Nein, natürlich nicht mein Baby. Das würde auch gar nicht mehr reinpassen in den von aussen und innen aufmachbaren, 50 x 60 cm grossen Inkubator, in Deutschland Babyklappe genannt, der da gestern in Kumamoto “eingeweiht” wurde. Das von Deutschland übernommene Modell ist ein Novum in Japan und war ein heiss umkämpftes Thema seit vielen Jahren.
Novum ist nicht ganz richtig – schon vor zwanzig Jahren hatte jemand in der Präfektur Gunma die gleiche Idee: Eine unbewachte Hütte mit Krippe – genannt 天使の宿 (tenshi no yado – Engelshaus). Bilanz nach sechs Jahren: 10 Babies wurden abgegeben (und umgehend betreut und adoptiert). In keinem der Fälle meldeten sich die leiblichen Eltern jemals. 1992 wurde die Einrichtung jedoch geschlossen, nachdem ein totes Baby gefunden wurde.
Die Argumente für und gegen die Einrichtung sind die gleichen wie auch in Deutschland: Die Babyklappe ermutige Eltern, ihr Baby dort abzugeben. Das Jikei-Krankenhaus in Kumamoto hingegen sagt, dass die Klappe leben retten kann. Womit sie meiner Meinung nach recht haben.
Ganz so anonym wird es aber wohl nicht gehen: Die Stadt will jeden einzelnen Fall überprüfen und eventuell strafrechtlich verfolgen. Dem japanischen Gesetzbuch zufolge müsste allerdings jeder Fall verfolgt werden, denn das Aussetzen des eigenen Kindes und anderer Schutzbefohlener ist strafbar.
Kleine Randstatistik: Abtreibung gilt in Japan als ziemlich normal: 23% aller Schwangeren lassen abtreiben. Man redet auch nicht viel darüber.
Das Wort des Tages: 赤ちゃんポスト ”コウノトリのゆりかご” akachan posuto “kōnotori no yurikago”. Akachan ist das Baby, Posuto der “Briefkasten”. Beides zusammen ergibt die “Babyklappe”. Kōnotori ist der Storch, yurikago die Wiege. Also “Babyklappe Storchenwiege” – der Name der oben beschriebenen Einrichtung.