BlogBald heisst es wohl "Dershitye, Dershitye"(*) im Ring

Bald heisst es wohl "Dershitye, Dershitye"(*) im Ring

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*russisch, bedeutet “halten!”
Diesen Eindruck könnte man fast bekommen, wenn man in letzter Zeit Sumō schaut. Vor 1992 sorgte der erste Ausländer, der zum yokozuna (höchster Rang) gekürt wurde, noch für helle Aufregung – es handelte sich um den Hawaiianer Akebono. Dann kamen die Mongolen. Der zur Zeit unbestritten stärkste Kämpfer ist auch Mongole, namentlich Asashōryū. Zur Zeit findet das Juli-Turnier in Nagoya statt, und mittlerweilen sind bald mehr Ausländer dabei als Japaner. Interessant ist dabei, wo die Leute alle herkommen (in Klammern jetziger Stand beim Turnier, erste Zahl = Siege, zweite Zahl Niederlagen):

  • Asashōryū, Mongolei (11-0)
  • Hakuhō, Mongolei (9-2)
  • Kotoōshū, Bulgarien (6-5)
  • Asasekiryō, Mongolei (-)
  • Kyokushūzan, Mongolei (1-10)
  • Hakurozan, Russland (2-9)
  • Kyokutenhō, Mongolei (3-8)
  • Rohō, Russland (5-4, muss drei Mal aussetzen)
  • Ama, Mongolei (3-8)
  • Baruto, Estland (7-4)
  • Kokkai, Georgien (8-3)
  • Tokitenkō, Mongolei (7-4)
  • Kasugaō, Südkorea (4-7)

Fällt was auf? 13 von 42 (zu Beginn des Turniers 16 von 44) Kämpfern kommen nicht aus Japan. Davon kommt die Hälfte aus der Mongolei, der Rest aus der ehemaligen Sowjetunion (und Bulgarien ebend). Mal sehen – bald wird wohl Russisch Amtssprache beim Sumō werden. Dann heisst es im dohyō ebend nicht mehr “Nokotta!” (siehe unten) sondern “dershitye”!
Wenn ich Sumō sehe, fällt mir immer die Sumo-Amateurweltmeisterschaft 1999 in Riesa ein. Weiland hatte ich dort als Dolmetscher zu tun – der einzige für eine 50-köpfige Delegation aus Japan. Leider hatten sich die deutschen Organisatoren mit den japanischen Verbandsfunktionären am zweiten Tag komplett überworfen – eine schwierigere Arbeit als Dolmetscher hatte und habe ich nie erlebt.
Wort des Tages: 残った! 残った! (nokotta, nokotta!) – das ist das, was der Schiedsrichter den Sumo-Kämpfern im Ring zuruft (das Wort selbst ist dabei kaum zu verstehen). Nokotta bedeutet wortwörtlich “(er) blieb!” – will heissen, “Macht weiter!”. Eine Art Anfeuerungsruf.

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Also damals schon Zoff?
    Soweit ich weiss, gibt es nur noch Gezerre im Amateursumo…

    War Tanaka da?
    Da zu dolmetschen (selbst wenn ich schon gut genug waere) haett ich mich nicht getraut. Hut ab.

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