BlogZehntausende noch immer ohne Strom. Und Wasser. Und Benzin.

Zehntausende noch immer ohne Strom. Und Wasser. Und Benzin.

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Erst nach und nach wird das Ausmass des Taifuns, der vor drei Tagen über Tokyo und Umgebung zog, bewusst. Während die Schäden im Stadtbereich von Tokyo übersichtlich blieben, hat es die Nachbarpräfektur Chiba besonders schwer getroffen. Zeitweilig waren dort bis zu 900,000 Menschen ohne Strom, was besonders in den zwei Tagen nach dem Taifun kritisch war. Taifune haben die Eigenschaft, sehr heiße und feuchte Luft hinter sich herzuziehen – so waren am Dienstag und Mittwoch Tagestemperaturen von 36 Grad und mehr und Nachttemperaturen von circa 30 Grad angesagt. Ohne Klimaanlage und teilweise sogar ohne Wasser bringt das viele Menschen, vor allem die ganz Alten und die ganz Jungen, in eine kritische Lage.
Drei Tage später wurde viel wiederhergestellt, doch laut Energieversorger TEPCO sind auch heute, am Donnerstag, noch immer geschlagene 300’000 Haushalte ohne Strom. Es ist verrückt: Man muss nur eine Stunde lang mit dem Auto raus aus Tokyo (in der sich die Lage bereits Stunden nach dem Taifun normalisiert hatte) fahren – zum Beispiel nach Kimitsu oder Yotsukaido, und schon befindet man sich in einer Gegend, in der es momentan rein gar nichts gibt: Kein Strom, kaum Benzin, gebietsweise kein Wasser, kaum Lebensmittel und – kaum Informationen. Dort bilden sich an Tankstellen und in Rathäusern lange Schlangen – in den letzteren, weil dort Wasser bereitgestellt wird sowie Steckdosen, um Telefone und dergleichen aufzuladen, doch auch die sind natürlich nur von begrenztem Nutzen, da viele Sendemasten (und Wifi-Provider sowieso) ausgefallen sind.
Noch sind nicht alle Folgen beseitigt, ist nun bereits eine volle Debatte über die Folgen entbrannt, den Taifun Faxai deckte einige Schwachstellen auf. So gab es zum Beispiel massive Störungen im Bahnverkehr, vor allem auf Strecken in der Präfektur Chiba – in deren Mitte der Internationale Flughafen Narita liegt. Über 13’000 Passagiere lagen noch am Tag nach dem Taifun am Flughafen fest, da nahezu alle Wege nach Tokyo verschlossen waren: Sowohl Bahnlinien als Autobahnen waren einfach dicht. Ein thailändischer Passagier postete ein paar Fotos von der Lage in Narita:


Fazit: An dem Taifun wird man noch eine Weile lang zu knabbern haben. Und man kann nur hoffen, dass sich das so schnell nicht wiederholt.

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Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Meine Schwiegereltern in Kamogawa haben seit heute endlich wieder Strom. Wirklich unglaublich, ich hätte nie gedacht, dass sich das so lange hinziehen würde.

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