Was ich schon immer in Japan sehr erfreulich fand, war die Angewohnheit der hiesigen Inselbewohner, Filme lieber im Original anzusehen und nicht synchronisiert. In Kinos, im Fernsehen, auf Video – so ziemlich alles konnte man damals (oftmals ausschliesslich) im Originalton sehen. Wer so etwas in Deutschland machen wollte, musste entweder den Film im Ausland besorgen oder Arte schauen.
Das Lesen der Untertitel auf Japanisch – man schaut ja auf die Untertitel, ob man will oder nicht, erwies sich zumindest für mich auch als formidable Art und Weise, die japanische Schrift zu üben.
Laut Kyōdō News, einer Nachrichtenagentur, scheint der Trend allerdings in letzter Zeit zur synchronisierten Fassung zu gehen – Filme wie Avatar oder Alice in Wonderland wurden demzufolge zu 40 bzw. 60% der Kinobesucher lieber in der synchronisierten Fassung gesehen als mit Untertiteln. Zum einen lag es wohl daran, dass sich Untertitel in 3D schlechter lesen lassen, zum anderen laut Aussagen vieler Kinogänger aber auch daran, dass sie das Lesen der Untertitel als schwer und/oder lästig empfinden.
Persönlich bin ich überhaupt kein Fan von japanischen Synchronfassungen. Jene sind zwar nicht so schlimm wie z.B. Die russischen (wo ein einziger Sprecher monoton alle Rollen durchsynchronisiert – aber vielleicht hat sich das ja gebessert), aber die Regeln bei der japanischen Synchronisation sind mir zu starr und die Versuche, z.B. breitgezogenes amerikanisches Englisch auf Teufel-komm-raus ins Japanische zu übertragen zu mühselig. Im Japanischen gibt es ja eine sogenannte Frauensprache – und die wird z.B. Bei der Synchronisation hier aufs derbste strapaziert: Da sieht man im Film, wie gerade eine 200 kg schwere Emanze einem armen Männchen das dritte Bein langzieht, aber Madam garniert in der japanischen Synchronisation das Ganze mit einem herzallerliebsten Geflöte in japanischer Frauensprache, nach dem Motto “und danach werde ich Dich vierteilen, mein Liebster” – das ganze natürlich in hoher, halb erotischer Stimmlage.
Japanische Untertitel muss man allerdings auch mögen: Denen zu folgen erfordert einige Übung dank des Schriftzeichensalats – doch so wie unsereins Sätze überfliegen kann, indem man nur den ersten und letzten Buchstaben und die Länge des Wortes erfasst, ertappt man sich bei japanischen Untertiteln schnell dabei, dass man eigentlich nur die Schriftzeichen bewusst liest – und das dazwischen eher erahnt, ohne es wirklich zu lesen.
Das Wort des Tages: 吹き替え “fukikae”. Wörtlich: “blasen” und “wechseln”. Die Synchronisation (bei Filmen). Ach ja – bei DVD’s gibt es, zumindest bei Filmen der bekannteren Sorte – eigentlich immer eine synchronisierte Fassung neben der Originalfassung.
Yo, die Frauensprache ind en Synchros ist wirklich sehr befremdlich. Ich schaue mir immer mit viel Vergnuegen die US-Dauerwerbungen (Kueche, Diaet, irgendwelche Wundertraeiner) an. Da werden dann alle Auslaenderinnen egal ob Bodybuilder oder biedere Hausfrau zu formvollendeten desu-wa-Nutzerinnen.
Einfach koestlich.
Und ja Synchros tun weh, wenn man das Original kennt / versteht. (Egal welche Sprache)
das jetzt mehr synchronisiert werden soll hab ich auch gelesen, und ebenfalls, dass japaner mit englischkenntnisse sich drüber beschweren.
dass die filme im japanischen fernsehen zweisprachig ausgestrahlt werden, ebenso wie einige nachrichtensendungen, und man ganz einfach wechseln kann, find ich großartig. das würde ich mir fürs deutsche fernsehen auch wünschen.
mit einer finnischen freundin sprach ich mal über synchronisierte filme, was sie so garnicht kannte. und tatsächlich wird das garnicht mal in so vielen ländern synchronisiert:
amerika kauft sehr sehr wenige fremdsprachige programme ein, kein wunder bei dem output. bleiben noch die großen weltsprachen französisch, spanisch, russisch – eben dort, wo ein lukrativer markt existiert
wie stehts eigentlich mit china, weiss das jemand? ich weiss das serien wie south park synchronisiert werden, aber filme…?
Synchronisieren geht immer in die Hose. Ich sach nur “we got a bug in the Subway…”
Fuer mich der groesste Vorteil an einer DVD: Deutsch kann man ausschalten ;)
@fritz: haste mal ne Quelle?
Synchronisation ist eine Medaille mit zwei Seiten. Ich denke die Deutschen haben das schon sehr professionalisiert. Dadurch können teilweise schlechte Filme mit entsprechender Synchronisation aufgewertet werden. Hörbücher erfreuen sich hierzulande ebenfalls großer Beliebtheit. Und da werden teilweise Bücher von einem Vorleser präsentiert. Und nicht etwa wie in Russland zumindest mal üblich gewesen war.
Geht natürlich auch umgekehrt, wie dieser Beitrag zeigt. Und derartige Leistungen lassen eine dramatische Handlung ins komische abgleiten.
Die Originalfassung kann aber auch die Stimmung zum Teil besser transportieren, alsmanche Synchronisation. Persönlich lenken mich aber Untertitel zu sehr vom Handlungsablauf ab. Liegt vielleicht auch an dwer zu seltenen Nutzung derartiger Möglichkeiten.
Gleicher Trend hier in der Schweiz. Vor 20 Jahren wollte fast niemand eine Synchronisierte Fassung schauen, heute fast nur noch. Ist sehr schade. Meine Frau meint allerdings, japanische Untertitel seien noch schlimmer, da man (sofern man beides gut versteht) zwei Geschichten auf der Leinwand hat.
Ja, Untertitel… es ist manchmal erstaunlich, was die Übersetzer manchmal daraus basteln. (Ich weiß, sie haben sehr begrenzten Raum, von daher kann man nicht alles drauf packen…)
Und man entwickelt für sich selbst eine Art Image von Schauspieler… dann ist man entweder sehr enttäuscht (oder positiv überrascht), wann man die Originalstimme zum ersten Mal gehört haben. ^^
@Felix
Kann nur zustimmen, die unart Filme zu synchronisieren nimmt immer mehr zu. Meist nicht zum Vorteil des Filmes. Wohl ist es möglich Filme auf eine Art und Weise zu synchronisieren das der Spirit dabei nicht auf der Strecke bleibt, in der Realität sieht es aber so aus das mit zu wenig Sorgfalt vorgegangen wird.
Die immer wieder gehörte Aussage das das lesen der Untertitel den Filmgenuss störe halte ich für Schwachsinn. Ich persönlich zumindest vergesse nach wenigen Minuten den Untertitel völlig und tauche in den Film ein. Womit ich niemanden zum Legastheniker stempeln will. Auf jeden Fall ist das Original, der überarbeiteten Kopie immer vorzuziehen.
「差し支えなければ、殺すわよ」
Wenn man als unter 40-jähriges weibliches Wesen so redet (von Ojou-samas mal abgesehen), wird man doch ausgelacht in Japan.
Wobei manchmal die Frauensprachen schöne Effekte haben kann. Ein gesäuseltes ちょっとよろしいかしら? sollte die meisten Leute vorwarnen, dass Ärger im Anmarsch ist.
@Julia
“殺すわよ” – ja, ein besseres Beispiel gibt es wirklich nicht!