Seit einigen Jahren ist es fast schon ein Ritual, dass sich zu Halloween hunderttausende Menschen in Shibuya ansammeln, um Halloween zu feiern. Man verkleidet sich — oftmals durchaus sehr einfallsreich — und trifft sich auf den Straßen westlich des Bahnhofs. Soweit, so gut, doch leider litt in den vergangenen Jahren immer mehr die öffentliche Ordnung darunter: Einige Besucher wurden gewalttätig, und Bilder von Jugendlichen, die sich vor den Convenience Stores und anderswo niederliessen, um Alkohol zu trinken, machten die Runde. Vom Müll ganz zu schweigen, der natürlich massenhaft auf der Straße liegenblieb.
Zwar ist es natürlich gut und schön, mit anzusehen, wie Jugendliche aus vieler Herren Länder ausgelassen feiern, aber das Stadtviertel Shibuya hat davon nicht viel, denn es wird im Prinzip kaum etwas konsumiert, und die üblichen Gäste der umliegenden Bars und Restaurants bleiben bei dem Trubel lieber fern. Die Reinigungskosten dürften auch üppig ausfallen. Wohl aus diesem Grund hat sich der Bürgermeister von Shibuya-ku, Ken Hasebe, neulich mit der Bitte an die Öffentlichkeit gewendet, zu Halloween doch bitte nicht nach Shibuya zu kommen. Für die Medien war das ein gefundenes Fressen – Reporter zogen los, um vergnatzte Restaurant- und Ladenbesitzer zu finden, die mehr als bereitwillig vor der Kamera erzählen, was sie von Halloween halten – nämlich gar nichts. Sodom und Gomorrha, genau!
Sicher, wenn sich hunderttausende partywütige Menschen plötzlich an einem Ort versammeln, gibt es Probleme. Die Polizei versucht jedes Jahr mit einem größeren Aufgebot, die Menschenmassen halbwegs in Zaum zu halten, was natürlich nicht immer gelingt. In diesem Jahr will man vom 27. Oktober bis zum 1. November ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum rund um den Bahnhof erlassen. Dass das hippe, dynamische Shibuya jedoch keine bessere Antwort auf die Halloween-Versammlung hat, ist ein bisschen traurig. So könnte man doch zum Beispiel die Gegend rund um den Bahnhof für den Autoverkehr sperren und Händler in das Geschehen mit einbeziehen – eine bessere Werbung für Shibuya gibt es gar nicht. Stattdessen will man nun lieber Verbote erlassen und den jungen Menschen sagen, dass sie unerwünscht sind. Die Botschaft lautet: Ihr könnt gern nach Shibuya kommen, aber bitte ganz leise sein (und viel Geld mitbringen), sonst wollen wir euch hier nicht sehen. Allerdings muss man in Shibuya zu Halloween wirklich etwas vorsichtig sein – es ist nur eine Frage der Zeit, bis irgendein Irrer wirklich etwas schlimmes anstellt, und das wäre viel schlimmer als der ganze Schmutz, der jedes Mal zurückbleibt.
Es ist schon ein Unterschied, wenn z.B. beim Karneval im Rheinland sich die Leute in den Kneipen die Kante geben und Spass haben, und damit auch die Gastronomie ankurbeln, oder wenn – wie in Shibuya zu Halloween – sich die Leute auf den Strassen mit im コンビニ gekauften Alkoholika zuloeten und die Strassen vermuellen. Ich kann den Buergermeister da schon verstehen… Als Norddeutscher ist meine Begeisterung fuer Karneval eher verhalten, obwohl ich in Bonn studiert habe, aber Halloween ist noch nicht einmal eine japanische Tradition – selbst in meinen ersten Jahren in Japan war es nicht mal in der Werbung, waehrend es heute allgegenwaertig ist.
es ist auch keine deutsche Tradition, sondern stammt wie der meiste Mist aus den USA.
Ich war nicht begeistert, als ich vor einigen Jahren – ich glaube, es war in Toyama, feststellen mußte, daß nun auch Japan davon heimgesucht wird.