Am 15. Januar erschienen gleich zwei interessante Zahlen zum Thema ausländischer Besucher in Japan. Zum einen veröffentlichte die japanische Tourismusbehörde erstmals Zahlen für das gesamte Jahr 2024 – demzufolge zählte man im Vorjahr sage und schreibe 36,860,000 ausländische Besucher. Das ist ein Anstieg von mehr als 40% im Vergleich zum Vorjahr – und ein Anstieg von rund 15% im Vergleich zum Vorcoronajahr 2019. Noch nie haben so viele ausländische Besucher Japan bereist. Nur zum Vergleich: Im Jahr 2009 besuchten weniger als 7 Millionen Ausländer Japan, und damals war es erklärtes Ziel der JNTO, die Zahl auf 10 Millionen zu erhöhen.
Man schätzt, dass die gesamte Tourismusindustrie einen Jahresumsatz von 8兆 Yen machte – ein Chō sind 1’000’000’000’000 oder 1012 oder eine Billion – was beim jetzigen Stand rund 50 Milliarden Euro entspricht. Das ist selbst für japanische Verhältnisse eine erkleckliche Summe und entspricht dem, was die gesamte Spieleindustrie (2-chō) und alle Eisenbahngesellschaften (6-chō) zusammen erwirtschaften. Doch das weckt nun offensichtlich Begehrlichkeiten: So hat in dieser Woche die Stadt Kyoto beschlossen, die Kurtaxe für Übernachtungen im Stadtgebiet mal eben von maximal 1000 Yen (6 Euro) auf maximal 10’000 Euro zu erhöhen, also um das Zehnfache. Laut Bürgermeister Matsui Kōji soll das Geld dafür genutzt werden, die Infrastruktur der Stadt zu erhalten und zu verbessern – sowie um die Massen besser lenken zu können. 2023 zählte die Stadt rund 50 Millionen Besucher (heimische wie ausländische) mit rund 15 Millionen Übernachtungen.
Das klingt erstmal dramatisch, aber die neu festgelegte Kurtaxe ist natürlich gestaffelt:
Preis pro Nacht | Kurtaxe (ab März 2026) |
---|---|
bis 6’000 Yen | 200 Yen |
6’000 – 19’999 Yen | 400 Yen |
20’000 – 49’999 Yen | 1’000 Yen |
50’000 – 99’999 Yen | 4’000 Yen |
>100’000 Yen | 10’000 Yen |
Der Zuschlag liegt also in jedem Fall bei unter 10% (mit Ausnahme der kaum existenten, extrem Low-Budget Unterkünfte). Reisen von Schulklassen sollen davon nicht betroffen sein.
Kyoto ist seit langem bekannt für seine klammen Kassen – so leistete man sich in den 1980ern eine U-Bahn-Linie, die nie die erforderlichen Passagierzahlen erreichte und damit permanent bezuschusst werden muss.
Trotzdem müssen die Stadtvorderen natürlich aufpassen, denn solche Maßnahmen können auch mal schnell nach hinten losgehen: Es wäre nicht verwunderlich, wenn zahlreiche Reiseunternehmer nun Übernachtungen in Kyoto aus dem Programm nehmen und die Teilnehmer stattdessen im nahen Otsu, Osaka, Kobe oder sonstwo übernachten lassen. Das hätte gleich zwei unangenehme Nebeneffekte: Der Hotelindustrie in Kyoto würden Einnahmen entgehen, und die Verkehrssituation würde sich noch mal verschlechtern, da nun hunderttausende mit Bussen und Bahnen von außerhalb anreisen.
JNTO (Japan National Tourism Organization) stellt sich nun darauf ein, dass 2025 bis zu 40 Millionen Besucher ins Land kommen könnten, und das erscheint beim jetzigen Trend keineswegs unrealistisch.