Region | 北海道 Hokkaidō | |
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Bezirk | オホーツク総合振興局 Subpräfektur Okhotsk | |
Rang | ||
Name | Der Stadtname setzt sich aus den Schriftzeichen 紋 (mon) für “Wappen, Muster” und 別 (betsu) für “verschieden, anders” zusammen. Die am weitesten verbreitete Transkription lautet “Mombetsu” und ist eine der wenigen Ausnahmen in der sogenannten Hepburn-Transkription, da man den Ort eigentlich “Monbetsu” schreiben müsste, aber da das “n” im Japanischen vor einem b oder p wie ein “m” spricht, wird die Schreibweise mit “m” bevorzugt.
Früher wurde der Fluss im Stadtgebiet 藻鼈川 mobetsugawa genannt, und das stammt aus der Sprache der Ainu – die nannten den Ort “Mo-pet”, was “ruhiger Fluss bedeutet (in der Tat findet man das “betsu” als japanisierte Form von “pet” für Fluss recht häufig in Ortsnamen auf Hokkaido). |
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Lage | Mombetsu liegt an einer sehr langgezogenen Bucht im Norden von Hokkaido, am Okhotskischen Meer, rund 100 km westlich von Abashiri. Nördlich vom Stadtzentrum fliesst der 84 Kilometer lange 渚滑川 Shokotsu-Fluss ins Meer. Die Stadt selbst liegt am Fusse des 大山 Ōyama (=großer Berg), der Hausberg der Stadt. | |
Ansehen | Die Ufergegend mit dem Krabbendenkmal und dem alten Eisbrecher. Der Hausberg der Stadt, Ōyama. Das alte Vergnügungsviertel der Stadt (absolut Retro!). |
Mombetsu – Beschreibung
Die Stadt Mombetsu am Okhotskischen Meer ist 830 Quadratkilometer gross, hat aber lediglich rund 21,000 Einwohner und damit eine Einwohnerdichte von nur 25 Menschen pro Quadratkilometer – das ist selbst für Hokkaido sehr wenig. Das war nicht immer so – in den 1960ern lebten hier doppelt so viele Menschen, doch seitdem geht es nur noch abwärts. Dazu trägt auch das Klima bei: Im Winter wird es bis zu -25 Grad kalt, und im Schnitt fallen hier mehr als 3 Meter Schnee pro Jahr. Im Sommer ist es schön kühl, doch gelegentlich kommt es hier zum Fön-Effekt, der das Quecksilber bis auf 37 Grad ansteigen lassen kann.
Obwohl im heutigen Mombetsu schon seit Jahrtausenden Menschen siedelten, gilt erst das Jahr 1880 als Gründungsdatum. Aus dem Dorf wurde 1919 eine -chō (Verwaltungseinheit zwischen Dorf und Stadt) und 1954 schließlich eine Stadt.
Die Einwohner der Stadt leben hauptsächlich von der Landwirtschaft – hier wird unter anderem Milchvieh gezüchtet und es wird viel gefischt. Wobei es hier weniger um Fische geht als um Jakobsmuscheln und Rosshaarkrabben. Mehr zum Thema Krabben siehe unten. Sowohl die Jakobsmuscheln als auch die Krabben sind aus der japanischen Küche nicht wegzudenken und gelten im allgemeinen als Delikatesse.
Für die relativ hohe Bevölkerungszahl in den 1960ern und den dann erfolgten starken Rückzug gibt es Gründe. Rund 25 Kilometer von Mombetsu entfernt liegt die 鴻之舞鉱山 Kōnomai-Mine, in der von 1915 bis 1973 Gold und Silber gefördert wurden. In den 58 Jahren förderte man hier 72.6 Tonnen Gold und 1,234 Tonnen Silber. Zeitweise arbeiteten allein in dieser Erzmine fast 5,000 Menschen. Man baute in den 1940ern sogar eigens eine Eisenbahnlinie von der Mine bis zur Stadt. Ebenfalls in der Nähe befand sich die 竜昇殿鉱山 Ryūshōden-Mine, in der bis 1974 Quecksilber gewonnen wurde. Das Quecksilber brauchte man für die Natriumhydroxid (Ätznatron)-Produktion, doch nach Bekanntwerden schwerster Quecksilbervergiftungen in Minamata auf Kyushu beschloss man, auf die Quecksilbermethode zu verzichten. Damit wurde die Mine obsolet und die meisten Bergarbeiter verliessen die Gegend.
Das Stadtzentrum von Mombetsu ist relativ lose bebaut – es gibt viele leere Grundstücke und damit viel Raum. Direkt im Zentrum und rund 300 Meter vom Ufer entfernt befindet sich die 本町 Honchō (typischer Name für einen zentralen Stadtteil in Japan, bedeutet in etwa “eigentliche” bzw. “ursprüngliche Stadt”). Hier befindet sich die はまなす通り Hamanasu-dōri, die Amüsiermeile von Mombetsu – eine Kneipengasse mit kleinen und kleinsten Restaurants, Bars, Karaokeläden und die in Japan unabdingbaren Snackbars. Die Gasse hat dabei ganz offensichtlich schon bessere Zeiten gesehen- man fühlt sich umgehend in die 1970er zurückversetzt. Die in Japan so beliebte Shōwa-Retro hat sich hier ganz ohne Absicht bestens konserviert.
Krabben
In Japan, wo nahezu alle Meerestiere gegessen werden, sind natürlich auch Krabben sehr beliebt – im Schnitt essen Japaner über ein halbes Kilo Krabben pro Jahr. Allerdings muss man hier mit dem Begriff “Krabben” vorsichtig sein, denn gemeint sind hier nicht Garnelen, sondern “richtige” Krabben mit einem massiven Panzer und meist sehr langen, kräftigen Beinen. In Japan isst man nahezu das gesamte Tier (außer des Panzers, versteht sich): Das weiß-rote Fleisch der Beine und Zangen ist beliebt, aber auch “蟹味噌 kanimiso”, auf Englisch “Tomalley” genannt – die Krabbenpaste, als Teil der Eingeweide.
In Japan gibt es zahlreiche Krabbenarten – die sechs beliebtesten Krabben, was den Verzehr angeht, sind:
Japanischer Name | Lesung | Deutscher Name | Fangmenge (t) | Spannweite | Stückpreis |
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タラバガニ | tarabagani | Königskrabbe | 500 | 180 cm | 160 Euro |
毛ガニ | kegani | Rosshaar-Krabbe | 3,000 | 50 cm | 40-80 Euro |
ズワイガニ | zuwaigani | Schneekrabbe | 4,353 | 70 cm | 50 Euro |
花咲ガニ | hanasakigani | Hanasaki-Krabbe | 215 | 60 cm | 50 Euro |
べにずわいがに | beni zuwaigani | Rote Schneekrabbe | 17,782 | 80 cm | 60 Euro |
ワタリガニ(ガザミ) | watarigani (gazami) | Gazami-Krabbe | 2,750 | 70 cm | 40 Euro |
28,600 |
Krabben werden gern meist in gekochter Form gegessen, mit Ausnahme der Eingeweide. Anfänger sollten allerdings aufpassen: Neben echtem Krabbenfleisch sind auch Krabbenfleischimitate sehr gebräuchlich. Auch das seit einiger Zeit im Ausland immer bekannter werdende surimi mit seiner roten Oberseite und weißem Fleisch, das in seiner Textur in der Tat Krabbenfleisch ähnelt, ist Krabbenfleischimitat, besteht aber aus Fisch mit diversen anderen Zutaten. Spätestens am Preis merkt man jedoch, was echt ist und was nicht: Echtes Krabbenfleisch ist deutlich teurer.
Krabbenfleisch gibt es auch aus der Dose, und auch diese sind relativ teuer – doch zwischen dem Krabbenfleisch und echtem, frischem Krabbenfleisch gibt es himmelweite Unterschiede. Zumindest die großen Krabben haben eine leichte Süße, erinnern in keinster Weise an Fisch und schmecken einfach hervorragend, egal ob roh oder gekocht.
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Küstenpromenade
Das Zentrum liegt ein paar hundert Meter abwärts von der Küste, aber auch am Meer gibt es ein paar Sachen zu sehen. Da wäre unter anderem die ガリンコ号 Galinko-gō – ein in seiner Form recht seltenes Schiff, da es sich neben der üblichen Schiffsschraube auch mittels vierer unter dem Vorderbug angebrachten archimedischen Schrauben fortbewegt. Diese sorgen dabei nicht nur für die Fortbewegung, sondern auch für das Brechen des Eises, denn das Meer friert hier im Winter vollständig zu. Das erste Schiff wurde 1981 in Betrieb genommen und ist heute in einem kleinen Park am Meer ausgestellt. Danach gab es zwei Weiterentwicklungen – die Galinko 3 ist heute noch in Betrieb und sorgt dafür, dass Touristen im Winter auf das Meer heraus und dort Vögel und Robben besichtigen können.
Direkt neben der Galinko steht das オホーツクとっかりセンター Okhotsk Tokkari Center – ein Minifreilichtzoo mit Meeresrobben, die dort bei Shows auch Kunststücke aufführen.
Am selbigen Park beginnt eine lange Pier – die sogenannte Ruderschnecken-Promenade. Die auf Deutsch recht unromantisch als Ruderschnecken bezeichneten kleinen Meerestierchen heißen auf Englisch aufgrund ihrer Gestalt “sea angel”, ansonsten “clione”, und da die Seeengel niedlich aussehen, ist das Tier in Japan äußerst beliebt.
Am Ende der Promenade steht der markante 氷海展望塔オホーツクタワー hyōkai tenbōtō Okhotsk Tower (Eismeer-Aussichtsturm Okhotsk Tower), von wo man einen guten Blick über die Stadt und das Meer hat. Sehr hoch ist der Turm nicht, aber es gibt eine kleine Ausstellung zum Thema Meereseis.
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Ōyama (Mombetsuyama) 大山(紋別山)
Mombetsu hat seinen eigenen Hausberg – den 334 m 紋別山 Mombetsuyama, den man vor Ort einfach nur 大山 Ōyama nennt, aber Berge mit diesem Namen gibt es natürlich unzählige in Japan (der bekannteste befindet sich hier). Der kleine Berg hat seine eigenen Skipisten nebst Skilift sowie einen großen und schönen Park auf dem Gipfel. Dort steht auch der オホーツクスカイタワー Okhotsk Sky Tower, ein mit Antenne 52 m hoher Fernsehturm. Auf 24 m gibt es eine Aussichtsplattform. Der Turm wurde 1994 fertiggestellt und kann für 200 m betreten werden.
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Anreise
Verkehrstechnisch ist Mombetsu nicht sehr einfach zu erreichen. Bis 1989 war die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen – und zwar an die JR Nayoro-Linie. Dann wurde die Strecke stillgelegt, und seitdem kommt man nicht mehr mit der Bahn bis hierher. Der nächstgelegene Bahnhof ist in der Nachbarstadt 遠軽 Engaru, welcher an der 235 km langen 石北本線 JR Sekihoku-Linie liegt – die beginnt in Asahikawa in der Mitte von Hokkaido und endet in Abashiri. Von Engaru fährt man dann noch fast 1½ Stunden mit dem Linienbus. Wer von Sapporo anreist, braucht mit dem Bus (es gibt eine Direktverbindung) 4½ Stunden.
Kaum zu glauben, aber wahr: Die Kleinstadt Mombetsu hat einen eigenen Flughafen – den オホーツク紋別空港 Okhotsk-Mombetsu-Airport. Der liegt nur rund 5 km östlich vom Stadtzentrum. Meistens gibt es nur einen Flug pro Tag von und zum Mombetsu Airport – und zwar von und nach Haneda Airport (Tokyo).
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Übernachtung
Mombetsu ist kein typischer Touristenort – es gibt deshalb fast nur die üblichen Business-Hotels. Es gilt dabei wie überall in Japan: Je kleiner der Ort, desto geräumiger die Business-Hotels. Eines der größeren Hotels vor Ort ist das 紋別プリンスホテル Mombetsu Prince Hotel (Adresse: 094-0004 北海道紋別市本町7丁目3-26 – 7-3-26 Honchō, Mombetsu-shi, 094-0004 Hokkaido). Dort bezahlt man rund 6,000 Yen pro Person für ein relativ geräumiges Zimmer. Das Hotel liegt mitten im Zentrum und eines der größten Bauwerke der Stadt.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.
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Welche farbenfrohes Riesen-Denkmal. Das würde es hier niemals geben.