Seit gut einer Woche erschüttert ein handfester und zugleich eigenartiger Skandal die Sumowelt in Japan: Hauptakteur ist der 33-jährige Mongole Davaanyamyn Byambadorj, besser bekannt unter seinem Ringnamen Harumafuji. Interessant für die Allgemeinheit wurde der Vorfall nur, weil es sich hier um den 70. Yokozuna, also einem Sumogroßmeister, handelt. Und vielleicht auch ein wenig deshalb, weil der pockennarbige Harumafuji auf den ersten Blick furchteinflößend wirkt – ganz anders als sein Landsmann Hakuho zum Beispiel.
Der eigentliche Vorfall liegt fast einen Monat zurück: Bei einem Trinkgelage in der Provinzstadt Tottori soll Harumafuji einen Landsmann, bekannt unter dem Ringnamen Takanoiwa, niedergestreckt haben – von Schlägen war die Rede, aber auch von einer Flasche, die er ihm über den Kopf gezogen haben soll. Das Problem an der Angelegenheit ist, dass Harumafuji zum Hause 伊勢ヶ濱部屋 Isegahama gehört und Takanoiwa zum Hause 貴乃花, Takanohana. Isegahama wird vom 63. Yokozuna Asahifuji geführt, und Takanohana von, nun ja, Takanohana, seines Zeichens 65. Yokozuna. Rivalisierende Sumohäuser, also.
Harumafuji gab den Vorfall zu – zumindest, dass es einen Vorfall gab – und Asahifuji begab sich deshalb zu Takanohana, um sich dort offiziell (“謝罪 – shazai”) zu entschuldigen. Doch als er dort – unangemeldet wohlgemerkt – ankam, fuhr Takanohana einfach fort. In der Zwischenzeit veröffentlichte Takanohana ein ärztliches Attest, in dem von einem Schädelbruch und weiteren, schweren Verletzungen die Rede war – und dass Takanoiwa bescheinigte, für einige Wochen nicht kampftauglich zu sein. Andererseits tauchte ein Video vom Tag nach dem Zwischenfall auf, in dem Takanoiwa offensichtlich putzmunter an einem Showkampf beteiligt war.
Der Sumoverband lud schliesslich alle Beteiligten dazu ein, Stellung zu nehmen. Takanohana verweigerte jedoch seine Teilnahme und schwieg. Bleibt nur noch die Polizei, die sich nun ebenso für den Fall interessiert. Der Fall sieht ganz nach einer offenen Fehde zwischen Asahifuji und Takanohana aus – und schadet dem Sport natürlich. Die sumointeressierte Öffentlichkeit war ohnehin schon verunsicherheit, als sich 3 von 4 aktiven Yokozuna vom letzten Turnier einfach abmeldeten – ein ungewöhnlicher Vorfall, denn von einem Yokozuna erwartet man die Teilnahme an Tournieren, so lange sie als Ringer aktiv sind.