Region | 北海道 Hokkaidō | |
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Bezirk | オホーツク総合振興局 Subpräfektur Okhotsk | |
Rang | ||
Name | Der Stadtname setzt sich aus den Schriftzeichen 網 (a(mi)) für “Netz” und 走 (hashi-ru) für “rennen, laufen” zusammen Die irreguläre Lesung deutet darauf hin, dass es sich hier wie bei so vielen Ortsnamen auf Hokkaido um 当て字 “ateji” handelt – man hat also einfach Schriftzeichen mit ähnlicher Lesung ausgesucht, um den vorher bestehenden Namen mit Zeichen schreiben zu können. Der ursprüngliche Name lautete vermutlich “Apashiri” und könnte sowohl „Ort, den wir entdeckt haben“ als auch „Eingang zum Land“ bedeuten – mangels fehlenden Schrifttums der Ainu kann die wahre Bedeutung nur vermutet werden. | |
Lage | Akkeshi liegt an der Nordküste von Hokkaido, auf halbem Wege zwischen Shiretoko und Nemuro. Die Stadt selbst liegt an der Mündung des Abashiri-Flusses zum Okhotskischen Meer, und ist von drei Seiten vom Wasser umschlossen – im Westen liegt der Notoro-See, im Südwesten der Abashiri-See und im Osten und Norden das Okhotskische Meer, ein Nebenmeer des Pazifik. | |
Ansehen | Das alte Gefängnis von Abashiri. Die Umgebung – insbesondere der Abashiri-Nationalpark mit seinen grossen Lagunen, die Küste und etwas weiter im Süden der Akan-Nationalpark. |
Abashiri – Beschreibung
Abashiri ist eine stark vom Wasser geprägte Kleinstadt im Nordosten von Hokkaido. Die Verwaltungseinheit Abashiri Stadt ist knapp 500 Quadratkilometer gross und hat rund 34,000 Einwohner - Tendenz rückläufig, wie fast überall in der Provinz in Japan. Bis in die 1980er lebten hier bis zu 45,000 Menschen.
Die Gegend um Abashiri wurde erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erschlossen – damals bewarb man in ganz Japan Hokkaido als das Land, in dem Milch und Honig fliessen. Man versprach den Menschen, die nach Hokkaido ziehen und mithelfen, das Land urbar zu machen, 5 Hektar pro Person. Das richtig gute Farmland war dabei natürlich schon längst von Wehrbauern und Großgrundbesitzern besetzt – die Abenteurer mussten deshalb immer mehr auf schwer erschliessbares Land vorstoßen. Wehrbauern, die sogenannten 屯田兵 tondenhei, waren zu der Zeit Teil der Strategie, Hokkaido für immer zu einem Teil Japans zu machen – sie gingen im Wesentlichen der Landwirtschaft nach, sollten aber im Falle eines Vorrückens der Russen nach Süden für das Kaiserreich kämpfen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Abashiri in erster Linie ein Fischerdorf. Die Ainu der Gegend wurden bis 1875 nahezu vollständig assimiliert – ihnen wurden Familiennamen verpasst, die traditionelle Kleidung verschwand und sämtliche Sonderrechte wurden abgeschafft. 1908 baute man im nun Dorf Abashiri genannten Ort einen ersten Schrein. 1912 schloss man den Ort an das Eisenbahnnetz an. Danach ging es mit der Entwicklung immer schneller voran. Der Ort war 1945 immerhin industriell so bedeutsam, dass die amerikanische Luftwaffe ihn bombardierte.
1947 wurde Abashiri das Stadtrecht verliehen. Nachwievor war das Fischereiwesen maßgebend, aber auch der Hafen von Abashiri wurde weiter ausgebaut und wurde später zu einem “wichtigen Hafen” deklariert.
Das Klima in Abashiri ist von Extremen geprägt — in den Wintermonaten kann die Temperatur bis auf -30 Grad sinken, und im Sommer kann es durchaus bis 37 Grad heiß werden. Vier Monate lang herrscht hier Frost, und die Sommer sind mit einer Durchschnittstemperatur von unter 20 Grad weit kälter als anderswo in Japan. Im Winter drückt der Nordwind das Treibeis bis an das Stadtufer, so dass man hier auch einen Eisbrecher stationiert hat.
Allzu viel gibt es in der gemächlichen Kleinstadt nicht zu sehen – bekannt ist in erster Linie das Gefängnis (siehe unten). Außerdem ist der 207 m hohe 天都山 Tentozan, der Hausberg von Abashiri, sehenswert – von hier hat man einen guten Blick über die Stadt. Außerdem befndet sich hier das オホーツク流氷館 Okhotsk Ryūhyōkan (Treibeismuseum).
Mehr zum Ort kann man auf der offiziellen Webseite der Touristeninformation der Stadt nachlesen – siehe hier: www.abakanko.jp.
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Das Abashiri-Gefängnis 網走刑務所
In der Mitte des 19. Jahrhunderts, während der sogenannten Meiji-Restauration (kurz gesagt eine rasante Modernisierung Japans) geschahen unter anderem zwei Dinge: Zum einen wurde die nördlichste und bisher von Japanern kaum erschlossene Insel Yezo in Hokkaido umbenannt, und man begann, die Insel nach und nach zu erschließen, sprich, Japaner anzusiedeln. Zum anderen stieg die Zahl der Gefangenen in Japan immer weiter an, und zwar wegen diverser Rebellionen, aber auch, weil man nicht wie Jahrzehnte vorher noch üblich Übeltäter einfach exekutierte, sondern vor Gericht stellte. 1881 wurde beschlossen, Straftäter mit einem Strafmaß von über 12 Jahren auf Hokkaido zu internieren, denn dort war viel Platz, und die Gefangenen waren weit von den Städten entfernt. Bis 1885 stieg die Zahl der Inhaftierten auf knapp 100,000 an – eine beachtliche Zahl bei den damals rund 40 Millionen Einwohnern. Die Verlegung der Gefangenen hatte einen weiteren Vorteil: Man konnte sie für schwere Arbeiten, wie zum Beispiel den Straßenbau, einsetzen.
Im Jahr 1890 beschloss man, bei Abashiri das Außenlager eines anderen Gefängnisses zu errichten, und so begann die Geschichte des heute wohl berühmtesten Gefängnisses Japans. Das Gefängnis wurde nach westlichen Vorbild errichtet, mit 5 langen Trakten, die strahlenförmig vom Hauptgebäude weggingen. Das Gefängnis wurde am Fusse des Tentozan und nach westlichem Vorbild gebaut, doch nahezu die gesamte Anlage brannte 1907 nieder, woraufhin ein Neubau erfolgte.
Zu den Insassen von Abashiri gehörte unter anderem Branko Vukelić aus Osijek in Kroatien. Er gehörte zum Spionagering von Richard Sorge und sollte in Japan für die Sowjetunion spionieren. Dort heiratete er seine japanische Dolmetscherin und ging seiner Arbeit nach, bis er 1941 aufflog und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. 1944 wurde er von Tokyo nach Abashiri verlegt, wo er jedoch den harten Winter nicht überleben sollte.
Das alte Gefängnis wurde komplett zum Museum umfunktioniert – der offizielle Name lautet 博物館 網走監獄 (Hakubutsukan Abashiri Kangoku) — “kangoku” ist ein anderer Name für “Gefängnis”. Für 1,100 yen kann man sich hier von 9 bis 17 Uhr die alte Anlage ansehen, und die ist durchaus sehenswert. Mehr erfährt man auf der offiziellen Webseite des Museums – www.kangoku.jp.
Das neue Gefängnis liegt am Eingang der Stadt, direkt am Fluss, und wie eingangs erwähnt ist das noch immer aktiv. In Japan gibt es mehrere Gefängniskategorien – darunter die allgemeinen Kategorien A und B. Kategorie A ist für Ersttäter. Kategorie B ist für Wiederholungstäter sowie für “Angehörige krimineller Banden” – gemeint sind Yakuza – mit einem Strafmaß von unter 10 Jahren (Straftäter mit 10 Jahren und mehr Gefängnisstrafe kommen in ein Kategorie L-Gefängnis). Der Knast von Abashiri ist für 1,600 Gefangene ausgelegt, ist aber meistens nur zur Hälfte ausgelastet. Die Insassen arbeiten zumeist in der Land- und Forstwirtschaft. Dort werden zum Beispiel auch die berühmten japanischen Rinder (wagyū) gezüchtet.
1970 gab es einen schweren Unfall – drei Grundschüler hatten sich im Gefängniswald verlaufen und gelten mehr als einen Monat lang als vermisst. Erst bei der nächsten Schneeschmelze fand man die Leichen der Kinder.
Das heutige Gefängnis kann man nicht besichtigen, aber man kann durch das schöne Tor einen Blick auf den ebenfalls interessant gestalteten Innenhof werfen. Vor dem Gefängniskomplex gibt es einen Laden, in dem man von den Gefangenen produzierte Sachen kaufen kann – Taschen zum Beispiel oder Kleidung (aber kein Rindfleisch!).
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Abashiri-Quasi-Nationalpark 網走国定公園
Westlich von Abashiri fallen drei große Seen auf: Der im Schnitt 6 m tiefe und 32 km² grosse 網走湖 Abashiri-See, der durchschnittlich 8 m tiefe und 58 km² grosse 能取湖 Notoro-See sowie noch weiter im Westen der 152 km² große und ebenfalls im Schnitt 8 Meter tiefe サロマ湖 Saroma-See. Letzterer ist nach dem Biwa-See und Kasumi-ga-ura immerhin der drittgrößte See Japans. Der Notoro- und der Saroma-See sind Brackwasserseen, sprich, es herrscht ein periodischer Austausch mit dem Meer. Aufgrund von Küstenschutzarbeiten wurde der Notoro-See jedoch im Laufe der Zeit zu einem reinen Salzwassersee.
Der Quasi-Nationalpark ist vor allem für seine Flora berühmt – so wächst am Ufersaum des Saroma-Sees viel Meeresspargel, der sich im Herbst schön rot färbt.
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Anreise
Abashiri ist Endhaltestelle der 235 km langen 石北本線 JR Sekihoku-Linie, welche in Asahikawa in der Mitte von Hokkaido beginnt. Außerdem ist Abashiri Endhaltestelle (oder Anfangspunkt, je nachdem) der 釧網本線 JR Senmō-Linie. “Sen” steht für das erste Schriftzeichen im Stadtnamen Kushiro und “mō” für das erste Zeichen in Abashiri (in Japan bezeichnet man gern Bahnlinien, aber auch wichtige Strassen, nach den ersten, manchmal auch letzten Schriftzeichen in den Ortsnamen der zu verbindenden Städte – so wie zum Beispiel die 京葉線 Keiyō-Linie 東京 (Tokyo, das “Kyo” liest man auch “kei”) mit 千葉 Chiba (ba wird auch “yō” gelesen) oder die 京浜線 Keihin-Linie 東京 Tokyo mit 横浜 Yokohama (“Hama” wird auch “hin” gelesen) verbindet.
Wer von Asahikawa anreist, kann den 大雪 Ōyuki-Express (knapp 4 Stunden, 8,810 yen) nehmen oder den Bummelzug (5½ Stunden, 5,280 yen). Der JR-Railpass kann bei beiden benutzt werden. Von Kushiro braucht man ziemlich genau 3 Stunden (4,010 yen), und die Zeit ist sehr gut investiert – die Landschaft unterwegs ist traumhaft.
Der nächstgelegene Flughafen ist der 女満別空港 Memanbetsu Airport – die Sekihoku-Linie hält am nahegelegenen Bahnhof 西女満別 Nishimemanbetsu, so dass man bequem in einer knappen halben Stunde vom Stadtzentrum bis zum Flughafen kommt. Vom Memanbetsu-Airport gibt es Direktflüge nach Tokyo, Osaka und Sapporo. Zu den Anbietern gehören nun auch LCC.
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Übernachtung
Abashiri ist kein typischer Touristenort – es gibt deshalb fast nur die üblichen Business-Hotels. Keine persönlichen Empfehlungen verfügbar.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.
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