BlogIn trockenen Tüchern: Ab an die Uni!

In trockenen Tüchern: Ab an die Uni!

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Da ich nun schon seit Wochen mit dem Thema Uni in Japan nerve, bin ich wohl wenigstens eine Auflösung schuldig. Und hier ist sie, denn seit heute ist es amtlich: Kind #1 hat es tatsächlich geschafft, sich einen Platz an der Uni zu erkämpfen, an der es auch wirklich studieren wollte. Es war ein harter Kampf, der genau betrachtet drei Jahre lang dauerte – mit Endlospaukerei in den vergangenen 14 Monaten. Aber das war auch notwendig, denn ohne die ganze Paukerei wäre es nahezu unmöglich gewesen, die notwendigen Prüfungen zu bestehen.

Der Prüfungsmarathon begann im Januar mit dem Kyōtsū-Test und dem bangen Warten darauf, an welchen Unis sie mit ihrem Ergebnis überhaupt zur Prüfung antreten kann. Das erwies sich letztendlich als problemlos: Sie hätte sich selbst bei der Tokyo University bewerben können, und zwei der sogenannten “MARCH”-Universitäten (Meiji, Aoyama Gakuin, Rikkyo, Chuo usw.) hätten sie aufgrund des Ergebnisses ganz ohne weitere Prüfungen aufgenommen. Doch diese Unis sind “nur” zweite Liga – was nicht ganz fair ist, denn eigentlich sind sie auch sehr passabel. Da Kind #1 aber ehrgeizig ist, bewarb sie sich für die Keio-, Waseda- und Hitotsubashi-Universität, allesamt in Tokyo angesiedelt. Nach der Prüfung für die Keio wurde es dramatisch: Plötzlich wurde sie unsicher, bekam einen halben Nervenzusammenbruch und fragte, tränenreich, ob wir die Aufnahmegebühr für die Chuo-Universität vielleicht doch bezahlen könnten – nur für den Fall, dass sie alle anderen Prüfungen vermasselt. Das war aber letztendlich nicht nötig, denn das Ergebnis der Keio-Prüfungen wurde ein Tag vor dem letztmöglichen Einzahltermin für die Chuo veröffentlicht – und siehe da, sie bestand die Prüfungen von gleich zwei Fakultäten an der Keio. Eine Woche später folgten die Prüfungen für die Waseda-Universität – das klappte allerdings nicht so gut. Nicht so schlimm – denn das eigentliche Ziel war die Hitotsubashi-Universität, eine vergleichsweise kleine, aber feine und zudem – im Gegensatz zur Keio und Waseda – staatliche Universität. Warum? Weil der Campus so schön ist (O-Ton von Kind #1). Nun gut, das ist nicht der einzige Grund – die Uni ist vor allem in Sachen Wirtschaftswissenschaften sehr renommiert – viele große Unternehmen rekrutieren ihre Angestellten hier, so dass alljährlich mehr als 95% der Absolventen umgehend eine Anstellung finden.

Heute um Punkt 10 wurden also die Prüfungsergebnisse von der Hitotsubashi bekanntgegeben. Dazu muss man sich auf die Uni-Seite einloggen, wo eine Liste mit 200 Zahlen erscheint – das sind die Zahlen derer, die bestanden haben. Darunter auch die Zahl 20380 – die von Kind #1. Ab April heisst es nun also ab an die Uni. Und sogar an die Wunschuni. Mit der wichtigen Lektion, dass sich Mühe auszahlen kann. Für die Eltern ist das natürlich sehr erfreulich – zumal die staatliche Uni auch gleich mal ein paar tausend Euro weniger im Jahr kostet.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

18 Kommentare

  1. Mein Kind #1 paukt auch schon fleißig und hat muss sich dann nächstes Jahr in den Prüfungen bewähren. Er ist ebenso ziemlich ehrgeizig… ich hoffe es klappt dann auch so gut wie bei Euch.

  2. Höre ich da einen Stein von deinem Herzen fallen nachdem alles nach Wunsch verlief?
    Eltern sein ist ein spannendes Abenteuer.
    Genervt hat mich dieses Thema nicht. Ich finde es ist sehr interessant aus erster Hand zu erfahren wie es in Japan läuft mit Schule und Uni.
    Herzliche Glückwünsche und viel Erfolg weiterhin.

  3. Herzlichen Glückwunsch!
    Das klingt alles danach, als ob das Studium auch beruflich auch eine Rolle spielen soll! Kann man davon ausgehen, dass an den japanischen Unis “erster Liga” auch nur Studierende eingeschrieben sind, die auch beim Beruf ambitioniert sind? Ich hatte damals eine Kommilitoninnen, die zwar studierten, aber nur, um einen interessanten Partner kennenzulernen und eigentlich gar nichts mit ihrem Studium anfangen wollten.

    • Also an der Waseda gab es, zumindest im Bachelor, auch recht viele, die sich eher wenig angestrengt haben. Ich war für ein paar Semester Teaching Assistant und viele sind kaum zum Unterricht gekommen, selbst in den Wahlfächern. Im Master sah es schon wesentlich anders aus. Hängt natürlich auch von der Fachrichtung ab und, wie überall, von der Person. Im Deutschland waren an den Unis auch nicht nur bemühte Menschen.

      • Meine Erfahrung war auch von BWL- und Englisch-Studierenden. In Ingenieurwesen oder Naturwissenschaften mag das anders ausgesehen haben.

        Vielleicht sollte man für diese Leute einfach einen cool klingenden Hauswirtschaft-Bachelor-Studiengang einführen ;-)
        Mit Kochen, Englisch, ein bisschen Lyrik (für Empfänge), Reparaturen und Erziehung. Sollte aber trotzdem “International Welfare Management” heißen oder so.
        Oh Mann, jetzt kriege ich sogar selbst Lust, das zu studieren.

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