Einer der größten Vorteile eines japanischen Passes gegenüber eines deutschen Passes ist die Möglichkeit, visafrei in die Volksrepublik China einreisen zu können – Staatsbürger von Singapur, Brunei und Japan können bis zu 15 Tage visafrei in der VR China verweilen, und das selbst aus geschäftlichen Gründen. Eine kurze Anmeldung online reicht für gewöhnlich. Doch das soll sich nun ändern, denn sowohl Südkorea als auch Japan sind sehr besorgt ob der Besuchermengen aus China und der dortigen Corona-Situation. Ende 2022 machte die Staatsführung in Peking eine 180 Grad-Kehrtwende in der Coronapolitik – weg von einer extrem restriktiven Zero-Covid-Politik hin zu einer “wir lassen es einfach laufen und sehen, was passiert”-Politik. Dazu gehört, dass chinesische Staatsbürger seit Jahresbeginn auch wieder ganz einfach das Land verlassen können. Was dann passierte, habe ich bereits in diesem Tweet vom 27. Dezember 2022 kurz zusammengefasst:
Hauptschlagzeilen von heute:
BBC News: "China to begin reopening to the world in January".
Japan Times: "Japan to tighten borders for travelers from China on Dec. 30"
Das nennt man Echtzeitpolitik.
— oʇıqıqɐʇ (@Tabibito_Tokyo) December 27, 2022
Bei ersten Tests in Südkorea und Japan wurde nun jedoch in der ersten Woche des Jahres festgestellt, dass bis zu jeder dritte Einreisende aus China positiv testet (Sü
dkorea) – in Japan kam man auf immerhin gute 8 Prozent1. Da die Fallzahlen in Südkorea und Japan nun ohnehin schon recht hoch sind, befürchtet man mangels zuverlässiger Zahlen aus China eine unkontrollierte Ausbreitung neuer Subvarianten des Virus. In Südkorea griff man deshalb in den letzten Tagen zu drastischen Maßnahmen – Einreisenden aus China werden gelbe Kärtchen um den Hals gehängt, und mit diesen werden sie dann von Militärangehörigen in Seuchenschutzkleidung in Testzentren und/oder in Quarantäne geleitet. In Japan beschränkte man sich bisher auf die Pflicht, ein negatives Testergebnis mit sich zu führen.
Erwartungsgemäß schlägt China nun zurück, in dem es die Visavergabe für Südkoreaner und Japaner aussetzt – mit der Begründung, dass die jeweiligen Maßnahmen diskriminierend seien. Das wird schnell Folge haben – für Touristen natürlich, aber auch für die engen Geschäftsbeziehungen zwischen den drei Ländern. In Japan (und sicherlich auch in Südkorea) wird die Entscheidung jedoch mit Kopfschütteln betrachtet – schließlich hat die VR China selbst unilateral sehr rigide Einreisebeschränkungen während der Pandemie auferlegt. Hinzu kommt, dass China nicht bereit ist, auf seiner Seite dafür zu sorgen, dass Infektionsgeschehen bei den eigenen Staatsbürgern zu erfassen. Doch die Reaktion als solche ist nicht neu: Als Japan Ende des vergangenen Jahres bekannt gab, seinen Verteidigungshaushalt deutlich aufzustocken, gab es sofort Proteste aus China – dem China, dass seit vielen Jahren selbst hochrüstet.
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