BlogGeld her und Mund halten

Geld her und Mund halten

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Gelegentlich benutze ich in Japan AirBnb – vor allem, wenn es darum geht, mit einer größerem Gruppe zu übernachten. Das ist in der Regel auch kein Problem, erst recht, wenn der Host das Gütesiegel „Super Host“ hat. Doch die ganze Prozedur hat auch seine Nachteile – und kann mitunter auch nerven. Das war am vergangenen Wochenende der Fall: Da wir zu sechst unterwegs waren, habe ich bei AirBnb ein Haus gemietet — mit fast 500 Euro pro Nacht nicht das Allerbilligste, aber es sah alles gut aus. Was folgte waren eine Reihe von Nachrichten vom Host, alle automatisch generiert. Darunter auch eine Nachricht rund eine Woche vor der Übernachtung, dass ich doch bitte meine Anmeldedetails überprüfen soll. Da die anderen Links auch zu anderen Webseiten führen, klicke ich also den Link und wundere mich etwas: Nur zur Bestätigung soll ich doch meine Kreditkartendetails angeben — eine Zahlung sei aber nicht fällig, da ich ja schon im Voraus bezahlt hatte. Das macht mich stutzig, und siehe da — keine 5 Minuten später kommt eine Meldung von meinem Superhost, dass die Nachricht (im privaten Nachrichtenbereich von AirBnb!) Phishing sei und ich dort bitte nichts eintragen soll. Wow. Diese Art des Phishings ist sicherlich ziemlich erfolgreich, denn das erwartet man hier nicht unbedingt.

Mein Host ignorierte am nächsten meine Frage, ob sie etwas Informationen über Restaurants und dergleichen in der Nähe schicken könne. Dafür werde ich, wieder mit einer automatisch generierten Email, ermahnt, die Voranmeldung abzuschließen. Dort muss ich alle Namen, Geburtstage und Adressen sämtlicher Teilnehmer eintragen. Das ist leider bei den meisten AirBnb erforderlich und nicht unbedingt etwas, was der Host bestimmen kann. Trotzdem: Vor allem im Hinblick auf die vorherige Erfahrung mit dem Kreditkarten-Link bleibt ein ungutes Gefühl: Was, wenn das auch Phishing ist? Dann wissen die Betrüger ja schließlich, wann wer nicht zu Hause ist.

Ein paar mehr automatisch generierte Nachrichten später ist es dann soweit: Das Check-in ist wie so oft dieser Tage “kontaktfrei”, man trifft also den Host nicht. Das Haus ist wie zu erwarten tipptopp — steril-sauber, und es riecht penetrant nach Duftstäbchen. Im Flur hängt ein Schild, auf dem gleich Klartext steht: Man soll nicht im Haus rauchen. Und auch nicht in der Umgebung des Hauses, sonst muss man Strafe zahlen. Aha. Dass man nicht im Haus rauchen soll, ist klar. Aber gleich mal das Rauchen in der Umgebung zu verbieten halte ich dann doch für ziemlich unfreundlich. Immerhin könnte man ja einen Hinweis wie „Bitte beim nächsten Convenience Store rauchen“ oder so hinterlassen (dort steht immerhin ein Aschenbecher).

Hier wird Rauchern gesagt, wo die Latte hängt
Hier wird Rauchern gesagt, wo die Latte hängt

Am nächsten Morgen folgt eine ganze Reihe weiterer automatisch generierter Nachrichten: Die Check-out-Zeit (10 Uhr morgens) sei unbedingt einzuhalten, sonst zahlt man Strafe. Auch soll ich das Checkout online nicht vergessen. Das geschieht nicht ganz reibungsfrei, aber dann klappt es irgendwann doch. Darauf die vorsichtige Frage des Hosts, gegen 9 Uhr, ob wir etwa noch vor Ort seien. Ich versichere ihr, dass wir genau jetzt abfahren…

Wie so üblich, folgt später eine Nachricht des Hosts, auch dieses Mal natürlich ein Template, mit der Bitte, sie zu bewerten — nebst Hinweis, dass alles außer einer 5-Sterne-Bewertung desaströs sei. Okay… Ich schreibe ihr eine Nachricht im Nachrichtensystem und erkläre ihr, dass:

  1. es nicht gut sei, Fragen zu ignorieren und alles mit Templates mit zu viel Informationen zu beantworten
  2. die hauchdünnen Futons etwas zu dünn sind — so zumindest die einhellige Meinung aller Mitreisenden
  3. es nicht okay ist, Raucher wie Kriminelle zu behandeln

Keine 2 Minuten später erhalte ich dann auch schon die Antwort: Ein Template, dass mir versichert, dass mein Feedback sehr ernst genommen werden wird und das meine Meinung sehr wichtig sei.

Alles klar. Das erinnerte mich ein bisschen an einen Busfahrer in Nordthailand, der allen, zumeist ausländischen Passagieren beim Einstieg gleich etwas klarmachte: „Just give me the money and shut up“. Mit dem Unterschied, dass sich die AirBnb-Übernachtung in einer Gegend befndet, die kaum von ausländischen Touristen frequentiert wird.

Ich glaube, für eine Weile habe ich erstmal genug von AirBnb. Zu automatisiert, zu umständlich, zu viele Verbote, zu viele Fragen.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Ein älterer Bekannter vermietet ein liebevoll renoviertes Akiya über Airbnb. Die Nähe zum Ritsurin-Park in Takamatsu sorgt für eine konstante Auslastung. Wir hatten die Gelegenheit, das Haus zu besichtigen, und ich könnte es mir gut als Alternative für unkomplizierte Familien vorstellen. Rauchen ist auf der Gartenterrasse erlaubt ;-). Persönlich bevorzuge ich nach wie vor ein Hotel.

    Dies erinnert mich an meinen ersten Airbnb-Urlaub in Paris: ein Zimmer in der Wohnung eines jungen Paares. Damals war es für sie eine Möglichkeit, die hohen Mietkosten in Paris zu decken. Heute stehen viele Städte vor der Herausforderung, dass Airbnb dem Wohnungsmarkt zu viele Wohnungen entzieht. Auf dem Land, besonders im Kontext von Akiyas in Japan, sehe ich jedoch einen sinnvollen Ansatz.

    PS: dein Buch ist eingetroffen und wird am Wochenende gelesen ;-)

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