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Japanische Wirtschaft zurück auf Vor-Corona-Niveau – inmitten der 7. Welle

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Heute gab das japanische Kabinettsamt bekannt, dass die japanische Wirtschaft im 2. Quartal des Jahres um 2.2% im Vergleich zum Vorjahr gewachsen ist – in absoluten Zahlen bedeutet dies, dass die japanische Wirtschaft auf das Vor-Corona-Niveau, also dem Jahr 2019, zurückgekehrt ist. Im internationalen Vergleich war Japan damit etwas langsamer, denn die USA und die EU erreichten dies bereits im vergangenen Jahr.

Maßgeblich am Anstieg beteiligt waren private Konsumausgaben, die in Japan rund die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Das lag einerseits daran, dass nahezu alle coronabedingten Beschränkungen im letzten Quartal aufgehoben wurden – deshalb zogen vor allem die Gastronomie und das Hotelgewerbe, aber auch der Verkauf von Mode und dergleichen an. Andererseits ist der Anstieg jedoch auch durch die steigenden Preise erklärbar.

Quelle: Kabinettsbüro

Die gute Nachricht erfolgt inmitten der 7. Coronawelle, die zwar momentan dem Zenit nahe zu sein scheint, aber immer noch für nie dagewesene Fallzahlen sorgt – momentan infizieren sich im Schnitt mehr als 200,000 Japaner pro Tag mit dem Virus, wobei die Dunkelziffer wahrscheinlich viel höher ist, denn das Gesundheitssystem ist seit Wochen an seinen Grenzen. Selbst wenn man positiv getestet wird, ist es schwer bis unmöglich, einen Arzttermin zu bekommen, und die Aussicht, danach für 5 bis 10 Tage in Quarantäne zu müssen, wird viele davon abschrecken, sich als Infizierte(r) erkennen zu geben. Aus zuverlässigen Quellen habe ich allerdings schon mehrfach vom anderen Extrem gehört – Menschen, die alles daran setzen, sich zu infizieren. Viele Gemeinden (im Falle von Tokyo Stadtbezirke) händigen nämlich großzügige Verpflegungspakete an positiv Getestete aus, damit diese zu Hause bleiben, aber in dieser Zeit gut versorgt sind. Das klingt für viele offensichtlich attraktiv, zumal die Menschen dann auch einfach mal so eine Woche frei nehmen können. Sicher ist die Zahl der Abstauber jedoch eher gering.

Trotz der angespannten Lage im Gesundheitswesen läßt man diese Welle vorerst ungebremst passieren – es gibt kaum Beschränkungen. Beispiel Kinos: In vorherigen Wellen wurden diese erst gebeten, zu schließen. Dann öffneten sie wieder, aber jeder 2. Platz musste frei bleiben. Jetzt dürfen wieder alle Plätze besetzt werden. Die O-bon-Ferien, die just endeten und eine der wichtigsten Reisezeiten in Japan darstellen, verliefen zum ersten Mal seit 2019 ohne Beschränkungen. Die meisten Japaner fahren in dieser Zeit in ihre Heimat zurück, um Eltern und Verwandte zu treffen. Viele ältere Japaner baten auch in diesem Jahr ihre Kinder ausdrücklich, nicht vorbeizuschauen, da die Sorge vor Corona immer noch groß ist. Doch während in den vergangenen zwei Jahren die meisten Menschen dem Wunsch der Regierung Folge leisteten und zu Hause blieben, sind die meisten dieses Jahr verreist – nur eben woanders hin.

Leider gibt es jedoch in Sachen Aufhebung der Beschränkungen für ausländische Besucher keine Neuigkeiten, und die Erholung der Wirtschaft sowie die wieder aufflammende Reiselust der Japaner wird den Befürwortern der völligen Landesöffnung sicher vorerst den Wind aus dem Segel nehmen – sprich, die Regierung wird hier keine Dringlichkeit erkennen. Leider.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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