Morgen und übermorgen, also am 28. und 29. Juni, findet also der G20-Gipfel statt — dieses Mal in Osaka. Der Paketdienst meiner Firma hat deshalb schon mal vorsorglich bescheid gesagt, dass in den kommenden Tagen Pakete nach Osaka nicht einen, sondern zwei Tage benötigen werden. Das ist etwas überraschend, denn eigentlich sollte man erwarten, dass der Einfluss auf des G20-Gipfels auf Osaka nicht so gross sein sollte. Andererseits hat man allerdings auch halb Tokyo abgesperrt, als Trump neulich seinen Kumpel Abe besuchte. Trump ist heute bereits in Osaka eingetroffen – und mit ihm ein Taifun. Kein kräftiger zwar, aber ein etwas seltsamer, denn er wird nur knapp zwei Tage als Taifun eingestuft werden. Ausserdem sind Taifune in diesen Breiten Japans während der Regenzeit eher unüblich.
Der südkoreanische Ministerpräsident Moon wird ebenfalls in Osaka weilen und bot seinem japanischen Amtskollegen an, dort über den südkoreanischen Vorschlag zur gemeinsamen Entschädigung von Zwangsarbeitern zu reden, denn seit dem Gerichtsurteil im Oktober 2018 haben südkoreanische Gerichte bereits damit begonnen, den Besitz diverser japanischer Firmen in Südkorea zu pfänden – mit der Drohung, diesen dann auch zu versteigern, wenn sich die Firmen weiter weigern sollten, Entschädigungen zu bezahlen. Viel Bewegung dürfte man aber nicht erwarten, denn für Japan ist die Sache mit den 1965 erfolgten Reparationszahlungen erledigt — dazu besteht schliesslich ein ordnungsgemässer Vertrag zwischen Japan und Südkorea. Moon meinte dazu sinngemäss: “Sicher, wir haben die Sache mit Verträgen geregelt, aber das bedeutet nicht, dass das Leiden der Betroffenen damit beendet ist.”. Sicher, sicher. Aber wie bereits im Falle des Abkommens bezüglich der Trostfrauenproblematik erhärtet sich leider der Eindruck, dass die südkoreanische Regierung im Großen und Ganzen auf Verträge pfeift. Eine schlechte Basis für eine Vertiefung der Beziehungen mit Japan.
Zurück zu Osaka: Ein paar muntere Obaachans haben sich entschlossen, ihrer Stadt in einem quietschbunten Video zu huldigen. Das ist geballte Obaachan-Power. Ein Teil hat es mir allerdings angetan, da er nur allzu wahr ist: “Sucht man einen Ort in Tokyo, sagen die Leute ‘Kenne ich nicht’. Sucht man einen Ort in Osaka, kommt bestimmt eine Obaachan (=Omma) und sagt: ‘Da, geradeaus!’ – obwohl sie den Ort auch nicht kennt”.
Nicht so lange her, hat einer meiner Freunde eine südkoreanische Firma verklagt und beim Gericht den Streit gewonnen. Die Entscheidung war, dass die Firma dem Mann eine N-Summe mit vielen Nullen auszahlen soll.
Die Firma wollte eigentlich auf den Beschluss des Gerichts pfeifen.
Überhaupt bedeuten in Korea Verträge und Stempeln wahrscheinlich gar nichts.