Region | 九州 Kyūshū | |
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Präfektur | Fukuoka 福岡 | |
Rang | ||
Name | Yanagawa. Die Schriftzeichen im Namen sind 柳, gelesen “RYŪ, yana(gi)” für “Weide” und 川, gelesen “SEN, kawa” für “Fluß”. In der Tat gibt es viele Flüße und viele Weiden in der Stadt, aber der Ortsname wurde früher mit einem anderen Schriftzeichen geschrieben, das ebenfalls “yana” gelesen wird – 簗 – und das bedeutet “Reuse”. Yanagawa ist auch ein typischer Familienname – mehr als 20’000 Japaner heißen so. | |
Lage | Yanagawa liegt am nordöstlichen Ende der großen Ariake-Bucht und fast genau zwischen Fukuoka und Kumamoto – beide Städte sind rund 60 Kilometer entfernt. Allerdings liegt die Stadt ein paar Kilometer abseits der Autobahn und Shinkansentrasse zwischen den beiden Metropolen, weshalb die meisten Menschen an Yanagawa vorbeifahren. | |
Ansehen | Die fast quadratische Innenstadt rund um die Burgreste mit ihren zahlreichen Kanälen. Das Tachibana-Museum. Gegebenfalls die Bucht von Ariake. |
Die Stadt Yanagawa liegt im Süden der Präfektur Fukuoka an der Ariake-Bucht und ist rund 77 Quadratkilometer groß. Hier leben rund 62’000 Menschen – Tendenz leicht fallend. 1960 lebten hier noch fast 87’000 Menschen. Bemerkenswert an Yanagawa ist das Relief – so ziemlich das gesamte Stadtgebiet ist topfeben, weshalb fast 100% der Stadtfläche wirklich bebaubar sind. Das ist vor allem in Japan eher selten. Die Stadt ist vor allem durch Flüsse und Kanäle geprägt – hier fliessen der Chikugo-Fluss, der Yabe-Fluss, der Okinohata-Fluss, der Futatsu-Fluss, und der Shiozuka-Fluss, und diese sind durch unzählige Kanäle miteinander verflochten.
Die zahlreichen, meist geraden Kanäle lassen es bereits erahnen – hier handelt es sich um eine Schwemmebene, und rund ein Drittel des Stadtgebietes wurde im Laufe der letzten 300, 400 Jahre dem Meer abgerungen. Die Kanäle dienen deshalb der Entwässerung – und natürlich auch als Transportwege. Bis vor rund 3’000 Jahren war das heutige Stadtgebiet noch komplett von Wasser bedeckt.
Die ältesten Siedlungsspuren stammen aus der Zeit kurz vor Beginn der Zeitrechnung. Im 16. Jahrhundert wurde erstmals eine Burg errichtet. Damals war Yanagawa Teil der historischen Provinz 筑後国. Diese wurde 1871 im Zuge einer gewaltigen Verwaltungsreform in zahlreiche Präfekturen unterteilt – eine davon war die Präfektur Yanagawa, die aber letztendlich 5 Jahre später in die Präfektur Fukuoka eingegliedert wurde. Im Jahr 1872 wütete ein schweres Feuer in der Stadt, durch das nahezu die gesamte Burg, inklusive des Hauptturms, abbrannte. Vom der Burg sind nur noch ein paar wenige Steine übrig, und wie es scheint, nur ein einziges Foto, das man unter anderem hier sehen kann. Auf dem ehemaligen Burggelände mitten im Stadtzentrum gibt es seitdem und auch heute noch eine Mittel- und eine Oberschule.
Seit 1937 ist die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen und dadurch sehr leicht von Fukuoka erreichbar. Das macht die Stadt auch heute noch für die interessant, die in Fukuoka arbeiten, aber nicht dort leben wollen. Im Jahr 1952 erhielt Yanagawa schließlich das Stadtrecht und kann sich seitdem entsprechend Yanagawa-shi nennen.
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Innenstadt
Yanagawa hat den Spitznamen 水の都, und das zu recht – ein Blick auf eine Karte oder Luftbildaufnahme zeigt, dass die Stadt von unzähligen Flüssen und Gräben durchzogen ist. Die Innenstadt von Yanagawa ist fast quadratisch und fast genau einen Quadratkilometer groß – in dem Areal befinden sich mehrere Schulen, die Burgruine und das Rathaus. Einzig der Bahnhof der Stadt liegt außerhalb – er befindet sich rund einen Kilometer westlich des Zentrums.
Ganz wie in Venedig kann man in Yanagawa einen Gondoliere anheuern, der Besucher in einem kleinen Boot durch die 掘割 (wörtlich: “Schnitt”) genannten Kanäle bugsiert. Die Boote werden どんこ舟 genannt, und es gibt zwei Routen – eine äußere und eine innere Route. An insgesamt sechs Punkten kann man in die Boote einsteigen – unter anderem an der Joto-Brücke, Okinohata und am Takahatake-Park. In einem Boot finden bis zu 10 Passagiere Platz, und die innere Route dauert rund 70 Minuten – Erwachsene zahlen 1’560 Yen für die Fahrt. Die Gondoliere erzählen dabei dies und das über die Stadt, aber das natürlich nur auf Japanisch. Unterwegs sieht man – je nach Jahreszeit – zahllose Hyazinthen. Zudem passiert man insgesamt 13 Brücken, wobei einige so flach sind, das Unaufmerksamkeit schnell mit veritablen Kopfschmerzen bestraft wird.
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Tachibana-Garten / Shōtō-Garten 立花氏庭園 ・ 松濤園
Das Yanagawa-Lehen wurde von 1620 bis zur Aufhebung der Lehnsherrschaft 1871 von der Familie 立花 regiert. Sadayoshi, Tachibana-Lehnsherr der 5. Generation, liess Anfang des 18. Jahrhunderts eine Nebenresidenz in der Südwestecke der Burg von Yanagawa als Nebenresidenz für seinen Sohn einrichten – das Areal wurde 御花畠 genannt – wörtlich “Blumenfeld”. Später wurde das Anwesen dann einfach nur noch 御花 genannt – “die Blume”.
Bei der Meiji-Restauration wurden die Lehen abgeschafft und Präfekturen errichtet – die lokalen Lehnsherren wurden dadurch quasi entmachtet, aber im Gegenzug durch die Vergabe von Adelstiteln und damit einhergehenden Ämtern und Würden ausgestattet. Die Tachibana-Familie wurde mit dem Titel des 伯爵 bedacht – dies entspricht im deutschen Sprachraum dem Titel eines Grafen. Graf Tomoharu Tachibana, von der 14. Generation der Tachibanas, schuf rund um das Jahr 1910 das, was man heute von der “Ohana” sehen kann.
Die ausgedehnte Anlage des alten Anwesens besteht im Wesentlichen aus drei Bereichen – einem öffentlich zugänglichen Teil, dem Hotelbereich und dem Park. Das Hotel, 立花亭 Tachibana-Tei genannt, ist dabei ein absoluter Geheimtipp in Sachen Atmosphäre und Lage – mehr dazu siehe hier.
Das gut zwei Hektar große Areal ist nahezu komplett von Wassergräben umgeben und liegt in der südwestlichen Ecke des Stadtzentrums. Im Mittelpunkt steht ein Gebäudekomplex, der aus den folgenden Bereichen besteht:
西洋館
Zwischen der Landesöffnung in der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Beginn des 2. Weltkrieges wurden in Japan zahlreiche Gebäude im westlichen Stil errichtet – als Ausdruck einer Sehnsucht nach westlicher Kultur. Viele dieser Gebäude gingen durch den 2. Weltkrieg und/oder durch Erdbeben verloren, doch es gibt auch noch zahlreiche prominente Beispiele – der Hauptbahnhof von Tokyo zum Beispiel.
Das Seiyōkan (=”Westliches Gebäude”) ist ein schmucker, zweistöckiger Bau und dem Haupteingang am nächsten gelegen. Das Haus wurde damals von der Tachibana-Familie für Empfänge und dergleichen errichtet und mit eigens importiertem Mobiliar, Kronleuchtern und dergleichen ausgestattet – vieles davon ist auch heute noch erhalten. Heute ist ein Großteil des Gebäudes öffentlich zugänglich (beziehungsweise Teil des Museums), aber es wird auch für Hochzeiten und andere Veranstaltungen vermietet. In einigen Räumen gibt es kleine Ausstellungen – zum Beispiel ein wunderschönes Hinamatsuri-Display (siehe Foto unten).
大広間
Vom Eingang aus gesehen hinter dem Seiyōkan befindet sich das “Große Empfangszimmer” – ein “hiroma” kennzeichnet in Japan eine mit Tatami ausgelegte Halle, die für Empfänge und Zusammenkünfte, aber auch für Nō-Aufführungen genutzt wurde. Das Hiroma des Tachibana-Anwesens ist immerhin 100-jō groß (“jō” ist eine Flächeneinheit für japanische Innenräume und bedeutet “Tatami” – die Größen variieren leicht je nach Region, aber es sind in der Regel rund 1,80m²).
Nō-Aufführungen waren ein fester Bestandteil des Lebens der Daimyō, die nicht nur im Kampf und in der Politik, sondern auch in kulturellen Dingen wie der Teezeremonie und den verschiedenen Theaterformen bewandert sein mussten.
松濤園
Das Hiroma grenzt direkt an den Shōtō-Park, ein sehr kleiner, aber feiner, typisch japanischer Landschaftspark. “Shōtō” setzt sich aus “Kiefern” und “Sturm” zusammen, und bedeutet “Rauschen des Windes in den Kiefern, das sich wie Rauschen der Wellen anhört” – ein wichtiges Konzept in japanischen Parks. Hier umgeben zahlreiche Japanische Schwarzkiefern einen kleinen Teich, in dem sich zwei kleine Inseln und ein paar Steine, angeblich aus der Mauer der ehemaligen Burg entnommen, befinden. Der ebenfalls 1910 entstandene Park gilt heute als einer der Feinsten in Japan, und zusammen mit dem Hiroma repräsentiert er auf beste Art und Weise das japanische Verständnis des Zusammenspiels von Mensch und Natur, von Park und Gebäude.
Hinter dem Hiroma befindet sich das 大居間, der ehemalige Wohnbereich, das 御役間 (Verwaltungsbereich) sowie das 松濤館. Das Ōima wird heute als Restaurant genutzt und das Shōtōkan als Hotel – alle drei Bereiche sind deshalb nicht öffentlich betretbar.
Das gesamte Anwesen ist heute unter dem Namen 立花氏庭園 (Garten der Tachibana) bekannt und ein Museumskomplex. Direkt am Eingang befindet sich ein langes, flaches Gebäude mit einem kleinen Museum über die Geschichte der Familie Tachibana sowie ein Souvenirladen. Der Eintritt in das Tachibana-Anwesen kostet 1’000 Yen für Erwachsene, Besucher unter 18 Jahren zahlen die Hälfte. Das Museum ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet, mit unregelmäßigen Ruhetagen.
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Anreise
Der architektonisch sehr gelungene Bahnhof von Yanagawa heißt offiziell 西鉄柳川駅 (Nishitetsu Yanagawa-eki), und der Name deutet es bereits an – mit dem JR-Pass kommt man nicht direkt nach Yanagawa, denn Nishitetsu ist eine Privatlinie. Von Tenjin, einem der Hauptbahnhöfe von Fukuoka, fährt man eine gute ¾ Stunde bis Yanagawa – die einfache Fahrt kostet 860 Yen. Die Nishitetsu-Linie fährt von Yanagawa weiter gen Süden bis 大牟田 Ōmuta. Wer weiter nach Kumamoto will, muss dort umsteigen in die JR Kagoshima-Honsen – insgesamt braucht man dafür eine gute Stunde, und die Fahrt kostet 1’310 Yen. Ansonsten muss man fast in jedem Fall im nahen 久留米 Kurume umsteigen – allerdings liegen der Nishitetsu-Bahnhof und der JR- (und Shinkansen)Bahnhof in Kurume rund 2,5 Kilometer auseinander, was das Umsteigen natürlich sehr unpraktisch macht.
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Übernachtung
Nicht direkt in der Stadt übernachtet, deshalb keine persönlichen Empfehlungen. Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.