BlogOlympische Spiele: Freudige Erregung und ein Mario-Abe

Olympische Spiele: Freudige Erregung und ein Mario-Abe

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Unkenrufen zum Trotz fanden die Olympischen Spiele nun doch statt, und vor allem in Japan schaute man dieses Mal besonders aufmerksam hin – schliesslich ist Japan als nächstes dran (und es gibt noch viel zu tun – man weiss zum Beispiel noch nicht einmal, wie viel der Spass eigentlich kosten wird). Und Japan hat in den vergangenen Jahren scheinbar einiges richtig gemacht bei der Sportförderung, denn mit 41 Medaillen gab es so viel Edelmetall wie nie zuvor. Darunter gab es auch echte Überraschungen, denn niemand hätte zum Beispiel den japanischen Sprinter bei der 4×100-Meter-Staffel der Herren zugetraut, aufs Podest zu gelangen – doch ein nahezu perfektes Zusammenspiel der als Einzelläufer weniger erfolgreichen vier sorgte für eine sensationelle Silbermedaille. Einer der vier ist zudem ein “half”, also ein Halbjapaner, mit dem ganz klar unjapanischen Namen Cambridge – und der sorgte wahrscheinlich gleichzeitig mit dafür, dass sich noch mehr Japaner mit dem Gedanken anfreundeten, dass “half” nicht unbedingt halbe Menschen sind sondern mitunter Japaner wie Du und … nein, nicht ich.

Abe-Mario bei der Abschlusszeremonie
Abe-Mario bei der Abschlusszeremonie

Ministerpräsident Abes Auftritt als Super Mario während der Schlusszeremonie sorgte nun für zahlreiche Reaktionen in den japanischen sozialen Netzwerken. Wie zu erwarten ist alles dabei: Von der Häme bis zur Bewunderung. Der Auftritt deutete auch an, mit welchem Pfund Japan bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo wuchern wird. Selbst hochbetagte Funktionäre sind sich einig, dass aus dem Geek-Image Japans viel Kapital zu schlagen ist, und warum auch nicht: Eine Nation, die für ihre Videospiele und ausgefallenen Ideen bekannt ist? Es gäbe schlimmeres. In dem Sinne darf man schon mal auf die Eröffnungszeremonie in Tokyo gespannt sein. Das sind zwar noch vier Jahre hin, aber wie sich bei allen Olympischen Spielen herausstellt, ist das eine sehr kurze Zeit, um alles fertigzustellen. Fast so wie Weihnachten, dass ja auch jedes Jahr ganz plötzlich und unverhofft vor der Tür steht.
Unter dem Hashtag #安倍マリオ tauchte übrigens das untere Bild heute auf – mit dem Titel “首相、よく間違えなかったな。” – “Ministerpräsident, Glück gehabt dass Du Dich nicht verlaufen hast!” (zur Auswahl stehen die Ministerpräsidentenresidenz, Rio und der Yasukuni-Schrein):
Abe-Mario: Zum Glück nicht verlaufen!
Abe-Mario: Zum Glück nicht verlaufen!

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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