Gar nicht mal so schlecht, dachten sich da die japanischen Politiker, als sie da Condoleeza Rice so von einer Weltbühne zur anderen hin und her flitzen sahen. “So eine wollen wir auch haben!” Gesagt, getan.
Kaum hat sich Japan endlich mal wieder ein Verteidigungsministerium zugelegt, war die Chance auch schon gekommen. Der erste Verteidigungsminister, Fumio Kyuma, war wahrscheinlich des Amtes müde, als er vor einer Woche in Chiba mal ebend an einem absoluten Tabu rüttelte, indem er vor seinen Zuhörern meinte, dass “… der Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki ein unvermeidbares Mittel war, um den Krieg zu beenden und Japan vor der Invasion durch die Sowjetunion zu schützen”. Dass ihn das seinen Posten kosten würde, sollte ihm klar gewesen sein.
Zeit also für die japanische Condoleeza. Die aus Gründen der besseren Verständigung einen japanischen Namen trägt, nämlich Yuriko Koike. Und eine interessante Vita aufweist: 54 Jahre alt, Nahostexpertin, aussenpolitische Beraterin des Ministerpräsidenten (aha), studiert in Kairo, fliessend Arabisch sprechend … und neokonservativ. Nachrichtensprecherin war sie auch noch. Und sie wird von vielen als mögliche zukünftige Ministerpräsidentin gehandelt.
Da war mir dann Kyuma dann doch ein kleines bisschen angenehmer. Neokonservative Politiker an der Macht in Japan – das wird ein Heidenspass.
Das Wort des Tages: 首になる (kubi ni naru) – wortwörtlich: “(ge)hals(t) werden”. Kopf kürzer – im Sinne von gefeuert werden. Bye bye, Kyuma-san.
Eine Politikerin im Stile Rice? Um ganz ehrlich zu sein, würde ich mir sogar mehr davon wünschen.
In meinen Augen eine sehr kompetente Frau mit großem diplomatischem Geschick. Natürlich hat sie das Irakfiasko auch mitzuverantworten wie so gut wie jeder neokonservativer Politiker der USA, jedoch scheint sie aus ihren Fehlern und den Fehlern der USA gelernt zu haben und jetzt aus der militärischen Offensive der USA eine diplomatische zu machen (z.B. Besuch in Moskau oder der Nahost-Frauenkonferenz in Wien).
Über Koiko kann ich natürlich nichts sagen, da ich persönlich diesen Namen zum ersten Mal höre, aber sollte sie die “japanische Rice” sein, dann wäre das schon ein Vorteil für das Inselreich.
Die Fähigkeiten der beiden stelle ich keinesfalls in Frage.
Die Frage ist nur, inwieweit Japan sich eine neokonservative Aussenpolitik leisten kann. Amerika kann es – und bezahlt einen hohen Preis dafür. So viel ist klar – Japan würde einen unweit höheren Preis zahlen.