Region | 関東 Kantō | |
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Präfektur | Kanagawa 神奈川 | |
Rang | ||
Name | Kamakura. Die Schriftzeichen im Namen sind 鎌, gelesen “kama” (Sichel) und 倉, gelesen “SŌ, kura” für “Lager”. Hiess ursprünglich Kamikura 神倉 – das “Lager der Götter”. So zumindest eine Theorie zur Namensentstehung. | |
Lage | Im Südosten der Präfektur Kanagawa direkt am Nordufer der Sagami-Bucht 相模湾. Entlang des Nordufers reihen sich die Städte Odawara 小田原, Hiratsuka 平塚, Chigasaki 茅ヶ崎, Fujisawa 藤沢 und Kamakura aneinander. Kamakura ist die östlichste und ca. 20 km von Yokohama entfernt. Keine 10 km südöstlich liegt der interessante Badeort Zushi. | |
Ansehen | Die zahlreichen Tempel (z.B. Hase-ji, Engaku-ji) und Schreine (Hachiman-gū usw.). Kamakura Daibutsu – der grosse Buddha. Die kleinen, versteckten Gärten. Die kleinen Gassen östlich des Bahnhofs mit vielen kulinarischen Genüssen. |
Die Stadt selbst ist 39.6 km² und hat lediglich 170’000 Einwohner – quasi für japanische Verhältnisse eine Kleinstadt. Im Süden ist die Stadt vom Meer, nach Norden, Osten und Westen von den sogenannten Fünf Bergen (五山) begrenzt. Auf denen befinden sich die einzelnen Tempel und Schreine. Kamakura war in der Zeit von 1185 bis 1333 Hauptstadt Japans (mehr dazu siehe Kamakura-Zeit).
Wer etwas Zeit mitgebracht hat und mit gutem Wetter gesegnet ist, sollte auch etwas durch die angrenzenden Hügel spazieren, denn dort gibt es auch ein paar schön kühle Bambuswälder. Vor allem an Wochenenden lohnt sich ein solcher Spaziergang, denn die Stadt selbst ist an Sonn- und Feiertagen einfach hoffnungslos überlaufen. Wer kann, sollte einen Besuch von Kamakura auf einen Werktag verlegen.
Kamakura ist die am leichtesten von Tokyo erreichbare, historische Stadt. Dementsprechend viele Touristen tummeln sich in der Stadt. Aber man sollte sie schon gesehen haben. Zwar kann man den Ort in einem Tagestripp von der Hauptstadt besuchen. Aber innerhalb eines Tages alles zu sehen ist nahezu unmöglich. Ausserdem ist man nach fünf Tempelbesuchen hintereinander womöglich etwas geschafft.
In der Gegend befinden sich Strände – zum Beispiel bei Enoshima 江ノ島 und Shōnan 湘南. Da die ganze Region jedoch nicht weit von Tokyo entfernt liegt, wird es vor allem an Wochenenden mörderisch voll – wer kann, sollte einen Besuch von Kamakura auf einen Werktag legen.
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Kamakura-Daibutsu 鎌倉大仏
Es gibt wohl kaum Touristen, die in Japan waren und nicht die Stadt mit dem berühmten Kamakura Daibutsu 鎌倉大仏 (Grosser Buddha) gesehen haben. Schliesslich ist die Stadt leicht von Tokyo zu erreichen. Zum Symbol der Stadt wurde der Daibutsu – eine 11.4 m grosse, bronzene Buddha-Statue, die wahrscheinlich nach dem Vorbild des Daibutsu im Tōdai-ji in Nara geschaffen wurde. Der Daibutsu in Nara ist mit 17 Metern allerdings noch grösser – ganz zu schweigen vom Nihonji-Daibutsu auf dem Nokogiriyama mit 32 Metern (dieser wurde jedoch gut 500 Jahre später geschaffen).
Vollendet wurde der Daibutsu wahrscheinlich 1252 – allerdings stand (genauer gesagt sass) er nicht immer so einsam in der Gegend herum, sondern war von einer Halle umgeben. Obwohl 1.5 km vom Ufer entfernt, wurde die Halle von einem Tsunami weggespült. Man kann in den Daibutsu hineingehen, aber allzu viel gibt es nicht zu sehen. Der Eintritt kostet 150 Yen.
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Tsurugaoka-Hachimangū 鶴岡八幡宮
Kamakura, genauer gesagt der Stadtteil Tsurugaoka, beherbergt auch einen wichtigen Schrein – gewidmet dem Hachiman 八幡, im Shintōismus. Ihm sind im Lande etliche Schreine gewidmet. Der Tsurugaoka Hachiman-gū 鶴岡八幡宮 ist einer der drei wichtigsten Hachiman-Schreine in Kamakura. Ein schöner, grosser Schrein, der zwischen all den vielen buddhistischen Tempeln in Kamakura ziemlich auffällt. In und rund um den Schrein gibt es Unmassen von taiwan risu 台湾栗鼠 – Taiwanesischen Eichhörnchen, die allmählich zur Plage werden, da sie auch in die Geschäfte kommen. Was in Nikkō der Affe, ist in Kamakura das Eichhörnchen. Gerade bei Schreinen sollte man auf die Details achten – gerade die Dächer und Tore sind mit ihren aufwendigen, meist roten Holzkonstruktionen schön anzusehen.
Vor dem Schrein steht ein berühmter, uralter Gingko-Baum, der wohl schon in der Zeit, als Kamakura Hauptstadt wurde, dort gestanden haben soll.
Der Hachiman-gū ist freilich sehr beliebt für die shintōistische Hochzeitszeremonie. Heiraten in Kamakura ist ziemlich nobel und umfasst das ganze Programm. Dazu gehört auch die Fahrt in der herausgeputzten Jinrikisha 人力車 – wörtlich “Menschenkraft-Rad”. Aus dem Wort leitet sich das uns geläufige Wort “Rikscha” ab. Einst in Japan sehr verbreitetes Transportmittel, sah man sie sehr lange Zeit nur noch zu besonderen Anlässen. Doch seit ca. 2000 Jahren erleben die Rikscha eine Renaissance – heute gibt es viele fesche junge Männer, seltener auch Frauen, die Rikscha-Fahrten anbieten. Das kann durchaus interessant sein, da die “Fahrer” (eigentlich ja Läufer) recht unterhaltsam sein können. Im Kamakura sollte man für eine längere Fahrt von 2, 3 Kilometer rund 3’000 Yen einplanen. Rikschas sind damit deutlich teurer als Taxis, aber das ist die Sache auch wert.
Am Eingangsbereich zum Hachiman-gū sieht man eine grosse Phalanx von Sake-Fässern. Keine Seltenheit vor Schreinen. Die Fässer spielen bei Hochzeiten eine grosse Rolle, denn das Ehepaar muss zusammen den Deckel des Fasses einschlagen (in etwa wie bei uns das Baumsägen !?) und den Sake herausschöpfen. Dann trinkt das Brautpaar zusammen den Sake – dieses Rituell wird Sakazukigoto 杯事 genannt. Natürlich trinken später alle Gäste – mit dem Resultat, dass der Brautvater zum Ende meist sturzbetrunken ist. Was ganz lustig sein kann. Über den Fässern steht immer in grossen Schriftzeichen hōken 奉献 – gestiftet. Denn die Fässer werden allesamt von noblen Spendern gestiftet. Mehr zum Thema Sake siehe unter Japanische Getränke.
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Hasedera 長谷寺
Ein weiterer sehr berühmter Tempel ist der 長谷寺 Hasedera (dera bzw. tera = Tempel) unweit der gleichnamigen Bahnstation. Der Tempel gehört zur bedeutenden Jōdo-shū-Sekte und wurde wahrscheinlich zu der Zeit zu dem, was er heute ist, als Kamakura Hauptstadt Japans war. Die Anlage ist relativ geräumig und beinhaltet auch eine kleine Höhle. Besonders schön am Hasedera ist die Aussicht auf die Stadt Kamakura und den 由比ヶ浜 Yuigahama genannten Strand. Der ist zwar im Sommer gut bevölkert, aber ein Augenschmaus ist er leider nicht, da direkt am Strand vielbefahrene Strassen verlaufen.
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Hōkokuji 報国寺
Etwas abseits vom Zentrum, rund 2.5 Kilometer östlich vom Bahnhof, geht es schon etwas ruhiger zu — hier windet sich die enger werdende Straße durch ein schmales Tal Richtung Yokohama und Yokosuka. Ein paar hundert Meter abseits der Straße liegt der Hōkokuji, ein 1334 gegründeter Tempel der Rinzai-Sekte, die wiederum dem Zen-Buddhismus zuzurechnen ist. Das Tempelgelände ist gut 13’000 Quadratmeter groß und beinhaltet unter anderem einen kleinen Bambuswald. Das ist in Japan ganz gewiss keine Seltenheit, doch wer nur auf kurzem Besuch im Land ist, muss danach schon etwas suchen. Bambuswälder sind, egal wo, etwas besonderes — da das Blätterwerk recht dicht und das Wurzelwerk sehr verzweigt ist, ist der Waldboden meist ziemlich rein (von umgekipptem Bambus einmal abgesehen), und die ganz glatten, grünen Stämme sind sehr imposant, da von ihnen auf den unteren dutzenden Metern keinerlei Äste abgehen.
Das Tempelgebäude ist nicht sonderlich groß, aber der kleine Garten nebst Teich, mit dem Bambuswald und einem kleinen Pfad quer durch den Wald, sind schön anzusehen wirken sehr beruhigend, doch Besucher sollten sich darauf gefasst machen, dass der Bambuswald sehr, sehr klein ist – der Rundweg ist gerade mal rund 100 Meter lang. Das bedeutet auch, dass die Anlage sehr schnell überlaufen ist. Der Eintritt in den Tempel (und dazu gehört der Bambuswald) kostet 400 Yen für über 15-jährige und 200 Yen für 6-15-jährige. Im Tempel kann man auch Matcha mit einer kleinen japanischen Süßigkeit dazu probieren – das kostet 600 Yen pro Person. Der Tempel hat von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Tripods und Selfie-Sticks sind verboten! Mehr zum Tempel erfährt man auf der offiziellen Webseite unter houkokuji.or.jp.
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Sasuke-Inari-Schrein 佐助稲荷神社
Von den vielen tausend Schreinen in Japan tragen 2970 Schreine ein 稲荷 im Namen – dieser Name steht für Ukanomitama-no-mikoto, einer Gottheit, die unter anderem für die “5 Körnersorten” steht – in Japan sind dies Reis, Weizen, Kastanien, (Soja)bohnen und Hirse – es gibt zwar auch andere Interpretationsarten, aber Reis, Weizen und Kastanien gehören auf jeden Fall dazu. Kurzum – die Gottheit steht für Nahrungsmittel. “Inari” ist dabei auch ein anderer Name für 狐 – den Fuchs – weshalb an Schreinen mit “Inari” oftmals Fuchsstatuen vorhanden sind, die den Schrein bewachen. Dies ist auch bei Sasuke-Schrein der Fall. Füchse gelten als die Götterboten von Ukanomitama.
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Anreise
Die einfachste und entspannteste Art, von Tokyo nach Kamakura zu fahren, ist die Sōbu-Kaisoku-Linie 総武快速線, die auch über Kawasaki und Yokohama fährt. Dauert von Tokyo 59 Minuten. Die Yokosuka-Linie 横須賀線 fährt auch von Tokyo, aber nicht über Yokohama. Dauert dann 55 Minuten. Und kostet von Tokyo 880 Yen.
Es gibt einen eleganteren, wenn auch längeren Weg. Dazu fährt man mit der privaten Odakyū-Linie 小田急線 von Shinjuku Richtung Katase-Enoshima 片瀬江ノ島 und steigt in Fujisawa 藤沢 aus (58 Minuten). Der Teil ist nicht spektakulär. Von Fujisawa fährt aber die Enoshima Dentetsu 江ノ島電鉄 (kurz Enoden 江の電) – eine kleine Überlandbahn, die quer durch Dörfer und Felder zuckelt. Auf ihrem Weg liegen auch einige wichtige Tempel (z.B. Hase-dera 長谷寺). Die Fahrt macht Spass und dauert 35 Minuten..
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Übernachtung
Keine speziellen Tipps, da immer nur als Tagesexkursion in Kamakura. Es gibt keine sehr grossen Hotels, dafür aber Ryokans und Pensionen sowie ein Hostel. Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.