Cleverer PR-Stunt, oder einfach nur die Schnauze voll gehabt? Das muss man sich unweigerlich fragen, wenn man diesen Artikel in der Online-Ausgabe der Okinawa Times bzw. diesen hier bei Kusahaeru News liest. Es geht um das winzige Ramenrestaurant 麺屋 八重山style (Men’ya Yaeyama Style) auf der wunderschönen Insel Ishigaki (Okinawa). Der (japanische) Besitzer des Minilokals mit nur 8 Plätzen hängte nämlich ein Schild an seine Tür, auf dem er japanischen Gästen den Zutritt verwehrt und dies mit den “zunehmend schlechten Manieren” japanischer Gäste begründet. Gleichzeitig entschuldigt er sich dabei bei seinen japanischen Stammgästen und merkt an, dass diese drastische Maßnahme nur temporär sein soll – nach Ende der Saison im September soll wieder jeder willkommen sein. Fast jeder, denn der Grund für das rüde Verhalten liegt unter anderem auch an den andern Verbotsschildern an der Tür: So wird kleinen Kindern der Zutritt verwehrt, was übrigens in Japan nicht ganz unüblich ist – vor allem, wenn es keine Tische gibt und alle am Tresen sitzen. Der 42-jährige Besitzer gab dabei zu Protokoll, dass er und seine Aushilfskraft aus diesem Grund mehrfach unwirsch angefahren worden seien – so sehr, dass die Aushilfskraft die Arbeit hinwarf. Ausserdem gab es des öfteren Kunden, die einfach mitgebrachtes Essen und Trinken auspackten und beim Verweis darauf, dass dies nicht gestattet sei, einfach gnatzig wurden und meinten, es stehe ja nirgendwo dran, dass es verboten sei, etwas mitzubringen.
Die Maßnahme ist natürlich etwas zu radikal – das Ausgrenzen ganzer Gruppen aufgrund der Herkunft war noch nie eine sinnvolle Sache. Aber der Besitzer regt mit dieser Aktion vielleicht auch eine Diskussion an. Bisher drischt man in Japan nämlich liebend gern auf ausländische Besucher ein und beklagt sich über mangelnde Sprachkenntnisse und schlechte Manieren. Dabei wird gern vergessen, dass japanische Gäste auch nicht ohne sind. So erst neulich wieder erlebt. Als ein Pizzabäcker in meiner Nähe seinen Laden eröffnete, zog es uns auch dorthin. Da bemerkte ich eine Frau, die wutentbrannt mit der Pizzaschachtel auf einen Angestellten loslief und lautstark forderte, dass ihr Problem, dass sie entdeckt hat, unverzüglich korrigiet wird. Sie öffnete die Schachtel und zeigte auf Kartoffelscheiben auf ihrer Genoveser Pizza. Das habe sie nicht bestellt, sondern eine Pizza mit Meeresfrüchten. Ein kurzer Blick auf den Kassenzettel offenbarte, dass sie sehr wohl eine Genoveser Pizza bestellt hatte. Die Frau dachte nur beim Anblick des Fotos, dass es sich um Meeresgetier handelte – dabei stand unterhalb des Fotos eindeutig “mit Kartoffeln”. Was dann geschah, kst typisch japanisch: Um die Situation schnellstmöglich zu entschärfen, bot der Filialleiter kostenlosen Ersatz an. Hat sich die Frau deshalb entschuldigt, bedankt oder ist sie gar kleinlaut geworden? Natürlich nicht. In dem Sinne kann man den Ramen-Koch auch ein bisschen verstehen. Solche Gäste zehren stark an den Nerven und sind leider nicht so selten.
Von japanischen A-Kunden können meine Frau und ein guter Freund epische Bände füllen. Aber das japanische Kunden Essen mitbringen, in einen Ramen Laden noch dazu, da ist mal was neues. Sowas kenne ich nur von chinesischen Touristen (welche in der Regel zwar grummeln, aber das Feld räumen).
Ich glaube schon, dass es eher ein PR-Stunt ist. Wie sagt man so schön unter Redakteuren, “Hund beißt Postboten” ist keine Story, “Postbote beißt Hund” ist eine Story.
Ich glaube auch, dass es in Japan als Restaurant sehr schwer wäre nur mit Ausländern über die Runden zu kommen.
Die Legende von den guten Manieren und der hervorragenden Rücksichtnahme der Japaner glaube ich sowieso nicht mehr. Gerade erst heute habe ich einen Mann im Anzug in der Bahn gebeten, mir bitte etwas Platz zu machen, da er mich extrem an die Sitzabsperrung gequetscht hat mit meiner Breitbeinigkeit. Er: “Geh doch woanders hin, wenn’s dir nicht passt.” Kann zwar in Deutschland auch passieren, aber da hätte er sicher böse Blicke aus der Umgebung geerntet, und das fehlt mir hier einfach.
Überhaupt gehen Japaner oft furchtbar mit Menschen um, die sie als “unter” sich betrachten, seien es die eigenen Angestellten im Büro oder Servicekräfte. Ich höre zumindest selten ein “bitte” oder “danke” im Combini.