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Wie Donald Trump schlagartig ein paar Millionen neue Fans bekam

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Donald Trump enttäuschte bei seinem ersten Auftritt vor der UNO-Vollversammlung ganz sicher nicht: Seine Rhetorik, seine Gesten – typisch Trump eben. Der nordkoreanische UN-Botschafter verliess vor der Rede demonstrativ den Saal, und es gab mit Sicherheit zahlreiche Teilnehmer, die ihm etwas neidisch hinterherschauten. Aus japanischer Sicht allerdings war die Rede hochinteressant, denn Trump erwähnte Megumi Yokota, deren Schicksal in Japan jedes Kind kennt.
Megumi Yokota lebte in einem Dorf direkt an der Küste in der Präfektur Niigata. Eines Tages im Jahr 1977 kehrte das damals 13-jährige Mädchen nicht von der Schule heim. Wie man später erfuhr, zerrten sie nordkoreanische Agenten in ein Boot und fuhren mit ihr direkt nach Nordkorea. Sie wurde gekidnappt, um in Nordkorea angehenden Spionen Japanisch beizubringen. Und sie war nicht allein: Mindestens 16 belegte Entführungsfälle gibt es allein in Japan, aber es wurden auch Menschen aus Südkorea, Thailand usw, entführt. Die nordkoreanische Führung gab das zu. Und laut Angaben der nordkoreanischen Regierung ist Frau Yokota inzwischen verstorben, aber die Eltern wollen das nicht glauben und sind seit zahlreichen Jahren unermüdlich unterwegs, um das Schicksal ihrer Tochter publik zu machen. National wie international. Teump benutzte nun bei der UNO Yokota’s Fall (und erwähnte sie sogar namentlich), um den Delegierten zu erklären, woher im Falle Nordkoreas der Wind weht.
Obwohl Trumps Vorgänger von den Entführungsfällen wussten, war Trump der erste, der das Thema auf die große Bühne brachte, und das rechnet man Trump nun in Japan hoch an. Und es kommt Ministerpräsident Abe zugute, der, wie es scheint, bald das Parlament auflösen und Neuwahlen ansetzen lassen möchte. Ein starker amerikanischer Partner, der ganz im Sinne Japans spricht, kommt ihm da mit Sicherheit ganz gelegen.
Dass die Brandrede Trumps letztendlich ganz sicherlich kein produktiver Beitrag war, ist auch in Japan vielen klar. Drohungen haben bisher noch nie etwas bewirkt, weder im Iran noch in Nordkorea. Die Aussage jedoch, dass das Nuklearabkommen mit dem Iran eine Schande sei und revidiert werden wird, dürfte die folgenschwerste Aussage sein: Schaut her, uns Amerikanern könnt ihr nicht trauen.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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