BlogPause von der Pause: Taxifahrergeschichten

Pause von der Pause: Taxifahrergeschichten

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Jetzt habe ich gestern 15 Stunden und heute wieder 15 Stunden auf Arbeit damit verbracht, ca. 3000 liebevoll handgehäkelte html-Seiten komplett auf ein CSS-Einheitsformat zu trimmen. Das macht mürbe und strengt an. Um halb drei nachts begann ich, den Code doppelt zu sehen. Das ist nicht gut – da hilft nur, nach Hause zu fahren. Nachts hilft da nur ein Taxi.
Kreditkarte? Nicht dabei. Bargeld? Reicht nicht fürs Taxi. Nach fünf Geldautomaten und einer Anfrage bei der koban (kleine, sehr hilfsbereite Polizeiwachen) hatte ich Gewissheit: Geld abheben in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ist nicht. Super. Auf den ersten Zug warten? Würde gehen. Aber nicht einmal zur Einkehr in eine Wirtschaft reichte das Bargeld. Also rief ich meine Frau an, ob wir genug Bargeld zu Hause haben (die Taxifahrt kostet immerhin umgerechnet 60 €). Und ein Taxi gestoppt.
Das Taxi war nagelneu und anders als die normalen Taxis. Auch der Fahrer war anders. Ein Greis kauerte da im Fahrersessel. Und schon ging der Spass los:
Maihama he onegai shimasu (Nach Maihama bitte) *Eigentlich kennt jeder Japaner Maihama, denn dort befindet sich Disneyland.
e? Was?
Maihama! Urayasu-shi! Maihama, Stadt Urayasu (eine der angrenzenden Städte von Tokyo, kennt eigentlich auch jeder. Wegen Disneyland.)
e?
Kasai no tsugi no deguchi…reinboo buriji e mukatte kudasai (Nächste Abfahrt nach Kasai. Bitte fahren Sie Richtung Rainbow Bridge)
Aaa, kashikomarimashita Ach so. Hab verstanden (Höflichkeitssprache)
Nun, er war sehr alt, aber fahren konnte er. Leider bog er, ehe ich mich versehen konnte, in Kasai von der Autobahn ab.
iya, koko de wa nakute, tsugi no deguchi desu yo (Nein, nicht hier! Die nächste Abfahrt!)
Kasai desho! Koko kara wa…? (Aber hier ist Kasai! Und wie geht’s weiter?)
Dakara, Kasai de wa nakute, TSUGI no deguchi, Urayasu e onegai shimasu Ich sagte es doch, die Abfahrt nach Kasai! Nach Urayasu, bitte!!!
Gottseidank konnte ich ihn zurücklotsen. Und kamen in Urayasu an. Dort manövrierte ich ihn durch die Gegend (normal – es gibt keine Strassennamen).
soshite migi e onegai shimasu Hier nach rechts bitte!
koko? Hier? (fragte er und machte Anstalten, auf den Parkplatz eines kleinen Spätverkaufs zu fahren. Langsam hatte ich genug…
iya, shingō no hō de… Nein, dort bei der Ampel…
Wir näherten uns dem Ziel. Ich hätte spontan einschlafen können…
yoku oboetemasu ne! (Sie kennen sich aber aus!) sagte plötzlich der Greis.
maa, koko ni sundeimasu kara ne (Wird wohl daran liegen, dass ich hier wohne…) – mehr fiel mir nicht ein dazu.
Und während hinter uns ein Lieferwagen wartete, fummelte er minutenlang erst nach einem Taschenrechner und dann nach seiner Brille (jetzt erst??) um 8940 Yen und 700 Yen (Maut) zusammenzurechnen. Brilliant.
Zu meiner Verteidigung sollte ich hier erwähnen, dass ich schon dutzenden Taxifahrern die Route erklärt habe. Nie ohne ein einziges Problem.
(Gelegentlich werde ich mal einen Eintrag schreiben. Am besten per RSS abonnieren – dann bleibt man auf dem Laufenden!)

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

2 Kommentare

  1. hihi lustige geschichte, n kumpel von mir hat hier in berlin letztens was ?hnliches erlebt, er war in tegel in ein taxi gestiegen und wollte nach hennigsdorf (2 s-bahn stationen, 5min fahrt). nachdem der taxameter dann 50 euro angezeigt hatte fragte er denn doch mal ob er richtig war….. ein anderer kumpel hat ihn sp?ter noch wochenlang daf?r ausgelacht :D

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