BlogÖko und Antiöko auf Japanisch

Öko und Antiöko auf Japanisch

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Manche Sachen gibt es wohl wirklich nur in Japan. Spätestens in der Mittelstufe gewöhnen sich Mädchen eine – vom heutigen Standpunkt aus betrachtet – echte Unsitte an: Permanent die Toilettenspülung zu benutzen, während sie auf dem Pott sitzen. Warum? Um etwaige Darm- oder sonstige Geräusche zu vertuschen. Das Konzept von “kawaii” (niedlich) und Geräusche, die an ein sich entleerendes Pferd erinnern könnten, passen nun mal nicht zusammen.
Da nun aber jüngst der Umweltschutz wie die Pest über das Land gekommen ist, musste eine Lösung her: Nun kann man mittels gross angelegter Kampagnen die Damen der Schöpfung dazu erziehen, eben nicht permanent an der Strippe zu reissen (obwohl, die gibt es hier nicht – hier gibt es ja nur Hebel oder Knöpfchen). Das aber würde wahrscheinlich erst nach Jahren greifen – wenn überhaupt.
Also muss eine clevere Lösung her: Ein Gerät neben der Arbeitsfläche, das auf Knopfdruck Musik abspielt oder die Spülung imitiert. Wie das klingt, kann ich (aus ich hoffe verständlichen Gründen) nicht aus erster Hand berichten, aber ich stelle mir eine Frauentoilette in Japan, zumindest wenn sie mit den Geräten bestückt sind, fast wie eine Disko vor – nur ohne Glitzerkugel.
Diese Erfindung ist übrigens schon ein paar Jahre alt. Man muss an dieser Stelle aber auch Japan loben für seine Toiletten: Das Wasserbecken für die Spüle ist meist in ca. 1 m Höhe angebracht, hat oben ein kleines Becken und einen Wasserhahn darüber. Stellt man nun Seife daneben und legt ein Handtuch bereit, spart man das Wasser für das Händewaschen danach.


otohime

“Otohime” für das Prinzesschen von heute

 
Das Wort des Tages: 音姫 otohime – “oto” ist das Geräusch, “hime” die Prinzessin. So heissen die Geräte. Das ganze ist ein Wortspiel: 乙姫 (auch otohime gelesen) bedeutet auch Prinzessin.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

16 Kommentare

  1. Ja das ist wirklich eine Unsitte, die aber wohl hauptsächlich auf öffentlichen Toiletten greift.

    Andererseits was ich so auf Männerklos schön gehört habe, da wünscht man sich manchmal eine übertönende Musik, wobei das dann Heavy Metal sein müsste, bei der Geräuschlage da. ;)

    Das mit dem Spülkasten als Waschbecken finde ich auch toll und ist natürlich auch meist platzsparend.
    Für die “Nichtwissenden” sollten wir aber z.B. erklären, dass in japanischen Wohnungen Toiletten IMMER separat von “Bad” sind.
    Was ich auch super finde.

    Waschletts sind auch so eine Erfindung die z.B. Papier sparen helfen können.
    (Abwasser ohne Papier ist leichter aufzubereiten als mit wurde mir mal im Klärwerk erklärt, verstopft dann auch weniger die Leitungen)
    Wenn man das dann noch mit Regenwasser betreiben würde statt Trinkwasser (mhhh ok wird dann handwaschtechnisch schwierig wieder).

    Ach ja und das Toiletten hier fast alle eine flüssig/fest Auswahl für die Spülung haben ;) ist auch recht nett… ökologisch gesehen.

  2. Dass asiatische Toiletten irgendwie moderner sind als europäische ist klar, aber auch hier gibt es ja die Möglichkeit weniger und mehr Wasser kommen zu lassen. Das geht sowohl mit den entsprechenden Spülkästen oder auch einfach, indem man den Knopf nur leicht oder voll runterdrückt.

    Naja, allgemein kann ich dem Thema nicht so viel abgewinnen, aber Frauen sind allgemein seltsam genug. Ich verstehe z.B. nicht, warum sie in Deutschland in der Schule meistens mindestens zu zweit auf die Toilette gehen. Ist zwar umwelttechnisch egal, aber eine dubiose Angewohnheit.

  3. Na, ist doch klar Stefan, zu zweit lästert es sich besser. ;)

    Wie sehr muss man eigentlich Angst haben bei einer jap. Toilette (westlicher Art) hinterher nicht die Spülung zu finden bzw. was falsches zu drücken?

  4. @Hamu-Sumo
    achhh alles halb so wild, wenn man Pech hat erwischt man nur den Knopf zum Tampon wechseln am Waschlet…

    der Schmerz vergeht aber auch bald dann ;)

    Nein im Ernst ev. hat man höchstens Pech und erwischt den Notrufknopf :)

  5. Also ich finde es ja immer recht amüsant, wenn das Konzert auf den öffentlichen Toiletten losgeht. Am besten noch mit Leistungsgeräuschen der jeweiligen Pressperson! Das da Damen einige Probleme haben ist sicher nicht nur in Japan zu beobachten. Neu ist allerdings, die Toilettenspülung zwecks Übertönung jener Geräusche zu benutzen. Ich würde es vielleicht verstehen, der Masse Herr zu werden oder den Gerüchen entgegenzuwirken. Dann sollte doch lieber die Fahrstuhlmusik auf der Toilette etwas lauter gestellt werden.

    “Da nun jüngst der Umweltschutz wie die Pest über das Land gekommen ist…” – ich versteh das mal als gut gemeinte aber schlecht ausgewählte Maßnahmen. Gibt es sonst in Japan keine Probleme mit der Umweltverschmutzung? Würde mich sehr wundern bei der Masse an Menschen und Plastiktüten.

  6. Was können 10Männer, das nur eine Frau kann. In die Toilette Pinkeln^^
    Musik und neben geräusche um das Hauptgeräusch zu übertönen^^, bald gibt es das Press- und Plumpsgeräusch aus dem Radio, für die läute, bei denen es nicht laut ist.

  7. Die High Tech Toilleten die in Japan verwendet werden wurden übrigens in der Schweiz erfunden. Hab ich mal irgendwo gelesen, ich glaube bei Wikipedia.

  8. @Michael
    “Knopf zum Tampon wechseln” … der war gut!

    @Terry
    In den Grossstädten eigentlich nicht – da gibt es ja keine Umwelt mehr. Nein, Japan hat weiss gut genügend Umweltprobleme, man muss aber wohlgesonnen dazu anmerken, dass sich etliches gebessert hat – die Luftqualität zum Beispiel. Man muss nur in kurzer Folge Tokyo und Peking besuchen, um den Fortschritt in Sachen Umwelt in voller Breite wahrzunehmen.

    @Christian
    “Hab ich mal irgendwo gelesen” … na, das ist ja klasse recherchiert :-) Wenn Du einen Link findest, sag bescheid.

  9. Diese Toiletten mit Spuelsound (per Infrarot-halt-die-hand-dran-dann-25sekunden-spuel-sound) haben wir seit eh und jeh auf der Arbeit.
    Ich hab mich so dran gewoehnt! Einfach Tuer zu, Hand kurz ranhalten und schon kann man mit “der Arbeit” loslegen ;-)

    Die gleiche Toilette fuer Maennlein und Weiblein (nicht die selben!). Bei den Maennern verwenden manche dieses Wasser oben am Spuelkasten, manche verwenden gar nix (ein Hoch auf die Stehpisser. die noch Maenner sind!?)
    Bei den Frauen verwendet keine dieses Wasser, sondern die gehen um die Ecke und waschen sich (mit Seife) ordentlich die Haende an einem Waschbecken.

    Bemerkenswert; Nach dem Mexico Grippe Gehype fing mein Chef auf einmal an, sich nachm Pissen die Haender mit Seife zu waschen! Hat er bisher einwandfrei durchgehalten!

    Es leben die japanischen (Buero) Waende. Alle wissen alles! Hehehe.

  10. @Christian
    Die Schweitzer mögen Rikola erfunden haben… aber sonst? ;)

    @Tabibito
    hehe danke…
    Real hat sich mal ein Bekannter bei seinem ersten Besuch eines Waschletts “blamiert”.
    Er sitzt drauf und drückt neugierig einen Knopf als auf einmal “Sich ein kalter harter Finger in meinen Allerwertesten rammt” (Seine Worte)
    Er soll wie ein kleines Mädchen aufgeschrien haben :D

  11. Ein sehr interessantes Thema. Was vielleicht noch zu erwähnen wäre ist die Tatsache das es auch Gemeinschaftstoiletten gibt, also sowohl für die Damen wie für die Herren. Gerade bei knappen Raumverhältnissen ist dies in Bars und Restaurants anzutreffen. Ein unvergessliches Erlebnis dazu hatte ich auf meiner ersten Japanreise dazu. Ich ging auf Toilette, die wie ich annahm eine Herrentoilette war, stehe am Pissoir und lasse es laufen. Da öffnet sich die Tür und natürlich geht mein Blick auf den Eintretenden. Dann der Schock, eine Frau tritt ein. Im Sekundenbruchteil rasen folgende Gedanken durch mein Hirn. Scheisse, ich bin auf der Damentoilette, wie peinlich !! Halt nein ich stehe hier am Pissoir das ist doch ein Herrenklo. Sie ist falsch nicht ich. Gott sei Dank.
    Die Frau geht währendessen, ohne scheinbar von mir Notiz zu nehmen,in eine Kabine und schliesst die Tür. Ich völlig perplex weiss nicht wie mir geschah. Später dann die Erklärung es gab in diesem Yakitori-ya nur ein WC für beide Geschlechter.
    Was mich ebenfalls überrascht hat die Japaner sind, wie die Amerikaner, sogenannte Tupfer. Das WC-Papier ist sehr dünn und wird nicht gefaltet sondern geknüllt, um dann anschliessend damit zu tupfen. Als Europaer hat das zur Folge das man sich dumm und dämlich faltet bis man ein Toilettenpapier mit der gewohnten “Streichfähigkeit” hat. Das hört sich jetzt etwas seltsam an aber ein besseres Wort ist mir nicht eingefallen für diese delikate Angelegenheit.
    Es sind diese Alltäglichkeiten die Reisen in fremde Kulturen interessant machen und die für mich bleibende Eindrücke hinterlassen. Wie diese Japanerin die mich beim pinkeln überrascht hat. In diesem Sinne Dewa Mata

  12. Das mag jetzt etwas komisch für einen ersten Kommentar sein, aber… @Heydal: Ich “knülle” auch. ;) Vielleicht divergiert das also auch schon zwischen Deutschland und Schweiz. Oder aber ganz Europa ist kein homogener WC-Papier-Gebrauchsart-Raum! Faszinierend.

  13. @Bundo
    Habe den Artikel von “Die Zeit” herausgesucht der sich mit dem Thema beschäftigt

    http://www.zeit.de/2005/51/T-Klopapier?page=all

    Du hast recht selbst innerhalb Europas gibt es Unterschiede. In Deutschland gehört die überragende Zahl der Menschen, nämlich 90%, zu den Faltern, und nur 6% zu den Knüllern. Wer sich nun fragt was mit den restlichen 4% ist,dem sei gesagt es gibt auch noch die sogenannten Wickler. Und die Ein-Blatt-Abreisser. Wobei sich hier die Frage stellt ob diese beiden nicht Untergruppen sind der Streicher bzw der Tupfer. Interessant wäre es wie sich dieser unterschiedliche Gebrauch des Toilettenpapiers sozialisiert. Wird bei Eltern die Tupfen, das Kind trotzdem zum Streicher? Faszinierend in der Tat (.D
    Heydal

  14. heydal, you made my day! war erst grade in amiland und hab mich mal wieder gewundert bis aufgeregt, warum die immer die klopapierrolle so saudaemlich haengen, dass falten und ordentliches abreissen schon ausgepraegter origami-faehigkeiten bedarf. knuellen erklaert alles.wobei, aeh, beim grossen geschaeft mir tupfen nicht sonderlich praktisch (will sagen: reinigend) scheint. nuja…

    um zum urspruenglichen thema noch was beizutragen (ausserdem zu der in einem weiteren beitrag hier ankommentierten kulturellen an- und einpassung von expats): ja, ich benutze auf arbeit inzwischen die otohime (die hier “nur” spuelgerauescht – von wegen disco und so) fast immer. aber zumindest dann, wenn noch wer im toilettenraum ist. bei nicht vorhandener geraueschprinzessin geht bei mir umweltschonendes wassersparen jedoch weiter vor kultureller hoeflichkeit.

    und zum diskussionspunkt “haben die keine anderen umweltprobleme?” wuerd ich ma sagen, dass dauerspuelen bei 50% der bevoelkerung schon nen signifikanten zusatzverbrauch an wasser bringt, dass dann geklaert werden muss. offenbar war das problem ausreichend gross – denn generell sind japanerInnen ja nicht auf wassersparen geeicht. diejenigen, die ich kenne, jedenfalls. z.b. wird der abwasch generell unter fliessend wasser gemacht. oder auch mal nen bad eingelassen und dann doch nicht drin gebadet. mensch scheint hier der auffassung, es gibt genug wasser hier – und um’s klaeren scheren wir uns nicht.

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