Eigentlich sollte das Thema ja abgedroschen sein – Japan ist ein Serviceparadies. Der Kunde ist hier wirklich König (meistens jedenfalls). Aber auch nach einigen Jahren in Japan gibt es immer wieder Sachen, die mich schlichtweg begeistern und die ich für erwähnenswert halte.
Da lag heute also ein Brief in unserem Postkasten – mit offensichtlich gutem Briefpapier, die Adresse handgeschrieben und die Schrift sehr markant. Von einem gewissen Ueno. Nanu? Mal keine Rechnung? Aber wer ist dieser Ueno!? Wir hatten keinen blassen Schimmer.
Kurze Vorgeschichte. Am Vortag musste der unglückliche Paketbote ein schweres Paket zu uns hochwuchten – darin lagen drei 4.5 Kilo-Säcke mit Reis. Richtig guter Reis. Meine Schwiegermutter wollte uns etwas Gutes tun und hat uns deshalb Reis geschickt (worüber, das sollte ich hier erwähnen, wir uns wirklich gefreut haben). Rückblende Ende.
Also öffnen wir den Brief und finden darin drei Seiten handbeschriebenes, feinstes, von Hand gemachtes Briefpapier. Darin wiederum eine – Rechnung. Für den Reis (wird freilich weitergereicht an Schwiegermutter). Nach der üblichen, dem Februar angemessenen Einleitung (jetzt, da nun die Pflaume in voller Blüte steht usw. – für jeden Monat gibt es hier standardisierte Einleitungsfloskeln) wird da meine Frau direkt mit Namen angeschrieben. Man bedankt sich für die Bestellung, gibt uns Tipps wie man den Reis am besten zubereitet und womit er besonders gut schmeckt. Usw. usf.
Drei Seiten lang. Nochmal zum mitmeisseln: handgeschrieben, auf feinem Briefpapier. Noch als Anmerkung: Dieses Schreiben wurde nicht von einem gelangweilten Azubi geschrieben – es ist eine gekonnte, stilvolle Handschrift von einer älteren Person, geschrieben mit Kohlestift.
So viel zum Thema Service. Natürlich hat der Service hier auch seinen Preis – 1 kg dieses (unbehandelten) Reis kosten umgerechnet fast 10 Euro. Aber das Schreiben zeigt ebend seine Wirkung: Sollte dieser Reis halten, was er verspricht, halte ich es nicht für ausgeschlossen, gelegentlich selbst dort Reis zu bestellen.
Es gibt ja etliche dieser “Du weisst, Du hast zu lange in Japan gelebt, wenn…”-Vergleiche. Einer davon geht so “…Du Geschmacksvariationen des Reis erkennst”. Oh ja. In Deutschland war ich ja eher ein Reismuffel. Dieser bröselige Reis mit der Gabelprobe hat mich schon einige Male vom Trog verjagt. Dabei gibt es wirklich guten Reis. Und ich meine nicht nur Basmati, sondern auch grundverschiedene Rundkorn-Reissorten (in Japan üblich). Aber lassen wir das.
Post vom Reisbauern
Das Wort des Tages: 玄米 genmai.
Naturbelassener, unpolierter Reis. In Japan einst (und teilweise immer noch) verpönt, kommt er auch hier langsam in Mode. Da gesünder. In der Regel wird man aber trotzdem noch nur schneeweissen Reis antreffen.
Hoert sich wirklich gut an, mach mal Werbung fuer den Reis-Laden! Ich tipp mal drauf das trotz Handgeschrieben Brief der Laden auch im Internet zu finden ist, richtig?
LG A&E
Das einzige was ich finden konnte war das hier: http://www.nextline.co.jp/VEGETOP/seisanshakome.html – ist eine kleine Reisbauerngemeinschaft bei Kumamoto. Bestellen kann man den Reis bei http://calamel.jp/.
Danke dir! Lieben Gruess an Frau & Kind und Deinen einen. Vielleicht trifft man sich ja mal irgend wann in Tokyo o. Hakone!?
Wuerde uns freuen!
Alia bekommt mit ihren zwei Monaten aber noch keinen richtigen Ausgang – aber das kriegen wir schon noch auf die Reihe.
Gruesse auch an Deine Akiko!