In der Online-Ausgabe der Japan Times fand ich heute einen äußerst interessanten Artikel, der sich mit den Problemen der Übersetzer und Journalisten auseinandersetzt, die Donald Trump-Reden und -Kommentare übersetzen¹. Und um es vorwegzunehmen: Ich möchte nicht in deren Haut stecken, denn einerseits müssen sie natürlich das übersetzen, was da gesagt oder geschrieben wurde – andererseits ist es schwer, mitunter gravierende Widersprüche 1:1 an die Leserschaft weiterzugeben – es sei denn, man erschlägt sie mit dutzenden Fußnoten. Interessanterweise ist es dabei weniger die Sprachwahl an sich, die die Übersetzer verzweifeln läßt. Eine politische Rede so ins Japanische zu übersetzen, dass sie von einem Siebentklässler stammen könnte (laut linguistischer Analysen, erwähnt in den selben Quellen, liegt das grammatikalische Niveau von Trump in etwa dort), ist bis dato schon ein unerhörtes Ding und dem japanischen Zeitungsleser nur schwer zumutbar. Die wahren Probleme beginnen für die Übersetzer jedoch dann, wenn Trump “drauflos” redet oder zwitschert: Die Gedankensprünge, die an Beleidigung grenzende Wortwahl, die Ignoranz und Inkonsistenz des Gesagten zwingt Übersetzer dazu, wissentlich etwas zu schreiben, was keinen Sinn ergibt oder der eigenen Moral widerspricht, denn Übersetzer müssen natürlich neutral bleiben. Da darf weder etwas beschönigt werden noch so gedreht werden, dass ein Politiker schlimmer erscheint, als er ist.
Dieses Problem hat freilich nur minimal etwas mit Japan zu tun — Übersetzer in aller Welt dürften Probleme damit haben, sich mit dem Neusprech aus den USA (aber auch von europäischen Populisten) abzufinden. Dolmetscher haben natürlich das gleiche Problem, aber die haben wenigstens viel weniger Zeit, um sich über das Gesagte den Kopf zu zerbrechen. Auf kleinerer Ebene ist mir das Problem auch nur zu gut bekannt: Auch ich muss gelegentlich etwas übersetzen – und weiterleiten – was keinen Sinn ergibt, aber wenigstens kann ich dabei darauf hinweisen, dass das Übersetzte auch im Original keinen Sinn ergibt.
In Japan schaut man jedenfalls auch sehr verwundert, aber scheinbar weniger differenziert auf Trump. Proteste gegen die Avancen seiten des Ministerpräsidenten Abe gegenüber seinem Golf-Buddy Trump gibt es keine, und man sollte auch keine erwarten. Offensichtlich hofft man hier einfach nur darauf, dass sich der Schaden in Grenzen hält, denn für Japan steht viel auf dem Spiel: Wenn die amerikanische Wirtschaft sich abschotten sollte (auch japanischen Autobauern wurde bereits mit horrenden Strafzöllen gedroht), würde das schwerwiegende Konsequenzen für die japanische Wirtschaft haben. Und sicherheitspolitisch steht auch so einiges auf dem Spiel.
¹ Siehe hier
² Quelle: Illustrator Terai’s Blog
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Da sind schon Sonderbotschafter unterwegs zum Wogen glätten, besonders wenn man die Zugehörigkeit betrachtet.
http://diepresse.com/home/ausland/aussenpolitik/5164406/
Der deutsche Dolmetscher von DT dazu:
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/uebersetzer-norbert-heikamp-donald-trump-ist-unberechenbar-a-1130713.html