Wie das japanische Forst- und Agrarministerium heute bekannt gab, lag die japanische Selbstversorgungsrate bei Lebensmitteln im Fiskaljahr 2022 (April 2022 – März 2023) bei mageren 38% (basierend auf Kalorienwerte)1. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Selbstversorgungsgrad in den Jahren 2020/21 bei 87%2. Die alarmierend niedrige Rate in Japan ist zwar nicht neu – es gab keine Veränderung zum Vorjahreszeitraum – aber sie ist trotzdem besorgniserregend, denn eigentlich war es erklärtes Ziel der Regierung, die Rate bis 2030 auf 45% zu erhöhen.
Bei Tierfutter liegt die Rate sogar nur bei 26%, bei Weizen bei 15% und bei Sojabohnen sogar nur bei 6%. In der Tat — kauft man Natto und Soyasauce und viele andere in der japanischen Küche wichtige Lebensmittel, so handelt es sich fast ausschließlich um aus Kanada und den USA importierten Sojabohnen. Bei Gemüse liegt die Selbstversorgungsrate immerhin bei 79% und bei Fisch und Meeresfrüchten bei 54%.
Bei der Selbstversorgungsrate spielt der Verbraucher natürlich eine wichtige Rolle. So ging zum Beispiel der Verbrauch von in Japan gefangenen Fisch und Meeresfrüchten zurück, was rechnerisch zu einem weiteren Absinken der Selbstversorgungsrate führen müsste. Doch gleichzeitig ging auch der Verbrauch importierter Fette wie Öle zurück. Dass Japan 99% des im Land verbrauchten Reis selbst anbaut ist zwar ein Lichtblick, doch der pro Kopf-Verbrauch von Reis ist seit langem rückläufig – Weizenmehlprodukte hingegen sind immer mehr gefragt.
Wie die Regierung der sinkenden Rate entgegensteuern will ist nicht ganz klar. Entweder, man versucht die Nachfrage zu steuern (und damit das Essverhalten), oder man richtet sich nach einem verbraucherorientierten Anbau aus, doch das ist leichter gesagt als getan – mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen ist auf den Reisanbau ausgelegt, und diese Flächen kann man mal nicht eben so schnell umwidmen.
Aber ist es denn überhaupt sinnvoll, als postindustrieller Staat eine ineffiziente (weil winzige Parzellen und andere naturgegebene Nachteile) Landwirtschaft künstlich am Leben zu halten (Subventionen, Protektionismus) anstatt Exportprodukte zu forcieren und Nahrungsmittel aus Ländern zu importieren, die das besser und günstiger können? Eine Hungersnot ist ja jetzt nicht so wahrscheinlich…
Eine gewisse Unabhängikeit in Sachen Ernährung halte ich für wichtig.
Während Corona, und seit dem Krieg in der Ukraine konnten wir sehen, wie schnell Lieferketten gestört werden können, wenn ein Land Nahrung liefern kann und ein anderes Land das verhindert.
Menschen, die sich nicht ausreichend ernähren können, haben wir auch in Deutschland. Ohne die Tafeln kämen viele Menschen nicht über die Runden.
Essen ist nun mal überlebenswichtig.