Wie ja nun hinlänglich bekannt, ist Donald Trump dabei, mit seiner unberechenbaren Zollpolitik großmaschige Löcher in das über Jahrzehnte lang gewachsene weltwirtschaftliche Geflecht zu reißen. Das ist ihm soweit ganz gut gelungen, doch gelöst ist mit der Bekanntgabe des 90-tägigen Moratoriums in Hinblick neuer Zollsätze für alle Länder, ob bewohnt oder nicht und mit Ausnahme von China, natürlich nichts: Jetzt geht es für alle größeren Handelspartner darum, den Schaden dauerhaft zu begrenzen. Natürlich zählt auch Japan dazu, die bereits Verhandlungen mit der US-Regierung aufgenommen haben – angeführt von Wirtschaftsminister Akazawa. Am vergangenen Freitag hielt Shinji Oguma, ein Politiker der oppositionellen Konstitutionell-Demokratische Partei, vor dem japanischen Parlament eine bemerkenswert offene – und äußerst zutreffende Rede. Dabei fielen die Wörter 不良少年 (“schlechtes/verdorbenes Kind”) und カツアゲ – Erpressung. Er merkte an, dass es bei den amerikanischen Verhandlungspartnern jeglicher Logik gebricht und die Zahlen, mit denen Trump die Zollsätze begründet, Schwachsinn sind – selbst er, der er in der Schule in Mathe nicht gerade glänzte, wisse das. Dementsprechend verglich er die Trump-Regierung mit verdorbenen Kindern, die versuchen, mit aller Macht Geld von Anderen zu erpressen. Konsequenterweise dürfe Japan diesen unsinnigen Forderungen nicht nachgeben, denn würde man dies tun, setzte Japan einen Präzedenzfall – weitere Erpressungen würden folgen, und die würden sich nicht nur auf Japan begrenzen, sondern auch andere Nationen negativ beeinflussen.
Die japanische Delegation ist in der Tat gut darin beraten, die Warnungen von Oguma ernst zu nehmen: Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen, denn es handelt sich offensichtlich wirklich eher um plumpe Erpressungsversuche. Doch da gibt es ein kleines Problem: Japan erhebt auf Reisimporte, die ein gewisses Kontingent überschreiten, mehrere hundert Prozent Zoll – und auf diesem einen Punkt reitet die amerikanische Regierung besonders gerne herum, denn der Zollsatz ist in der Tat ungewöhnlich. So weit, so gut – doch der Reismangel in Japan nimmt immer ernsthaftere Züge an, weshalb die japanische Regierung nun unter Druck steht, die strengen Importregeln zu lockern. Hier könnte es dann durchaus doch passieren, dass die japanische Delegation den Amerikanern Zugeständnisse macht.
Nun wurden erste Stimmen aus der Trump-Regierung vernommen, die ein Plaza-Abkommen 2.01 verlangen: Bei dem 1985 abgeschlossenen Abkommen zwischen Frankreich, der BRD, Großbritannien, Japan und der USA ging es darum, den starken Dollar planmäßig und mittels Notenbankinterventionen abzuwerten, da amerikanische Produkte durch den hohen Dollar im Ausland nicht konkurrenzfähig waren. Dies geschah dann auch: Bekam man 1985 noch 250 Yen für einen Dollar, so waren es 1986 nur noch 170 und ein Jahr später nur noch 130 Yen – der Yen gewann also gegenüber dem US-Dollar fast 100% an Wert. Diese starke Abwertung war möglicherweise ein Auslöser der später “Bubble” genannten Phase, während der sich der japanische Immobilienmarkt stark überhitzte: Plötzlich schwammen viele Japaner – bis zum Platzen der Seifenblase – im Geld.
Es darf jedoch bezweifelt werden, ob sich etwas Ähnliches wiederholt: Die meisten anderen Länder dürften kein allzu großes Interesse daran haben, amerikanische Produkte viel billiger zu machen – und ihre eigenen zu teuer für den amerikanischen Markt. Doch der US-Dollar ist tatsächlich momentan sehr stark gegenüber fast allen anderen Währungen.
Was Oguma dort anspricht, ist auch beziehungsweise sollte auch eine Maxime für Reisende sein: Bestechung an jemanden zu bezahlen, zum Beispiel an der Grenze, damit es etwas schneller geht, ist in ärmeren Regionen leider immer noch nicht unüblich, sollte aber dennoch auf jeden Fall vermieden werden, denn die nächsten Reisenden werden dann auf jeden Fall ebenfalls ausgenommen.
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