BlogWas für eine Ironie!

Was für eine Ironie!

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Heute machten veröffentlichte handschriftliche Notizen des Shōwa-Tennō Schlagzeilen – und das zu recht und wohl nicht nur heute. Jener war von 1926 bis 1989 Kaiser Japans und galt vielen, vor allem freilich den Amerikanern, als Kriegstreiber. Jahrzehntelang hatte er alljährlich den Yasukuni-Schrein besucht – bis 1978. Dann nie wieder. Lange wurde gerätselt, warum.
Blick zurück auf heute: Mit seinen regelmässigen Besuchen des gleichen Schreins bringt Premierminister Koizumi die japanische Aussenpolitik durcheinander, denn da im Yasukuni seit 1979 auch Kriegsverbrecher der höchsten (=schlimmsten) Kategorie liegen, sind Koreaner und Chinesen nicht begeistert. Die Schreinbesuche haben die nachbarlichen Beziehungen auf einen Tiefpunkt gebracht.
Was besagen nun die Notizen? Genau! Shōwa-Tennō fühlte Unbehagen bei der Umbettung der Kriegsverbrecher. Von seinem Herzen aus fühlte er, dass da etwas nicht stimmt. Deshalb ging er nicht mehr. Und deshalb geht auch sein Sohn, der jetzige Tennō, nicht zu diesem Schrein. Nur Koizumi mmuss da noch unbedingt hin. Höchste Zeit, dieses überflüssige Spektakel zu beenden!
Wort des Tages: 不快感 (fukaikan) – dieses Wort benutzte Hirohito, so der eigentliche Name des Showa-Tenno, in seiner Notiz. –kaikan ist das Wohlbehagen, fu- bedeutet “Nicht-” bzw. “Un-“.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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