Dass irgendwann so ziemlich alle Nationen von Trumps illustren Zollspielchen betroffen werden würden, war klar, und Japan setzt so einige diplomatische Hebel in Bewegung, um eine Ausnahmeregelung zu finden. Ob das wirklich hilft, ist noch nicht ganz klar, denn Trump droht immer wieder damit. Zölle auf den Import japanischer Autos zu erheben, was das Zugpferd der japanischen Industrie empfindlich schädigen könnte.
Ein Vorzeichen dafür war die Pressekonferenz der Pressesekretärin Leavitt im Weißen Haus am 12. März, bei denen die Regierung anhand von Beispielen die Ungerechtigkeit bestehender Zollvereinbarungen beklagte – und so unter anderem die ab dann erhobenen Zölle von 25% auf die Einfuhr von Stahl und Aluminium aus Kanada begründete. Als Beispiel für die angebliche Ungerechtigkeit wurde erwähnt, dass Japan sage und schreibe 700% Zoll auf Reisimporte aus den USA erhebt. Zeit für einen Faktencheck, dachte sich die Japan Times1, denn sollte dies wirklich der Fall sein, böte Japan in der Tat eine hervorragende Angriffsfläche.
Fakt ist, dass Japan schon immer sehr protektionistisch war, was den Import von Reis angeht. Denn Japan hat eine sehr schlechte Selbstversorgungsrate – rund 62% der Nahrungsmittel müssen importiert werden, was also bedeutet, dass nur ein gutes Drittel im Land produziert wird. Das macht Japan anfällig für alle möglichen Probleme, wie man anhand der Preissteigerungen infolge des schwächelnden Yen gut erkennen konnte. Wenigstens beim Reis wollte und will man jedoch aufpassen – das Grundnahrungsmittel Nummer 1 soll nach Möglichkeit auch in Japan produziert werden, doch da die Produktionskosten teuer sind, muss viel subventioniert werden – außerdem versuchte man schon immer, mit hohen Zöllen Importe zu unterbinden. Das sorgte schon in der Vergangenheit für Zoff mit der Welthandelsorganisation. Die Lösung: Japan erklärte sich bereit, ein bestimmtes Kontingent zollfrei ins Land zu lassen – nur, was dieses Kontingent überschreitet, wird besteuert. Das Kontingent beträgt 770,000 metrische Tonnen pro Jahr, und rund die Hälfte davon kommt aus den USA.
Doch hier kommt der Knackpunkt: Das Kontingent wird nur geringfügig überschritten – und zwar um 100 bis 200 Tonnen pro Jahr, und die werden nun mit – wechselkursbereinigt – rund 400% besteuert. In dem Punkt ist die Beschwerde aus dem Weißen Haus – mal wieder – nur zur kleinen Teilen wahr, denn der Großteil des Reis aus den USA wird eben nicht besteuert. Besteuert werden lediglich die 0.03%, da diese nicht zum Kontingent gehören. Jedoch: Die Tatsache, dass das Kontingent nur sehr geringfügig überschritten wird, ist natürlich kein Zufall, denn die hohen Zölle verhindern eine Ausweitung des Reisimports. Dass Donald Trump dies nun dazu nutzt, Strafzölle zu erheben, ist also nicht weiter verwunderlich, und angesichts der Tatsache, dass der in Japan produzierte Reis nicht mehr ausreicht und die Preise sich fast verdoppelt haben, sollte in der Politik Diskussionen darüber auslösen, ob man das Kontingent nicht etwas lockert – oder die Zölle auf Reis senkt. Einige Zölle sind in der Tat exorbitant hoch – so betrug auch der Zollsatz für den Import von Butter und Käse teilweise mehr als 200% – und das, obwohl manchmal die eigene Herstellung nicht hinterherkam, was gelegentlich zu Engpässen führte.
Immerhin: Manchmal unterhalte ich mich im VR 11 (Virtual Reality Tischtennis) mit amerikanischen Spielern. Natürlich lässt man dort in der Regel politische Themen außen vor, aber ich war in jüngster Zeit doch etwas neugierig – und wollte wissen, ob die Menschen dort verwirrt seien ob der ständigen politischen Veränderungen. Die einhellige Antwort: Sie sind alle “very confused”.
- siehe hier