BlogJapan erhöht Verteidigungsausgaben auf 2% des Haushalts

Japan erhöht Verteidigungsausgaben auf 2% des Haushalts

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Etwas in dieser Art wurde schon lange erwartet, doch nun nimmt das ganze konkrete Züge an: Japan möchte seinen Verteidigungshaushalt aufstocken – und zwar von rund 1% des Staatshaushaltes auf 2%, also auf eine Zahl, die die Vereinigten Staaten auch von den NATO-Partnern fordern. An Gründen mangelt es nicht. Man sieht sowohl im nördlichen Nachbarn Russland, vom westlichen Nachbarn (nun ja, fast) Nordkorea sowie vom südwestlichen Nachbarn, der Volksrepublik China, potentielle Gefahren. Ganz konkret ist das zur Zeit vor allem Nordkorea, welches seit Wochen mit spektakulären Raketentests auf sich aufmerksam machen möchte. Interessant bei den Militärausgaben im globalen Vergleich ist in diesem Fall jedoch nicht nur der Anteil am Haushalt, sondern auch die absoluten Kosten. Laut dieser Webseite lagen die 2022 wie folgt:

USA: 750 Milliarden USD
China: 237 Milliarden USD
Russland: 48 Milliarden USD
Deutschland: 50 Milliarden USD
Japan: 49 Milliarden USD

Die Militärausgaben von Russland, Deutschland und Japan sind diesen Angaben zufolge fast gleich groß, aber natürlich sind diese mit Vorsicht zu genießen. Sicherlich sind zum Beispiel die Personal- und die Spritkosten für die russischen Streitkräfte wesentlich geringer als in Deutschland oder Japan. Russland kann also sicherlich mehr in Hardware investieren.

Offensichtlich will Japan sich nun nicht mehr nur auf Defensivwaffen beschränken, sondern auch Offensivwaffen einkaufen. So wurde heute berichtet, dass man bis 2027 insgesamt 500 Tomahawk-Marschflugkörper anschaffen will1 – ein System, dass mehr für Angriffe beziehungsweise Gegenschläge geeignet ist.

Wie die Mehrausgaben finanziert werden sollten, ist Gegenstand heftiger Debatten – mehrere Optionen wie zum Beispiel eine Finanztransaktionssteuer, eine Anhebung der Unternehmenssteuer oder ein Griff auf die Coronarücklagen sind im Gespräch. Fakt ist: Jemand wird dafür bezahlen müssen. Fraglich ist auch, welchen Nutzen Japan von diesen Waffen haben wird: Russland und Nordkorea werden sicherlich nicht in Japan einmarschieren – und falls China mal entscheiden sollte, Japan anzugreifen, hätte Japan wohl wenig Chancen, Substantielles dagegen setzen zu können. Die Beschaffung von Offensivwaffen erscheint mir persönlich sehr fragwürdig.

 

  1. siehe hier
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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