BlogAnschlag auf Soukagakkai - wer war's?

Anschlag auf Soukagakkai – wer war's?

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Gestern wurde ein Anschlag auf ein Gebäude des Sōkagakkai – “schaffen-Wert-Kreis” (創価学会) in der Präfektur Tokushima verübt. Es handelte sich um sehr kleine Sprengsätze die nur wenig Schaden anrichteten und wohl auch mitten in der Nacht gezündet wurden, aber der Vorfall ist schon aussergewöhnlich.
Zum einen, weil Anschläge, erst recht mit Sprengsätzen, in Japan sehr, sehr selten sind. Zum anderen, weil das Ziel eine religiöse Einrichtung ist.
In Japan gibt es seit weit über tausend Jahren verschiedene buddhistische Sekten – eine davon nennt sich 日蓮 (nichiren, die kam aber erst im 13. Jahrhundert dazu). Der Sōkagakkai (kurz auch oft nur Gakkai genannt) ist ein sehr grosser und einflussreicher Verein, der sich die Verbreitung und Ausübung des Nichiren-Buddhismus zum Ziel gesetzt hat.
Der Verein dürfte die bedeutendste religiöse Gruppierung in Japan darstellen – die sehr nahe stehende politische Partei Kōmeitō zum Beispiel bildet mit der LPJ die Regierung Japans.
1975 wurde der Gakkai gegründet – hatte aber einen Vorgänger von 1930. Heute zählt der Verein ca. 12 Millionen Mitglieder (also jeder 10. Japaner) in Japan, und wohl noch 3 Millionen ausserhalb.
Wie es nun mal so ist, gibt es auch viele Kritiker, darunter recht harsche Kritik von Leuten, die den Gakkai verlassen haben, aber in die Diskussion, wer recht hat und wer nicht, lasse ich mich hier aus Unwissenheit nicht ein.
Es dürfte aber interessant sein zu wissen, wer die Sprengsätze dort angebracht hat. Bisher gab es weder Bekennerschreiben noch sonstige Spuren.
Hier noch der Vollständigkeit halber der Link zur englischen und japanischen Webseite des Sōkagakkai.
Das Wort des Tages: 爆破 bakuha – explodieren – zerstören. Eine Explosion.

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Naja, ich will ja den Teufel nicht an die Wand malen, könnte mir aber vorstellen, dass man es auf einige ganz bestimmte, vollständig unter-präsente religiöse Randgruppen schiebt, um ein wenig Angst im Land zu schaffen und so gesetzliche Nettigkeiten durchzusetzen… in den USA klappt sowas immer ausgezeichnet.

    Gerade weil es in Japan so gut wie nie zu solcherlei Attentaten (ich meine Bombenattentate, vor allem religiös motivierte) kommt, bin ich hier mehr als skeptisch!

  2. Nun ja, Wirrköpfe gab und gibt es auch in Japan.
    Das muss noch nicht einmal von einer Gruppe her kommen sondern kann auch jemand einzelnes gewesene sein. (So wie viele Rassistische Straftaten in der guten alten BRD ja immer nur Einzeltäter waren :-/ )
    Weiss man denn schon was als Sprengstoff benutzt wurde.
    Irgendeine Bombe bauen das ist nicht schwer (für einen Wirrkopf)
    IIRC steht die Soka den Nationalisten etwas näher, kann mich auch gerade etwas falsch erinnern.

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