Dass seiner Majestät dem Kaiser etwas leid tut, hört man nicht alle Tage. Aber diese Woche gab es das zu hören. Der Grund klingt banal, ist aber durchaus ernst: Vor ca. 50 Jahren brachte der Kaiser (wahrscheinlich eher Hirohito, sein Vater) ein paar Exemplare der Spezies bluegill mit – eine Sonnenbarschart. Übergab sie dann einem Institut und sagte “Hier, die können wir züchten und dann essen!”.
Gesagt, getan. Ca. 1,400 dieser Fische wurden Anfang der 1960er im Biwa-See ausgesetzt. Der Biwa-See ist einer der ältesten Seen der Welt, der grösste See Japans und voller schmackhaften Getiers.
Bis die Bluegill kamen. Sie vermehrten sich prächtig, assen alles auf und wurden so zahlreich, dass sie nicht mehr zu einer Grösse heranwachsen konnten, die sie für die örtliche Küche schmackhaft machen würde.
2002 waren es dann geschätzte 50 Millionen Bluegill im Biwa-See. Ein ökologisches Desaster – unter anderem zu Lasten einer beliebten Karpfenspezialität. Man begann, die Bluegill zu dezimieren, aber nur die Hälfte konnte beseitigt werden. Dieser Kampf wird ein langer, und das schwante diese Woche wohl auch dem Kaiser…
Das Wort des Tages: 外来種 gairaishu – auf gut Deutsch “Neobiota”. Der Lateinisch-Kenner nickt wahrscheinlich gerade – Neobiota sind Lebewesen, die “eingeschleppt” wurden. Wie Kamele in Australien. Mangels natürlicher Fressfeinde sorgen Neobiota weltweit für grosse Schäden. Mehr dazu bei Gelegenheit… über eine Neobiota, die ganz Tokyo bedroht.
Ich hab neulich einen Artikel über den Viktoriabarsch im Viktoriasee gelesen, der sich ganz ähnlich in seiner neuen Umgebung eingele(i)bt hat. Gibt sogar einen Film drüber, seh ich grad: http://de.wikipedia.org/wiki/Darwins_Alptraum
Und die Tokioter Neobiota? Krähen? Godzilla? Gaijin?