Azazbu-Juban, unweit von Roppongi und wie eben jenes im zentralen Stadtteil Minato-ku gelegen, ist eines der angesagtesten Viertel von Tokyo, auch kulinarisch, und genau dort liegt das etwas hippe Ramen-Restaurant, beziehungsweise eher eine Ramen-Bar, Ichikoro. Der Name ist ein 語呂合わせ der Zahlen 156, die entsprechend groß über dem Eingang prangen. Im Inneren gibt es eine sehr lange Küche mit 16 Plätzen am Tresen und ein paar kleine Tische – das Etablissement ist größer als der Durchschnitt, aber von der Atmosphäre her noch genau richtig.
Ichikoro hat tagtäglich geöffnet, und zwar von 11 Uhr bis 4 Uhr morgens. Genau richtig also für eine Schale Ramen zum Mittag – oder aber auch spät in der Nacht, gepaart mit einem kühlen Getränk. Den Laden gibt es, wenn auch zuerst an etwas anderer Stelle, seit 2014, und er ist mittlerweile so erfolgreich, dass es nun auch ein paar Ablager gibt, doch das Restaurant ist der 本店 – die Hauptfiliale.
Auffällig ist die Spezialisierung auf Huhn – die Spezialität ist eine hühnerbasierte, weiße Suppe mit Salz und viel Kollagen. Man bietet aber viele Alternativen an, und die sehen alle sehr ansprechend aus: Zum Beispiel Mazesoba mit einer dicken Suppe auf Basis von Huhn und getrockneten Sardinen oder Shrimp-Tantanmen ohne Suppe. Das vorbildliche Menü – es enthält Fotos, kurze Beschreibungen der Gerichte, eine englische Übersetzung des Gerichts und glasklare Preise – liess mir die Entscheidung schwerfallen, denn es sah alles sehr gut aus. Letztendlich habe ich mich für etwas experimentelles entschieden – Toritama Cheese Mazesoba. In der Beschreibung stach das Wort “Edamer” heraus, was ich bei Ramen noch nie gehört habe (es gibt durchaus hier und da Varianten mit billigstem und oft undefinierbarem Käse).
Die Nudeln waren etwas dick, gut bissfertig und hatten einen sehr angenehmen Eigengeschmack. Die Käsemenge war relativ groß, und garniert war das ganze mit einem rohen Eigelb, einer Scheibe Hühnerfleisch, etwas Röstzwiebeln und rohen Zwiebelstückchen. Einmal mit den Flaschen für scharfes Öl und Essig darüber, gut durchgemischt – und heraus kam ein herzhaftes, sehr ausgewogenes Gericht, bei dem ich etwas traurig war, als die Schale plötzlich alle war.
Für Ramen-Puritaner ein bisschen Overkill, macht Ichikoro Lust auf mehr. Hier werde ich sicherlich zurückkehren, um auch die anderen Varianten zu probieren. Für ausländische Touristen ohne Japanischkenntnisse ist der Laden bestens geeignet, zumal die Angestellten, da in Azabu-Juban, Ausländer gewohnt sind.