, an einer Stelle Bedenken bezüglich der japanischen Atom/Energiepolitik gelesen zu haben. Wie wahr! Hoffentlich geht alles gut!

  7. Hallo,hoffe es geht Ihnen und Ihrer Familie gut. Die Nachrichten ueber die Atomkraftwerke hoeren sich nicht gut an. Besorgten Gruss aus der Schweiz.

  8. Ich sehe heute früh grade die Bilder aus Fukushima. Man kann bloß hoffen dass es nicht zum GAU kommt. Hoffentlich passiert euch nichts!!!

  9. Hallo Tabibito,
    Seit Jahren nun lese ich Ihre sehr schönen Berichte aus Japan und von Ihrer Familie.
    Dieses schreckliche Ereignis und die Bilder der Zerstörung und des Todes in Japan, lies mich, nach einiger Zeit der Erstarrung, an Sie und Ihre Familie denken. Mit Bangen um Sie rief ich Ihren Blog auf und die Erleichterung ob Ihres Wohlergehens lässt mich das erste Mal hier etwas schreiben:
    Alles Gute Ihnen und Ihrer Familie. Viele Gebete Ihnen und Ihrem Volk.
    Es freut mich, dass es Ihnen gut geht.
    Freier Wind

  10. Ich bettongs diesel Blog schOn seit ein’ger Zeit, und habe gleich unbekannterweise an Sie und Ihrer Familie gedacht! Seien Sie stark und alles wird gut!

  11. Der People Finder von Google findet kaum jemanden, den ich kenne – auch keine Leute, die sich inzwischen als in Sicherheit gemeldet haben. Also keine Panik, wenn man die gesuchte Person dort nict findet.
    Ich erwarte auch noch Rückmeldung von Freunden und hoffe, dass sie bloß noch nicht antworten konnten, weil ihr Handy keinen Saft mehr hat oder ähnliches.

    Gerade diese Woche war eine Freundin aus Iwate bei mir zu Besuch, die Nachricht war furchtbar für die Arme…

    Hoffentlich wird es nicht noch schlimmer.

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