Als ich neulich in meiner Stammkaschemme auf ein schnelles Feierabendbier vorbeischaute, kam ein Gast hinzu, von dem ich bereits einiges gehört hatte – getroffen hatte ich ihn bis dahin jedoch noch nie. Einige Stammgäste nannten ihn Oyabun, und das hatte offensichtlich gute Gründe. Herr S, ein sehr smarter, energischer, aber auch durchaus eloquenter Herr, der bereits die 60 vor einigen Jahren überschritten hatte, war nämlich früher ein Mitglied der hiesigen Yakuza – nach eigenen Angaben ist er jedoch seit vielen Jahren im Ruhestand. Was er so erzählte, war durchaus interessant. Auch eine Frau gesetzteren Alters, eine Stammkundin, war anwesend, und irgendwann kam irgendwie das Gespräch auf Perlen zu sprechen – und zwar im besten Stück. Herr S begann zu erzählen:
Als er im Knast sass – bei Yakuza nicht weiter verwunderlich – war es in Gefängnissen unter männlichen Insassen Mode, die Enden von Plastikzahnbürsten rundzufeilen. Danach stachen sich die Insassen mit Zahnstochern Löcher in ihr bestes Stück – und zwar unterhalb der Eichel – und schoben sich die abgerundeten (und damit leicht perlenförmigen) Zahnbürstenenden hinein. Schön soll das ganze wohl nicht aussehen, aber es soll wohl lustfördernd sein. Wer es sich leisten konnte – und Herr S. gehörte eigenen Angaben zufolge dazu – liess sich dann, wieder zurück in der Freiheit – die Plastikstücke durch echte Perlen ersetzen.
Eine kurze Suche im Internet ergab, dass diese Prozedur auch heute noch von Schönheitskliniken in Japan angeboten wird – wobei heuer wohl Silikon benutzt wird. Es gibt sogar eine Klinik, die exakt das obige Phänomen beschreibt 1 – und dazu anmerkt, dass das wohl auch heute noch unter manchen Insassen in Gefängnissen Praxis ist. Vor allem bei besagten Yakuza.
Ob es ähnliche Prozeduren auch in Deutschland gibt, weiß ich nicht – so viel Interesse habe ich dann doch nicht an dem Thema – aber vor allem die Betonung auf “echten Perle im besten Stück” fand ich ziemlich amüsant. Aber auch sonst war die – zu späterer Stunde ziemlich bierselige – Unterhaltung mit Herrn S sehr interessant. Yakuza habe ich schon oft getroffen und auch gesprochen – gerade die Älteren unter ihnen sind in der Regel sehr angenehme Gesprächspartner – und eins haben sie alle gemein: Sie sind stolz auf ihren Verein – und schwer empört darüber, wie sie von der Gesellschaft behandelt werden. Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine kriminelle Vereinigung handelt, die ihre Interessen durchaus auch mit Gewalt durchsetzt.
- siehe hier
So einen Gespraechspartner hatte ich im meiner alten Stammkneipe in Kamakura auch. Er hatte sogar noch alle Finger, und zwar unbeschaedigt… ;-). Anfangs antwortete er auf meine Frage nach seinem Beruf, er sei Skilehrer. Auf meinen Einwand, dass es doch in Kamakura nicht schneien wuerde, meinte er trocken “Deswegen habe ich ja auch nichts zu tun, sitze hier und betrinke mich…”. Dann verirrten sich mal zwei niedere Chargen der lokalen Nachtwelt laut randalierend in die Kneipe – ein strenger Blick von Herrn M, sowie tiefe Verbeugungen und rascher Abschied der beiden Randalierer waren die Folge…
Alles in allem waren die gelegentlichen Unterhaltungen mit Herrn M an der Theke sehr inspirierend und auf einem Niveau, das ich nicht erwartet hatte.